DAX auf Fünf-Wochen-Hoch Dow Jones erobert 40.000 Punkte-Marke zurück
Erste US-Bankbilanzen und Zinshoffnungen haben die Anlegerinnen und Anleger zum Wochenschluss positiv gestimmt. Der Dow Jones erreichte ein Rekordhoch und der DAX den höchsten Stand seit fünf Wochen.
Nach einer mehrwöchigen Pause hat der US-Leitindex Dow Jones seine Rekordjagd an der Wall Street fortgesetzt. Zum Wochenschluss kletterte er um 0,62 Prozent nach oben und knackte die 40.000-Punkte-Marke, die er Mitte Mai schon einmal erreicht hatte. Mit 40.257 Zählern notierte der Index der Standardwerte zeitweise sogar so hoch wie nie. Auch der breiter gefasste S&P 500 rückte um knapp 0,5 Prozent vor und verzeichnete mit 5.656 Punkten zwischenzeitlich eine neue Bestmarke.
Der Technologieindex Nasdaq 100, der gestern noch unter Gewinnmitnahmen gelitten hatte, gewann ebenfalls rund 0,6 Prozent und lag nur knapp unter seinem kürzlich erreichten Höchststand. Für die gute Grundstimmung sorgte vor allem die neu entflammte Hoffnung der Anlegerinnen und Anleger auf eine Zinswende in den USA. So deuten jüngste Konjunkturdaten laut Beobachtern darauf hin, dass die Leitzinsen eher früher als später sinken dürften.
Zwar hatten die Erzeugerpreise im vergangenen Monat mehr zugelegt als prognostiziert. Allerdings wog schwerer, dass sich die von der Universität Michigan erhobene Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher im Juli unerwartet eingetrübt hatte - ein Beleg, dass die Konsumenten zunehmend mit den hohen Zinsen zu kämpfen haben. Zudem sanken deren längerfristige Inflationserwartungen leicht auf 2,9 Prozent, wohingegen Analysten im Schnitt mit einem unveränderten Wert von 3,0 Prozent gerechnet hatten.
Bereits gestern hatte die unerwartete Nachricht, dass die US-Verbraucherpreise im Juni gegenüber dem Vormonat weniger als erwartet gestiegen waren, die Spekulationen auf eine baldige Zinswende durch die US-Notenbank Fed befeuert. Nahezu allen Fachleuten zufolge ist eine erste Leitzinssenkung in den Vereinigten Staaten im September wahrscheinlicher geworden.
Auch am deutschen Aktienmarkt ging es wegen der Zinshoffnungen heute nach oben - den dritten Tag in Folge. Der DAX stieg um 1,15 Prozent auf 18.748 Punkte. Zeitweise sprang er am Nachmittag auf den höchsten Stand seit Anfang Juni. Damit konnte der deutsche Leitindex seine jüngste Aufwärtsdynamik fortsetzen. "Nachdem es zum Wochenstart noch so aussah, als würde sich der Sommer-Blues an der Frankfurter Börse wegen der politischen Unsicherheit nach der Frankreich-Wahl fortsetzen, weht zum Ende ein ganz anderer Wind", so Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets.
Unter dem Strich steht in dieser Börsenwoche nun ein Plus von knapp 1,5 Prozent. Das Börsenbarometer bleibe auf dem Sprung, mit über 18.600 Punkten die Tür zu einem Allzeithoch zu öffnen, sagt Jürgen Molnar von RoboMarkets. Aktuell fehlen dem DAX nur noch gut 100 Punkte bis zu seinem Rekordhoch von Mitte Mai bei 18.892,93 Zählern.
Allerdings sei der deutsche Leitindex "kurzfristig deutlich überkauft und könnte vor einem erneuten Rücklauf stehen", mahnt ING-Charttechnikexperte Christian Zoller. Bei einem nachhaltigen Ausbruch nach oben, könne er zwar die runde Marke von 19.000 Punkten in Angriff nehmen. "In den Vorwochen ist der DAX nach einem kräftigen Hochlauf jedoch immer wieder nach unten abgedreht", so der ING-Experte.
Im Blick hatten die Investoren heute auch den Start der US-Bilanzsaison, die traditionell von den Großbanken eingeleitet wird. Punkten konnte unter anderem die Bank of New York Mellon: Die Aktie rückte nach einem überraschend starken Gewinn des Geldhauses im zweiten Quartal um knapp fünf Prozent vor. Aus den Depots flogen dagegen die Papiere von Wells Fargo und JP Morgan, die nach enttäuschenden Quartalsberichten um sechs und mehr als ein Prozent abbröckelten. Auch die Citigroup-Titel verloren fast zwei Prozent.
Nun warten die Anlegerinnen und Anleger auf die Zahlen weiterer US-Schwergewichte, die in den nächsten Tagen und Wochen veröffentlicht werden. "Die Gewinne der großen Banken, Technologiekonzerne und Konsumgüterhersteller werden am wichtigsten sein, da diese Unternehmen in hohem Maße von der Stärke der Wirtschaft abhängig sind", sagte Clark Bellin, Chefanleger des Vermögensverwalters Bellwether.
Generell sind die Erwartungen an die US-Konzerne groß. Analysten rechnen mit Blick auf die Konzerne im marktbreiten S&P 500 im Schnitt mit einem Gewinnplus von fast neun Prozent. "Es wäre der höchste Zuwachs seit dem ersten Quartal 2022, als die Gewinne nach der Corona-Pandemie um 9,4 Prozent gestiegen waren", erklärt Oldenburger. Die Gewinnschätzungen für den S&P 500 seien in den vergangenen drei Monaten kontinuierlich gestiegen.
Am Devisenmarkt sorgte vor allem die japanische Landeswährung für Diskussionen. Ein kräftiger Kursanstieg des Yen hat Spekulationen über Stützungskäufe der japanischen Notenbank (BoJ) aufkommen lassen. Daten der japanischen Notenbank zufolge könnte Japan erneut eine Milliardensumme für Eingriffe aufgewendet haben. Japan nahm nach offiziellen Daten Ende April und Anfang Mai zusammen rund 61 Milliarden Dollar für Stützungsschritte zugunsten des Yen in die Hand, nachdem der Kurs zum Dollar Ende April auf ein 34-Jahrestief gefallen war.
Der Euro hat sich im US-Handel über 1,09 US-Dollar gehalten. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,0905 Dollar und erreichte damit das Niveau von Anfang Juni. Im frühen europäischen Geschäft hatte sie noch etwas schwächer tendiert. Belastet wurde der Dollar zuletzt durch das schwächer als erwartet ausgefallene Konsumklima der Universität von Michigan.
Die Ölpreise haben heute erneut zugelegt. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im September 85,68 US-Dollar. Das waren 26 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im August stieg um 53 Cent auf 83,16 Dollar.
Etwas gestützt wurden die Ölpreise durch den schwächeren Dollar. Dieser macht Rohöl für Anleger aus anderen Währungsräumen günstiger. Eine im Juni überraschend deutlich gesunkene US-Inflationsrate hatte am Vortag die Spekulationen auf Zinssenkung bestärkt. Diese könnten die Konjunktur beleben und die Nachfrage nach Rohöl stützen. Auch die insgesamt freundliche Stimmung an den Finanzmärkten stützt die Preise.
Die US-Großbank JP Morgan profitiert von steigenden Einnahmen im Investmentbanking und einem milliardenschweren Aktiengeschäft mit dem Zahlungsabwickler Visa. Der Branchenprimus der USA meldete für das zweite Quartal einen Gewinn von 18,15 Milliarden Dollar - ein Anstieg von rund einem Viertel im Vorjahresvergleich. Pro Aktie verdiente JP Morgan 6,12 Dollar nach 4,75 Dollar vor Jahresfrist. Aus einem Aktientauschgeschäft mit dem weltgrößten Zahlungsnetzwerk Visa erzielte JP Morgan einen Bilanzgewinn von acht Milliarden Dollar. Die Nettoerträge nahmen um 22 Prozent auf 50,20 Milliarden Dollar zu.
Ein Ertragsschub im Investmentbanking hat den Gewinn der Citigroup im zweiten Quartal angetrieben. Die drittgrößte US-Bank baute ihren Überschuss binnen Jahresfrist um rund zehn Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar aus, wie sie mitteilte. Der Gewinn je Aktie nahm auf 1,52 Dollar von zuvor 1,33 Dollar zu. "Unsere Ergebnisse zeigen die Fortschritte in der Umsetzung unserer Strategie und die Vorteile unseres diversifizierten Geschäftsmodells", erklärte Konzernchefin Jane Fraser. Die Erträge im Zeitraum April bis Juni erhöhten sich um vier Prozent auf 20,1 Milliarden Dollar.
Die Deutsche Lufthansa muss deutliche Abstriche an ihrer Gewinnprognose machen. Statt der erwarteten rund 2,2 Milliarden Euro werde die Fluggesellschaft in diesem Jahr nur ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro erreichen, teilte sie heute mit. Im zweiten Quartal brach der Gewinn um mehr als ein Drittel auf 686 Millionen (Vorjahr: 1,1 Milliarden) Euro ein. Grund sei vor allem die Lage im Passagiergeschäft der Lufthansa und der Tochter Cityline, erklärte die Fluggesellschaft. "Ein ausgeglichenes Ganzjahresergebnis wird für Lufthansa Airlines zunehmend anspruchsvoll", hieß es in der Mitteilung.
Der Airbus-Konzern hat Insidern zufolge in seiner Flugzeugsparte ein Performance-Programm mitsamt Plänen für Kosteneinsparungen und Stellenbegrenzungen aufgelegt. Der Codename des Programms laute "LEAD", hieß es in Branchenkreisen unter Berufung auf eine Mitarbeiter-Info. Danach sollen die Kosten gesenkt und die Umsätze gesteigert werden. Flugzeugchef Christian Scherer habe in dem Mitarbeiterbrief erklärt, dass es sich nicht um ein formelles Stellenabbauprogramm handle. Bei den Kosten gebe es keine Tabus. An der bisherigen Strategie wolle der Boeing-Rivale festhalten.
Der Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk hat im zweiten Quartal dank Einmaleffekten deutlich mehr verdient. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit rund 41 Millionen Euro auf mehr als das Doppelte, wie das Unternehmen mitteilte. Zu den Einmaleffekten gehörten unter anderem der Verkauf eines nicht zum Kerngeschäft gehörenden Unternehmensteils sowie eines Grundstücks. Beim Umsatz konnte Dräger im zweiten Quartal Boden gutmachen, der Erlös stieg um 1,7 Prozent auf rund 785 Millionen Euro. Gut laufende Geschäfte mit Sicherheitstechnik machten Schwächen in der Medizintechnik wett.
Der Internetdienstleister Ionos hat nach den ersten sechs Monaten seine Umsatzprognose für das Gesamtjahr zurechtgestutzt. So geht die Tochter von United Internet noch von einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von rund neun Prozent aus, wie das Unternehmen in Karlsruhe mitteilte. Bisher standen rund elf Prozent Plus im Plan. Zwar entwickelten sich das Kerngeschäft mit dem Internethosting und Speicherplatz im Netz planmäßig, doch die Umsätze im margenschwachen Aftermarketgeschäft blieben hinter den Erwartungen zurück.
Das Biotech-Unternehmen CureVac darf Lizenzrechte für mRNA-Grippe- und Covid-19-Impfstoffe an den britischen Pharmakonzern GSK verkaufen. Das Bundeskartellamt in Bonn genehmigte das Geschäft. Die Impfstoffkandidaten wurden auf der Grundlage von Kooperationsabkommen zwischen CureVac und GSK entwickelt. Es laufen klinische Studien dazu.
Hacker haben Verbindungsdaten von etwa 109 Millionen AT&T-Kunden von den Servern des US-Telekomkonzerns heruntergeladen. Es handele sich dabei um Protokoll-Dateien, in denen angerufene Telefonnummern und die Dauer der Gespräche gespeichert würden, teilte das Unternehmen mit. Informationen über den Inhalt von Gesprächen oder Text-Nachrichten enthielten sie nicht. Auch sensible Daten wie Sozialversicherungsnummern hätten die Hacker nicht erbeutet. Das FBI ermittle in dem Fall und habe bereits eine Person verhaftet.
Als Folge der Postgesetz-Reform hat der Marktführer DHL Group seine Paketpreise geändert. Wie der Bonner Konzern mitteilte, gibt es künftig eine Preiskategorie für Pakete zwischen 10 und 20 Kilo (18,99 Euro für den Inlandsversand) und eine Kategorie für 20 bis 31,5 Kilo (23,99 Euro).
US-Geheimdienste sollen einem Bericht des US-Senders CNN zufolge Anfang des Jahres Pläne der russischen Regierung zur Ermordung von Rheinmetall-Chef Armin Papperger aufgedeckt haben. Demnach wurde daraufhin die deutsche Seite informiert und Papperger in der Folge besonders geschützt.
Die Schweizer Großbank UBS hat das Kursziel für die Aktien von Tesla zwar von 147 auf 197 US-Dollar angehoben. Analyst Joseph Spak stufte die Papiere des Konzerns, der seiner Ansicht nach "mehr als ein Autobauer" ist, aber von "Neutral" auf "Sell" ab. Spak hält Verkäufe der Aktie für angemessen, die zuletzt "zu viel zu früh" eingepreist habe. Die Erwartungen an das Auto-Kerngeschäft trübten sich derweil ein, ergänzte er. Die Tesla-Aktie war zwischen dem 25. Juni und dem 10. Juli um über 40 Prozent in die Höhe geschossen.
Apple startet heute den Verkauf seiner Computer-Brille Vision Pro in Deutschland. Der iPhone-Konzern will mit dem rund 4.000 Euro teuren Gerät eine neue Computer-Plattform etablieren - das "räumliche Computing", das digitale Objekte und reale Umgebungen verbindet. Die Vision Pro ist deutlich teurer als Konkurrenz-Geräte etwa vom Facebook-Konzern Meta oder HTC. Nutzer der Apple-Brille sollen jedoch von aufwendiger Technik im Inneren und dem Zusammenspiel mit anderen Geräten des Konzerns profitieren.
Aktien des Netzwerkausrüsters Ericsson ziehen nach Quartalszahlen deutlich an und setzen ihren Aufwärtstrend fort. Analysten von JPMorgan zufolge haben sowohl Umsatz als auch Ergebnis über den Schätzungen gelegen. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die positive Entwicklung dank der Verträge mit AT&T anhalten.