Eine amerikanische Flagge hängt auf der Fassade der New Yorker Börse. Links im Vordergrund der Leuchtschriftzug "USA" auf einem Imbisswagen.
marktbericht

Kursverluste trotz Dow-Rekord DAX als Verlierer einer "America First"-Politik?

Stand: 17.07.2024 09:24 Uhr

Die Spekulationen über einen nächsten Präsidenten Trump in den USA drücken den DAX zur Wochenmitte abermals in die Tiefe. Deutsche Unternehmen könnten zu den Leidtragenden einer "America First"-Politik gehören.

Die guten Vorgaben von der Wall Street sind am deutschen Aktienmarkt verpufft. Der DAX startet im Minus, in den ersten Handelsminuten geht es für die deutschen Standardwerte um 0,4 Prozent auf 18.441 Punkte abwärts. Die nach dem Attentatsversuch gestiegenen Wahlchancen für Donald Trump verunsichern weiter die Anleger. Am Markt geht die Furcht vor sich verschlechternden Handelsbeziehungen zwischen Europa und den USA um.

"Die Ernennung von Vance zum Vizepräsidenten deutet auf einen starken Fokus auf die 'America First'-Politik hin, die auch Deutschland zu spüren bekommen könnte", betont Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Der Experte traut einer Regierung Trump durchaus zu, dass sie Forderungen nach einem ausreichenden Beitrag zum Verteidigungsbudget mit der Androhung von Strafzöllen verknüpfen könnte.

Auch Fiona Cincotta, Analystin bei City Index, sieht Risiken: "Die Vorstellung, dass Trump eine zweite Amtszeit gewinnen könnte, wird als negativ für europäische Aktien interpretiert - vor allem wegen der protektionistischen Politik, die Trump umsetzen könnte."

Angesichts der jüngsten Kursverluste haben sich die Perspektiven für den DAX auch aus technischer Perspektive zuletzt klar eingetrübt. Der Anstieg bis auf 18.779 Punkte in der Vorwoche - den höchsten Stand seit Anfang Juni - wird von Experten mittlerweile als Fehlausbruch gewertet. Nun gilt es für die DAX-Bullen, die nächste wichtige Unterstützung in Form der 50-Tage-Linie bei 18.477 Punkten unbedingt zu verteidigen. Andernfalls droht eine Verschärfung der Abwärtsdynamik.

Von den japanischen Märkten kommt keine Unterstützung für den DAX-Handel. In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,4 Prozent niedriger bei 41.097 Punkten. Das Börsenbarometer hatte in der Vorwoche mehrfach Rekordmarken erklommen und ist nun in eine Konsolidierung auf hohem Niveau übergegangen.

Chinesische Aktien geben den zweiten Tag in Folge nach. Die Börse in Shanghai verliert aktuell 0,3 Prozent. Hintergrund sind Ankündigungen Trumps, Strafzölle von bis zu 100 Prozent auf Importe aus China zu erheben, sollte er ins Weiße Haus zurückkehren.

An der Wall Street hat unterdessen der Dow Jones Industrial die Führungsrolle von den Indizes der Technologiebörse Nasdaq übernommen, deren Rekordrally in der Vorwoche ins Stocken geraten war. Der Dow-Jones-Index ging gestern mit einem Plus von 1,9 Prozent auf 40.954 Punkte aus dem Handel und markierte damit einen Schlussrekord. Der technologielastige Nasdaq tat sich derweil weiter schwer, er legte nur um 0,2 Prozent zu.

Die Aussicht auf sinkende US-Zinsen beflügelt weiter Gold. Der Preis für eine Feinunze des gelben Edelmetalls steigt im frühen Handel bis auf 2.482 Dollar - Gold ist damit so teuer wie noch nie in seiner Geschichte. Der Euro tendiert am Morgen bei 1,0903 Dollar seitwärts.

Am Rohstoffmarkt gibt Rohöl der Nordseesorte Brent 0,1 Prozent nach auf 83,63 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Ölpreise waren zuletzt rückläufig, da es Anzeichen für eine schwächere Nachfrage aus China gibt.

Im DAX ist die Adidas-Aktie der größte Gewinner, sie steigt auf den höchsten Stand seit Februar 2022. Nach einem besser als erwarteten zweiten Quartal hat der Sportartikelhersteller seine Prognosen für das laufende Jahr erneut erhöht. So soll das Betriebsergebnis nun rund eine Milliarde Euro erreichen. Zuletzt hatte Adidas 700 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Auch der Umsatz soll stärker als bislang erwartet zulegen. Der Nike-Konkurrent hatte bereits nach dem ersten Quartal den Ausblick angehoben.

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck stellt nach einer Abschreibung in China seine Prognose für das Gesamtjahr auf den Prüfstand. Der Ausblick für das Gesamtjahr werde aktuell überprüft, teilte der DAX-Konzern am Abend mit. Nach vorläufigen Zahlen betrug das bereinigte Betriebsergebnis (Ebit) im zweiten Quartal 1,168 Milliarden Euro - ein Rückgang um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Der Versicherer Allianz will sein Asiengeschäft mit einer milliardenschweren Übernahme in Singapur stärken. Für 2,2 Milliarden Singapur-Dollar (rund 1,5 Milliarden Euro) will der Konzern mindestens 51 Prozent der Aktien von Income Insurance. Mit der geplanten Übernahme will die Allianz zum viertgrößten Schaden- und Unfallversicherer in Asien aufsteigen.

Der DAX-Konzern Bayer hat mit seinem Medikament Nubeqa gegen Prostatakrebs einen Studienerfolg erzielt. Der Wirkstoff Darolutamid erreichte den primären Endpunkt in der Phase-III-Studie Aranote bei Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs. Anträge auf eine Erweiterung der Zulassung von Nubeqa seien nun geplant, hieß es weiter.

Eine Hochstufung der Aktie sorgt einem Händler zufolge für Rückenwind bei Fraport. Die Titel des Flughafenbetreibers sind größter Gewinner im MDAX. Die Analysten von Jefferies haben demnach die Papiere auf "Hold" von zuvor "Underperform" hochgestuft.

Pernod Ricard will sich auf sein Geschäft mit Spirituosen konzentrieren und sein Weinportfolio abstoßen. Käufer der Weinmarken wie Jacobs Creek, Stoneleigh und Campo Viejo sei der Eigentümer der australischen Accolade Wines, teilte der Konzern mit. Einen Kaufpreis nannte Pernod Ricard nicht. Der Weinabsatz machte im Geschäftsjahr (per Ende Juni) nur vier Prozent des Pernod-Umsatzes aus.

Eine robuste Nachfrage nach margenstarken Produkten hat dem Chip-Ausrüster ASML ein Quartalsergebnis über Markterwartungen beschert. Der Umsatz lag bei 6,2 Milliarden Euro und der Reingewinn bei 1,6 Milliarden Euro, wie der weltweit führende Anbieter von Maschinen zur Herstellung hochmoderner Computerchips mitteilte.

Der Pharmakonzern Roche hat in einer frühen Studie zu einem möglichen Abnehmmedikament ermutigende Ergebnisse erzielt. Den Phase I-Studiendaten zufolge führte der Wirkstoff CT-996 innerhalb von vier Wochen zu einer Gewichtsabnahme von 7,3 Prozent. CT-996 gehört wie Wegovy von Novo Nordisk und Zepbound von Eli Lilly zu der Klasse der so genannten GLP-1-Agonisten, die ursprünglich zur Behandlung von Diabetes entwickelt wurden.