Blick in den Handelssaal der Frankfurter Börse.
marktbericht

Weitere Kursverluste Trump-Spekulationen können DAX nicht stützen

Stand: 16.07.2024 09:28 Uhr

Eine Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus wird an den Märkten allgemein als positiv für Aktien und den Dollar gesehen. Doch von derartigen Spekulationen kann der DAX bislang nicht profitieren.

Experten an der Börse setzten darauf, dass US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump nach dem Attentatsversuch am Sonntag größere Chancen auf eine zweite Amtszeit eingeräumt werden. Die Märkte beginnen daher, das Wahlprogramm Trumps einzupreisen. Dieses sieht aggressive Steuersenkungen vor - von denen auch der Aktienmarkt profitieren könnte. Zugleich dürften die von einer Regierung Trump propagierten höheren Zölle auf Importe dem Dollar den Rücken stärken.

Während an der Wall Street die Aussicht auf eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus mit Kursgewinnen und neuen Rekordhochs durchaus goutiert wird, reagieren DAX-Anleger verunsichert. Das deutsche Börsenbarometer startet mit Verlusten in den neuen Börsentag. In den ersten Handelsminuten geht es 0,7 Prozent abwärts auf 18.470 Punkte. Tags zuvor hatte der DAX bereits 0,8 Prozent auf 18.591 Zähler eingebüßt.

Die starke Aufwärtsdynamik, die den DAX am vergangenen Freitag noch auf das höchste Niveau seit Anfang Juni getragen hatte, ist erst einmal passé. In den Blick der technisch orientierten Anleger gerät nun die 50-Tage-Linie (aktuell bei 18.475 Zählern) als erste nennenswerte Unterstützung.

Im weiteren Handelsverlauf könnte der ZEW-Index die deutschen Aktienmärkte bewegen. Von Reuters befragte Experten rechnen mit einem Rückgang des Konjunkturbarometers. Damit droht ein Rückschlag, nachdem die Börsenprofis im Juni noch etwas optimistischer auf die deutsche Wirtschaft geblickt hatten.

Am frühen Nachmittag stehen noch die US-Einzelhandelsumsätze auf der Agenda. Außerdem geht die US-Berichtssaison mit den beiden Geldhäusern Bank of America und Morgan Stanley weiter. Tags zuvor hatte die US-Investmentbank Goldman Sachs über überraschend hohe Gewinne im zweiten Quartal berichtet.

An der Wall Street hatte die Rückkehr des "Trump Trade" gestern zu Kursgewinnen bei den großen Indizes geführt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,5 Prozent höher auf 40.211 Punkten. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,4 Prozent vor, während der breit gefasste S&P 500 um 0,3 Prozent zulegte.

Die positiven Vorgaben von der Wall Street haben am Morgen an den japanischen Märkten zu Kursgewinnen geführt. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index verabschiedete sich mit einem Plus von 0,2 Prozent bei 41.275 Zählern aus dem Handel. Die Börse in Shanghai gewinnt aktuell 0,1 Prozent.

Im frühen Devisenhandel gibt der Euro 0,1 Prozent nach auf 1,0885 Dollar. Der Preis für die Feinunze Gold steigt unterdessen um 0,4 Prozent 2.433 Dollar. Das gelbe Edelmetall hatte bereits zu Wochenbeginn von seinem Ruf als "sicherer Hafen" in unsicheren Zeiten profitiert.

Am Rohstoffmarkt stehen die Ölpreise unter Druck. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die Konjunkturabkühlung in China die Ölnachfrage dämpfen könnte. Rohöl der Nordseesorte Brent verbilligt sich aktuell um 0,7 Prozent auf 84,29 Dollar je Barrel (159 Liter).

Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt rückt die Hugo-Boss-Aktie mit einem Kursminus von zehn Prozent im frühen Handel in den Fokus. Der im MDAX notierte Modekonzern hat seine Prognose für das Gesamtjahr eingedampft. Hugo Boss geht nun nur noch von einem Umsatzplus zwischen einem und vier Prozent aus. Bislang war ein Plus zwischen drei und sechs Prozent vorhergesagt worden. Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) hält das Unternehmen nun sogar einen Rückgang von bis zu 15 Prozent zum Vorjahr für möglich. Bestenfalls werde es um fünf Prozent steigen.

Dank eines widerstandsfähigen Schmuckgeschäfts hat sich der Schweizer Richemont-Konzern im zweiten Quartal besser geschlagen als andere große Luxusgüteranbieter. Der Umsatz des Herstellers von Cartier-Ringen und -Ketten sowie Uhren der Marken IWC oder A. Lange & Söhne stieg in Lokalwährungen von April bis Juni um ein Prozent auf 5,27 Milliarden Euro - trotz der sich abschwächenden Konjunktur in China.