Auch DAX schließt leicht höher Technologiefirmen verhelfen Wall Street ins Plus
Nach einem trägen Handelsstart hat die Erholung an den Börsen trotz der Zweifel an möglichen Zinssenkungen angehalten. Der Dow Jones stieg zum siebten Mal in Folge und auch der DAX drehte noch in die Gewinnzone.
Sinkende Renditen der US-Staatsanleihen und Kursgewinne bei Technologieunternehmen haben die Wall Street heute ins Plus gehievt. So sorgte vor allem eine positive Entwicklung beim IT-Überwachungs-Anbieter Datadog für gute Stimmung unter den Investoren. Die Aktie sprang um knapp 30 Prozent in die Höhe. Die Papiere anderer Software-Entwickler wie Zscaler, Atlassian und Adobe stiegen in dem Zuge ebenfalls zwischen drei und vier Prozent. Gefragt waren auch Branchenriesen wie Microsoft, Apple und Amazon.
"Am Anfang haben die höheren Zinssätze die Technologieriesen unter Druck gesetzt, da sie Investitionen teuer machen", kommentierte Rick Meckler, Partner beim Vermögensverwalter Cherry Lane Investments. Jetzt seien sie in einem unsicheren Markt mit ihren starken Bilanzen "eine Art Fels in der Brandung".
Die US-Börsen knüpften an ihre moderaten Gewinne zum Wochenstart an. Der Leitindex Dow Jones notierte 0,17 Prozent fester bei 34.153 Punkten. Damit stieg er zum siebten Mal in Folge und erreichte im Handelsverlauf den höchsten Stand seit fast sieben Wochen. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,29 Prozent nach oben. Der Nasdaq 100 gewann 0,93 Prozent.
Die Technologie-Rally linderte damit die Auswirkungen der ersten Zweifel an der Absicht der US-Notenbank Fed, die Zinsen bald wieder zu senken. Diese hatten im frühen Handel noch für Ernüchterung am Aktienmarkt gesorgt. US-Notenbanker Neel Kashkari sagte, dass die Fed wahrscheinlich noch mehr Arbeit vor sich habe, um die Inflation zu kontrollieren. Demnach sei es zu früh, schon den Sieg über die Teuerung zu verkünden.
Die Äußerungen von Kashkari hätten den Markt zeitweise "wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt", erklärte Ökonom Stuart Cole vom Broker Equiti Capital. Viele Anleger hätten sich zuletzt "zu der Annahme hinreißen lassen, dass eine Lockerung der Geldpolitik unmittelbar bevorsteht". Geplant für den Abend sind die Reden weiterer Notenbanker wie Christopher Waller und John Williams.
Mit Spannung warteten Investoren aber vor allem darauf, ob Fed-Chef Jerome Powell bei seinem morgigen Auftritt seinen gemäßigteren Ton beibehält, der in der vergangenen Woche neben schwachen US-Arbeitsmarktdaten zu einer globalen Kurserholung der Börsen geführt hatte.
An einem lange zähen Handelstag haben auch die Anlegerinnen und Anleger am deutschen Aktienmarkt doch noch zugegriffen. Auch an der Frankfurter Börse machten sich zunächst Skepsis gegenüber dem geldpolitischen Kurswechsel breit.
Gleichzeitig sanken an den Anleihemärkten jedoch die Renditen, was die Börsen etwas gestützt haben dürfte. "Anleger greifen in diesen Tagen bei Aktien zu, weil die sich abschwächende Konjunktur eine lockerere Geldpolitik und am Ende auch Zinssenkungen erfordert", schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets.
Der DAX ging letztlich 0,11 Prozent höher bei 15.153 Punkten aus dem Handel, nachdem er zum Wochenauftakt leicht nachgegeben hatte. Die Konsolidierung über der 15.000-Marke setzt sich damit fort. Getrieben von einem starken Kurssprung bei Telefonica Deutschland, der von einer Übernahmeofferte ausgelöst wurde, legte der MDAX deutlicher zu und gewann 0,8 Prozent auf 25.108 Zähler.
Chinas Außenhandel ist im Oktober verglichen mit dem Vorjahresmonat bei Exporten und Importen zwar um 2,5 Prozent zurückgegangen, doch der Anstieg bei den Importen in das Land deutet nach Experten auf eine Erholung der Konjunktur in China hin.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat heute seine Wachstumsprognose für Chinas Wirtschaft im laufenden Jahr erhöht. Der IWF geht nunmehr davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2023 um 5,4 Prozent zulegen wird. Bislang hatte der IWF nur einen Zuwachs von fünf Prozent veranschlagt.
Die deutsche Industrie entwickelt sich dagegen weiter schwach. Im September ging die Gesamtproduktion auf Monatssicht um 1,4 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Es ist bereits der vierte monatliche Rückgang in Folge. Analysten hatten im Schnitt ein Minus von 0,1 Prozent erwartet. Im gesamten dritten Quartal sank die Produktion zum Vorquartal um 2,1 Prozent.
Der Kurs des Euro ist heute unter 1,07 US-Dollar gerutscht. Die Gemeinschaftswährung notierte im US-Handel zuletzt bei 1,0697 Dollar. Sie gab damit zum Dollar bereits den zweiten Tag in Folge nach. Am Freitag hatte der Euro noch von unerwartet schwachen Zahlen vom US-Arbeitsmarkt profitiert. Nach jüngsten geldpolitischen Äußerungen von Seiten der US-Notenbank herrschte nun aber wieder ein Stück weit Ernüchterung.
Der Ölpreis ist auf den tiefsten Stand seit dreieinhalb Monaten gefallen. Die Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI gaben gaben jeweils knapp vier Prozent auf 81,91 beziehungsweise 77,64 Dollar pro Barrel (159 Liter) nach. Für Verunsicherung sorgten gemischt ausgefallene Wirtschaftsdaten aus China. "Vor allem der erneut starke Rückgang der für China so wichtigen Exporte ist ein Grund zur Sorge", konstatierte Thomas Altmann, Portfoliomanager vom Vermögensverwalter QC Partners.
Der starke Rückgang der Ölpreise setzte den gesamten Energiesektor zu. Die Anteilsscheine von Konzernen wie Exxon Mobil, Chevron, Occidental Petroleum und Marathon Oil verloren zwischen 2,6 und 4,3 Prozent.
Die Papiere der Deutschen Börse liegen heute mit einem Plus von 3,5 Prozent an der Spitze im DAX. Der Konzern schraubte seine Umsatz- und Gewinnerwartungen für die nächsten Jahre nach oben. In Summe rechnet er nun mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum der Nettoerlöse im Vergleich zum Jahr 2022 von rund zehn Prozent auf rund 6,4 Milliarden Euro im Jahr 2026. Den operativen Gewinn (Ebitda) will der Frankfurter Marktbetreiber bis einschließlich 2026 um jährlich durchschnittlich etwa elf Prozent auf rund 3,8 Milliarden Euro steigern. Zudem kündigte das Unternehmen an, eigene Aktien zurückkaufen. Beginnend im ersten Quartal 2024 sollen Anteilsscheine für 300 Millionen Euro erworben werden.
Dagegen sackten die Papiere von Daimler Truck am DAX-Ende nach Zahlen um 4,6 Prozent auf das niedrigste Niveau seit Anfang Juni ab. Der Nutzfahrzeughersteller erzielte zwar drei Prozent mehr Umsatz und ein besseres operatives Ergebnis, das bereinigte Betriebsergebnis legte von Juli bis September um fünf Prozent auf 1,34 Milliarden Euro zu. Allerdings verkaufte der Weltmarktführer für Schwerlaster im dritten Quartal mit knapp 129.000 Fahrzeugen fünf Prozent weniger als vor Jahresfrist.
Der spanische Telefonica-Konzern will überraschend seine Tochter Telefonica Deutschland komplett übernehmen. Für rund 840 Millionen ausstehende Anteile wollen die Spanier 2,35 Euro je Aktie zahlen. Entsprechend raste der Kurs von Telefonica Deutschland im MDAX um fast 40 Prozent auf die Höhe des Angebots nach oben. Zuvor hatte das Unternehmen von einem deutlichen Kundenzuwachs in Deutschland berichtet. Die Marke O2 hat im dritten Quartal 2023 nach dem Abzug von Kündigungen rund 400.000 Mobilfunk-Kunden hinzugewonnen.
Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hat im Sommer das lukrativste Quartal seiner Geschichte erlebt. Im dritten Quartal stieg das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Vergleich zum Vorjahr um rund 14 Prozent auf 478 Millionen Euro. Damit schnitt Fraport nicht nur besser ab als von Analysten erwartet, sondern übertraf auch das Ergebnis aus dem Sommer 2019 vor der Corona-Krise. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre mit rund 236 Millionen Euro mehr als doppelt so viel Gewinn wie im dritten Quartal 2022.
Der Anlagenbauer Gea will für bis zu 400 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen. Der Erwerb erfolge im Zeitraum November 2023 bis Anfang 2025 über die Börse, teilte das Unternehmen mit. Die so erhaltenen Aktien sollen ebenso wie die im Rahmen des Rückkaufprogramms 2021/22 gekauften Papiere eingezogen werden. Damals wurden Anteilscheine für 300 Millionen Euro erworben.
Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hat bei den Jet-Auslieferungen im Oktober einen größeren Schritt in Richtung seines Jahresziels gemacht. Im abgelaufenen Monat fanden 71 Passagierjets den Weg zu ihren Käufern und damit 16 mehr als September, wie der DAX-Konzern mitteilte. In den ersten zehn Monaten hat der Hersteller damit 559 Maschinen ausgeliefert. Um sein Jahresziel von 720 Jets zu erreichen, muss er im November und Dezember insgesamt 161 Flugzeuge fertig und vom Hof bekommen. Im Oktober holte Airbus zudem neue Bestellungen über 119 Maschinen herein, musste aber auch 26 Stornierungen hinnehmen.
Ebay hat die Anleger mit der Umsatzprognose für das Weihnachtsgeschäft enttäuscht. Die Online-Handelsplattform stellte für das laufende Quartal Erlöse zwischen 2,47 und 2,53 Milliarden Dollar in Aussicht. Analysten hatten sich im Schnitt auf 2,6 Milliarden Dollar eingestellt. Im vergangenen Vierteljahr legte der Umsatz im Jahresvergleich um fünf Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar zu. Unter dem Strich gab es einen Gewinn von 1,3 Milliarden Dollar (1,2 Mrd Euro) nach roten Zahlen von 70 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Den Ausschlag dafür gaben unter anderem Bewertungsgewinne.
Der Chemiekonzern Evonik hatte auch im dritten Quartal mit schwacher Nachfrage zu kämpfen. Der Umsatz fiel in den drei Monaten bis Ende September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 23 Prozent auf 3,77 Milliarden Euro. Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) blieben 485 Millionen Euro übrig und damit zwar etwas mehr als im Vorquartal, aber 21 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Der saudi-arabische Ölriese Saudi Aramco hat im dritten Quartal wegen Förderkürzungen und dem gesunkenen Ölpreis weniger verdient. Der Nettogewinn fiel gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 23 Prozent auf 32,6 Milliarden Dollar, wie der weltgrößte Ölkonzern mitteilte. Analysten hatten im Schnitt einen noch geringeren Überschuss von 31,8 Milliarden erwartet. Die Ölpreise sind zwar gegenüber dem Frühjahr gestiegen, aber immer noch weit von ihrem Niveau vom Sommer 2022 entfernt. Deswegen hatten auch andere Ölkonzerne wie Chevron und Exxon Gewinneinbrüche erlitten.
Der Bürovermieter WeWork hat seinen länger erwarteten Insolvenzantrag gestellt. Gerichtsunterlagen zufolge will das einstmals wertvollste US-Start-up nach dem als "Chapter 11" bezeichneten Verfahren eine Sanierung anstreben. Schon in der vergangenen Woche hieß es, WeWork wolle in dieser Woche den Antrag stellen, um seine Schulden in den Griff zu bekommen. WeWork wurde einst mit 47 Milliarden Dollar bewertet, ist inzwischen an der Börse jedoch nur noch 44 Millionen Dollar wert. Schwarze Zahlen hat WeWork nie geschrieben.
Der französische Energiekonzern Engie profitiert weiter von der starken Nachfrage nach erneuerbar erzeugtem Strom. Das Management schraubte seine Jahresziele laut einer Mitteilung nach einem überraschend guten dritten Quartal erneut nach oben. Anders als seine Konkurrenten war Engie zudem nicht von hohen Belastungen durch Probleme bei Windkraft-Projekten in Großbritannien und den USA betroffen.
Der Auto- und Industriezulieferer Schaeffler hat im dritten Quartal im Tagesgeschäft mehr verdient als von Experten erwartet. Trotz eines Geschäftseinbruchs im Großraum China bestätigte das Management für das Geschäftsjahr 2023 den Ausblick auf Gruppenebene - besonders dank guten Wachstums im wichtigsten Markt Europa. Der Umsatz des Konzerns stieg zwar im dritten Quartal währungsbereinigt um 0,5 Prozent, ging wegen des im Jahresvergleich stärkeren Euros jedoch nominell um 4,2 Prozent auf 4,06 Milliarden Euro zurück. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern fiel mit 340 Millionen Euro 4,1 Prozent niedriger aus.
Der Baukonzern Hochtief hat in den ersten neun Monaten mehr verdient. Vor allem laufen die Regionen Nordamerika und Europa sowie die Geschäfte des spanischen Autobahnbetreibers Abertis, an dem Hochtief rund 20 Prozent hält, deutlich besser. Der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn sei in den ersten neun Monaten im Jahresvergleich um 5,9 Prozent auf 403,1 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehmen mit.
Wegen Problemen bei seiner Holzmaschinen-Tochter Homag senkt der schwäbische Maschinen- und Anlagenbauer Dürr seine Gewinnprognose. Für 2023 werde nach Steuern nunmehr ein Gewinn von 110 bis 160 Millionen Euro erwartet, teilte der MDAX-Konzern mit. Bisher hatte das Management 160 bis 210 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die operative Marge (Ebit) nach Sondereffekten dürfte bei 4,5 bis 5,5 Prozent liegen statt wie bislang anvisiert zwischen 5,6 bis 6,6 Prozent. An den Zielen für Auftragseingang, Umsatz und Free Cashflow hielt Dürr fest. Auch die Ebit-Marge vor Sonderaufwendungen bleibe unverändert bei 6,0 bis 7,0 Prozent und dürfte nach Einschätzung des Vorstands erreicht werden.
Die Deutsche Pfandbriefbank (pbb) zollt der Krise am Immobilienmarkt Tribut und streicht ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr drastisch zusammen und kürzt die Dividende. Statt eines Ergebnisses von 170 bis 200 Millionen Euro vor Steuern rechnet der Münchner Immobilienfinanzierer nur noch mit 90 bis 110 Millionen Euro. Die Rückstellungen für faule Kredite summierten sich in den ersten neun Monaten auf 104 Millionen Euro, und auch im vierten Quartal sei eine weitere Risikovorsorge zu erwarten.