Dow Jones schwach Ein Hauch von Bankenkrise
Die guten Zahlen von Microsoft und Alphabet konnten die Aktienmärkte zur Wochenmitte nicht beflügeln. Neue Sorgen im US-Bankensektor trübten die Laune.
Zum Handelsende hin nahm die Nervosität an der Wall Street zu. Der Leitindex Dow Jones ging mit einem Minus von 0,7 Prozent aus dem Handel. Die Sorgen um die angeschlagene First Republic Bank ließen die Aktie um über 40 Prozent abstürzen. Bereits am Dienstag war das Papier nach der Zahlenvorlage des US-Regionalinstituts um fast 50 Prozent eingebrochen. Der überraschende Einlagenabfluss von mehr als 100 Milliarden Dollar sorgte für Aufregung am Markt. Analysten blicken angesichts des massiven Einlagenabflusses bei dem Regionalinstitut mit Sorge auf die Rettungsbemühungen.
Besser lief es angesichts der guten Quartalsergebnisse der beiden Tech-Riesen Microsoft und Alphabet an der Technologiebörse Nasdaq. Der Nasdaq 100 konnte 0,6 Prozent hinzugewinnen.
Auch in Europa wurden die Anleger von der Unruhe im US-Bankensektor verunsichert. Der DAX büßte ein halbes Prozent ein. "Die Börsen stehen in dieser Berichtssaison im Spannungsfeld zwischen Tech und Banken", sagte Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Die Verbraucherlaune in Deutschland ist wegen besserer Konjunktur- und Einkommensaussichten zwar so gut wie seit über einem Jahr nicht mehr, bleibt aber auf niedrigem Niveau. Das für Mai berechnete Barometer für das Konsumklima legte um 3,6 Punkte auf minus 25,7 Zähler zu, wie die Marktforscher der GfK mitteilten. Mit dem siebten Anstieg in Folge wurde der höchste Stand seit April 2022 erreicht. Die Einkommenserwartungen erreichten erstmals wieder das Niveau von vor dem Beginn des Ukraine-Krieges.
Der Euro konnte sich wieder über der Marke von 1,10 Dollar etablieren. Mit 1,1095 Dollar notierte er zwischenzeitlich so hoch wie seit März 2022 nicht mehr. Die Gemeinschaftswährung profitiert weiter von der Erwartung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in den nächsten Monaten noch stärker an der Zinsschraube drehen wird als die amerikanische Notenbank. Kroatiens Notenbankchef Boris Vujcic stellte weitere Zinserhöhungen der EZB in Aussicht. "Die Inflation geht zurück, aber die Kerninflation ist hartnäckig hoch", sagte Vujcic der slowenischen Zeitung "Delo". Der geldpolitische Rat der EZB, dem Vujcic angehört, entscheidet am Donnerstag nächster Woche über den künftigen Kurs. Gegenwärtig ist nicht ganz klar, in welchem Ausmaß die Notenbank den Leitzins erhöht.
Kryptowährungen sind angesichts neuer Sorgen um den US-Bankensektor wieder angesagter. Am Nachmittag stieg der Kurs des Bitcoin vorübergehend über die Marke von 30.000 Dollar. "Aus Furcht vor einem weiteren Bankenbeben steuern Anleger erneut Anlagealternativen wie etwa Bitcoin an", kommentierte Timo Emden von Emden Research. Bereits während der Bankenturbulenzen vor gut einem Monat hatten Anleger die Kryptowährungen angesteuert. Diese gelten gerade unter Kritikern des herkömmlichen Finanzsystems als Alternativwährungen.
Angesichts anhaltender Konjunktursorgen hat der Preis für Rohöl aus Europa wieder den Stand vor Bekanntwerden der OPEC-Förderkürzung Anfang April erreicht. Am Abend notierte ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent über zwei Prozent tiefer bei 79,15 Dollar. Dabei sind die Ölreserven der USA in der vergangenen Woche stärker gefallen als erwartet. Die Lagerbestände an Rohöl sanken im Vergleich zur Vorwoche um 5,1 Millionen auf 460,9 Millionen Barrel. Die tägliche Ölproduktion fiel um 0,1 Millionen auf 12,2 Millionen Barrel.
Die Boeing-Aktie legte gegen den Markttrend zu. Der US-Flugzeugbauer vermeldete zwar einen erneuten Quartalsverlust von 425 Millionen Dollar. Trotz der jüngsten Probleme beim Mittelstreckenjet 737 MAX bestätigte Boeing aber seine Jahresziele und kündigte an, die Produktion bald weiter hochzufahren. Boeings Umsatz wuchs im ersten Quartal im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 17,9 Milliarden Dollar, und der Verlust ging um rund zwei Drittel zurück. Zudem verbrannte Boeing weniger Barmittel als von Analysten erwartet.
Beim Tech-Riesen Microsoft laufen die Geschäfte dank gefragter Software- und Cloud-Services rund. In den drei Monaten bis Ende März legte der Umsatz im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 52,9 Milliarden Dollar zu. Unterm Strich verdiente der Konzern 18,3 Milliarden Dollar und damit rund neun Prozent mehr. Microsoft übertraf die Prognosen der Wall-Street-Analysten.
Auch die Google-Mutter Alphabet hat die Markterwartungen übertroffen. Der Internetriese verbuchte im ersten Quartal des Jahres nach eigenen Angaben einen Gewinn von 15 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg auf knapp 70 Milliarden Dollar. Das war rund eine Milliarde Dollar mehr als von Analysten erwartet.
Die Kursturbulenzen der vergangenen Monate haben der Deutschen Börse ein überraschend starkes Quartalsergebnis beschert. Das Umsatzwachstum fiel mit 16 Prozent auf 1,231 Milliarden Euro höher aus als erwartet. Der Reingewinn stieg um zwölf Prozent auf 473 Millionen Euro. "Im ersten Quartal 2023 haben sich die Handelsvolumina sehr stark entwickelt", sagte Finanzchef Gregor Pottmeyer. Die Deutsche Börse wachse aber auch strukturell. "Wir rechnen daher damit, dass wir im laufenden Geschäftsjahr am oberen Ende unserer Prognose - oder bei unverändert hohem zyklischen Rückenwind sogar leicht darüber - liegen werden." Der Börsenbetreiber peilt für 2023 einen Umsatz von 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro an. Das operative Ergebnis soll bei 2,6 bis 2,8 Milliarden Euro liegen.
Stärkster Titel im DAX war die Vonovia-Aktie. Der Immobilienkonzern verkauft für eine Milliarde Euro eine Minderheitsbeteiligung an seinem "Südewo"-Wohnungsportfolio in Baden-Württemberg an den US-Finanzinvestor Apollo. Vonovia habe sich zudem eine langfristige Option zum Rückkauf der Beteiligung gesichert, eine Verpflichtung bestehe aber nicht. Vonovia will das über 21.000 Wohnungen umfassende Portfolio weiter bewirtschaften.
Beiersdorf ist mit Zuwächsen in das neue Geschäftsjahr gestartet. Die Umsätze wuchsen im ersten Quartal in allen Regionen, besonders stark in der Region Amerika, das DAX-Unternehmen bei der Veröffentlichung seiner endgültigen Zahlen für das erste Quartal mitteilte. Wie bereits bekannt stiegen die Erlöse um 12,2 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. Die Anfang April erhöhte Prognose bestätigte der Konsumgüterkonzern. Für 2023 geht Beiersdorf von einem Wachstum aus eigener Kraft im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich aus.
Eine hohe Nachfrage nach Düften, kosmetischen Wirkstoffen und Produkten für Haustierfutter hat Symrise einen guten Jahresstart beschert. Der Umsatz stieg im ersten Quartal um fast 13 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro, etwas stärker als von Analysten erwartet. Vor allem bei Düften im Luxussegment legte der DAX-Konzern kräftig zu und erzielte hohe, prozentual zweistellige Zuwächse ebenso wie im Bereich Heimtiernahrung.
Der Aktie von Puma machte ein rückläufiges Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Quartal zu schaffen. Der Konzernumsatz stieg währungsbereinigt um 14,4 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro. Auf Besserung hofft der Sportartikelkonzern aus dem MDAX erst im zweiten Halbjahr, im laufenden Quartal sei maximal mit einem Wachstum von fünf Prozent zu rechnen.
Der Maschinenbauer Heidelberger Druck hat im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 noch stärker zugelegt als zuletzt erwartet. Der Umsatz sei in den zwölf Monaten bis Ende März von knapp 2,2 Milliarden im Vorjahr auf rund 2,4 Milliarden Euro geklettert, teilte das SDAX-Unternehmen mit. Der Gewinn zog von 33 Millionen auf rund 90 Millionen Euro an. Die Gründe für den starken Gewinnanstieg lagen im verbesserten operativen Ergebnis und einmaligen Entlastungen im Finanz- und Steuerergebnis.
Der Online-Broker FlatexDegiro hat im ersten Quartal wieder etwas bessere Geschäfte gemacht als noch Ende 2022. Die Zahl der Transaktionen und der Umsatz zogen in den drei Monaten bis Ende März an. Der um Sondereffekte bereinigte Umsatz zog im Vergleich zum vierten Quartal um zwölf Prozent auf 98,3 Millionen Euro an. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank dagegen wegen höherer Rückstellungen und hoher Marketingausgaben um rund zwei Drittel auf 19,4 Millionen Euro, wie das SDAX-Unternehmen nach Börsenschluss mitteilte. Das Management bestätigte die Prognosen für das laufende Jahr.
Frankreichs größter Telekom-Konzern Orange konnte zu Jahresbeginn Preiserhöhungen durchsetzen. Der Konzern steigerte sein bereinigtes Betriebsergebnis im ersten Quartal um 0,5 Prozent auf 2,59 Milliarden Euro und erfüllte damit die Erwartungen der Analysten. Vor allem die Märkte in Afrika und dem Nahen Osten sowie Preisanhebungen hätten zum Wachstum beigetragen.