Börsen schließen im Minus Anleger blicken gebannt nach Jackson Hole
Angesichts der wichtigen Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole haben sich die Anleger an den Aktienmärkten heute zurückgehalten - trotz der hervorragenden Geschäftszahlen des US-Chipkonzerns Nvidia.
Trotz der starken Bilanz und des optimistischen Ausblicks des US-Chipkonzerns Nvidia sind die Anleger heute mit Blick auf die wichtige Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole kein Risiko eingegangen. Von den morgen anstehenden Reden von Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde erhoffen sie sich Signale, wie es mit der Zinspolitik weitergeht. Das dürfte über den weiteren Fortgang an den Börsen entscheiden.
Neue Zinssorgen weckten die heutigen Konjunkturdaten aus den USA. So war die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe erneut überraschend gesunken. Das dürfte Befürchtungen hinsichtlich der Inflationsentwicklung bereiten, weil ein starker Jobmarkt in der Regel mit steigenden Löhnen einhergeht. Zudem legten die Aufträge für langlebige Güter im Juli ohne Transportgüter wie Flugzeuge im Monatsvergleich deutlicher zu als erwartet.
Die Wirtschaftsdaten aus der weltgrößten Volkswirtschaft dürften - wie die vorangegangenen - mit dazu beitragen, "dass die Zinserwartungen bezüglich der US-Notenbank nicht vollends verschwinden", kommentierte Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Angesichts dieser unsicheren Gemengelage schloss der US-Leitindex 1,08 Prozent tiefer bei 34.099 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 ging es 1,42 Prozent abwärts. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor sogar 2,19 Prozent, nachdem er zunächst zulegen konnte.
Die vorsichtige Haltung der Anleger an den US-Börsen vor den Auftritten von Powell und Lagarde übertrug sich am Nachmittag auch auf die Märkte hierzulande. Der DAX ging letztlich mit einem Minus von knapp 0,7 Prozent bei 15.621 Punkten aus dem Handel. Dabei hatten die starken Zahlen von Nvidia dem Leitindex am Morgen noch einen fulminanten Start beschert und ihn bis auf 15.897 Punkte getragen.
Dieser Rückenwind flaute im Handelsverlauf jedoch ab. Mit dem klaren Sprung unter die 15.800-Punkte Marke trübt sich damit auch das technische Bild etwas ein. Die seit Freitag laufende Aufwärtsbewegung, die das deutsche Börsenbarometer zeitweise um über 400 Punkte in die Höhe katapultiert hatte, weist nun erste Makel auf.
Die Euphorie über eine unvermindert starke Geschäftsentwicklung des US-Chipkonzerns Nvidia hatte heute dessen Aktie kurzzeitig in Rekordhöhen katapultiert. Nach einem Sprung über 500 US-Dollar setzten dann aber Gewinnmitnahmen ein. Zuletzt gewann das Papier nur noch 0,12 Prozent und notierte bei etwa 472 Dollar.
Der Boom bei Anwendungen auf Basis Künstlicher Intelligenz (KI) ließ das Geschäft von Nvidia im vergangenen Quartal explosiv wachsen. Der Profiteur des Mega-Trends hat im vergangenen Quartal seinen Umsatz auf 13,5 Milliarden Dollar verdoppelt. Von Analysten und Branchenkennern gab es euphorische Kommentare und Lobeshymnen. Allein seit Jahresbeginn hat sich der Preis des Papiers mittlerweile mehr als verdreifacht.
Die Ölpreise sind heute zurückgegangen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete 82,92 Dollar - ein Rückgang von 0,4 Prozent. Die Ölpreise werden weiterhin von Nachfragesorgen belastet. So stottert aktuell der chinesische Konjunkturmotor, zudem hatten gestern Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA enttäuscht.
Der Eurokurs hat heute etwas nachgegeben. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0842 Dollar. Fachleute rechnen damit, dass vor den Reden wichtiger Notenbanker morgen weiterhin wenig Bewegung am Devisenmarkt herrschen dürfte. Der Dollar kostete damit 0,9225 Euro.
Stark zugelegt hat derweil die türkische Lira. Die türkische Notenbank hat angesichts der sehr hohen Inflation den Leitzins deutlich stärker als erwartet angehoben. Der Leitzins wurde um 7,5 Prozentpunkte auf 25,0 Prozent erhöht. Volkswirte hatten lediglich mit 20 Prozent gerechnet. Die Lira erreichte zu Euro und Dollar den höchsten Stand seit Ende Juni, machte allerdings nur einen sehr geringen Teil ihrer seit Mai erlittenen Verluste wett.
Die bisher einzige E-Auto-Fabrik von Tesla in Europa wird mit einem eigenen Zug-Shuttle an das öffentliche Bahnnetz angebunden. Der neue Shuttle solle ab 4. September zwischen dem Bahnhof Erkner (Kreis Oder-Spree) und dem Werksgelände in Grünheide in Brandenburg fahren, teilte das Unternehmen heute mit. Der Zug soll von Montag bis Freitag knapp 60 Mal pro Tag auf der Strecke pendeln und damit allein zum Schichtwechsel mehr als 1500 Mitarbeiter kostenlos direkt auf das Werksgelände bringen.
Der US-Flugzeugbauer Boeing muss sich bei seinem meistgefragten Modell 737 Max mit weiteren Produktionsfehlern herumschlagen. So soll Boeings größter Zulieferer Spirit Aerosystems unsachgemäß Löcher in ein Bauteil gebohrt haben, das für die Aufrechterhaltung des Luftdrucks in der Kabine wichtig ist. "Bei Werksinspektionen haben wir im hinteren Druckschott bestimmter 737-Flugzeuge Befestigungslöcher festgestellt, die nicht unseren Spezifikationen entsprachen", teilte Boeing per E-Mail mit. Nun könnten Boeings Auslieferungspläne für den Mittelstreckenjet erneut in Gefahr geraten.
Die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile US will Tausende Arbeitsplätze im ganzen Land streichen und unter anderem durch Künstliche Intelligenz ersetzen. Knapp 5000 Stellen vor allem in der Unternehmensorganisation seien betroffen, teilte das Unternehmen mit. Das seien etwas weniger als sieben Prozent der Gesamtbelegschaft.
Der Mangel an Halbleitern hat Europas größten Autobauer Volkswagen seit Ende 2020 schwer getroffen - jetzt gibt der Konzern vorsichtig Entwarnung. Derzeit gebe es keine akuten Engpässe mehr, sagte Einkaufsvorstand Dirk Große-Loheide. "In den letzten sechs bis acht Monaten haben wir kein einziges Fahrzeug in der Produktion wegen Halbleitern verloren."
Im MDAX verteuern sich die Anteile von CTS Eventim um gut drei Prozent. Der Ticketvermarkter zeigt sich zuversichtlicher für 2023. In den ersten sechs Monaten hat CTS Eventim dank der gestiegenen Nachfrage nach Musik- und Sport-Veranstaltungen einen Wachstumssprung geschafft und erstmals die Milliarden-Umsatzgrenze in einem Halbjahr geknackt.
Die Optikerkette Fielmann will nach der jüngsten Übernahme des US-Augenoptikers SVS Vision ihren Geschäftsausblick auf einen neuen Stand bringen. "Sobald das Datum des Closings der US-Akquisition feststeht, werden wir unsere Prognose für das Gesamtjahr aktualisieren", kündigte das börsennotierte Familienunternehmen an. Die Genehmigung durch die Behörden werde in kommenden Wochen erwartet.
Die Parfümeriekette Douglas schafft mehr Umsatz und operativen Gewinn vor einem möglichen Börsengang. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 schraubte Douglas das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um 11,9 Prozent auf 154,3 Millionen Euro in die Höhe. Insidern zufolge könnte Douglas 2024 den Sprung auf das Börsenparkett wagen.
Die Fluggesellschaft Norwegian Air hat infolge gestiegener Kosten weniger verdient. Im Zeitraum April bis Juni sank das operative Ergebnis (EBIT) auf 627 Millionen Kronen (54,5 Millionen Euro) von 1,36 Milliarden im Vorjahr, während Analysten mit 726 Millionen gerechnet hatten. Firmenchef Geir Karlsen betonte aber, 50 Prozent des Treibstoffs für den Rest des Jahres zu "sehr attraktiven Preisen" gesichert zu haben.
Der US-Autobauer General Motors will in Arizona rund 940 IT-Stellen streichen und damit seine IT-Aktivitäten in dem Bundesstaat aus Kostengründen fast komplett einstellen. Die betroffenen Mitarbeiter könnten sich auf freie Stellen in anderen Bundesstaaten bewerben, teilte das Unternehmen mit. Bereits im Januar hatte GM angekündigt, die laufenden Kosten unter anderem durch Personalabbau um mindestens zwei Milliarden Dollar zu senken.
Nach dem Rückzug von Esmark ist der Weg für Cleveland-Cliffs frei für die Übernahme des Stahlherstellers US Steel. Die Industrieholding Esmark teilte gestern (MESZ) mit, kein Angebot vorlegen zu wollen. Der Verwaltungsratsvorsitzende und Firmenchef Jim Bouchard verwies auf die Unterstützung der zuständigen Gewerkschaft für Cleveland-Cliffs als Grund.