Zukunft der Credit Suisse Notverkauf oder Verstaatlichung?
Im Ringen um die Zukunft der Credit Suisse liegen offenbar mehrere Optionen auf dem Tisch: ein Notkauf durch den Rivalen UBS oder eine Verstaatlichung. Wie es für die Großbank weitergeht, könnte am Abend bekannt werden.
Das Schicksal der taumelnden Schweizer Großbank Credit Suisse ist weiter unklar. Mehrere Optionen liegen wohl auf dem Tisch - von einem Notkauf durch den größeren Lokalrivalen UBS bis hin zur Übernahme durch den Staat. Die Ankündigung der Schweizer Regierung, am Abend eine "wichtige Medienkonferenz" zur Krise abhalten zu wollen, könnte auf eine baldige Entscheidung hindeuten. Der genaue Zeitpunkt dafür steht laut Schweizer Fernsehen aber noch nicht fest.
Wie mehrere Medien weiter berichten, drängen die Schweizer Aufsichtsbehörden die UBS dazu, ihre kleinere Rivalin ganz oder teilweise zu übernehmen. Beim Preis seien sich die beiden Institute allerdings nicht einig. Nach einem Bericht der "Financial Times" soll UBS heute angeboten haben, den Lokalrivalen für bis zu eine Milliarde US-Dollar zu übernehmen. Zum Vergleich: Am Freitag zu Börsenschluss war die Credit Suisse noch acht Milliarden wert.
Bei der Credit Suisse stieß die Offerte einem weiteren Medienbericht zufolge auf wenig Gegenliebe: Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, dass die Bank die Bedingungen der UBS mit Rückendeckung ihrer größten Aktionäre zurückgewiesen haben soll.
Bank of England deutete wohl Zustimmung an
Vom Tisch ist die Option deswegen aber offenbar nicht: Die Bank of England hat nach einem Bericht des Senders "Sky News" Zustimmung zu einer möglichen Übernahme der Credit Suisse durch die UBS angedeutet. Die britische Notenbank habe ihren internationalen Kollegen und der UBS signalisiert, dass sie die Notfalltransaktion unterstützen werde, berichtete der Sender.
Voraussetzung für einen solchen Megadeal sind Medienberichten zufolge staatliche Sicherheiten. Die Schweizer Regierung in Bern solle eine Garantie zur Absicherung der mit der Übernahme verbundenen Risiken abgeben, hieß es. Eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS wäre die bedeutendste Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Dabei würde eines der größten systemrelevanten Finanzinstitute in Europa entstehen.
Verstaatlichung weitere Möglichkeit
Als Alternative zur UBS-Übernahme prüfe die Schweiz eine vollständige oder teilweise Verstaatlichung der Bank, wie Bloomberg weiter berichtete. Weder die beteiligten Institute noch bei den Aufsichtsbehörden äußerten sich zuletzt zum Stand der Verhandlungen. Nach Einschätzung von Markus Grüne, dem Leiter des ARD-Börsenstudios in Frankfurt, favorisieren jedoch sowohl die Schweizer Behörden als auch die Bankenaufsicht und die UBS eine Fusion mit der Rivalin.
Die Schweizer Regierung war heute in Bern erneut zu einer Krisen-Sitzung zusammengekommen. Hintergrund ist unter anderem, dass Gesetze für eine schnelle Übernahme der Bank geändert werden müssten. Die Schweizer Regierung könne Notfallmaßnahmen ergreifen, um den Prozess eines Zusammengehens zu beschleunigen, schrieb die "Financial Times". Sie könne etwa die eigentlich nötige Frist von sechs Wochen für die Konsultation der Aktionäre bei einer Übernahme verkürzen.
Einigung bis Montagmorgen angestrebt
Ziel ist laut Medienberichten eine Einigung bis Montagmorgen - noch vor Öffnung der weltweiten Börsen. Für Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung in der Schweiz geht es auch darum, eine größere globale Bankenkrise zu verhindern. Die Regierung steht unter erheblichem Druck, die Lage zu stabilisieren. Denn Credit Suisse gehört zu den 30 weltweit systemrelevanten Banken, deren Ausfall das internationale Finanzsystem erschüttern würde.
Bankenkrise soll verhindert werden
Nach Skandalen und Misswirtschaft war die Credit Suisse ohnehin angeschlagen - durch den Zusammenbruch des US-Geldinstituts Silicon Valley Bank (SVB) geriet sie in einen weiteren Abwärtsstrudel. Die schweizerische Nationalbank stellte dann dem Institut Kredite bis zu 50 Milliarden Franken - umgerechnet knapp 51 Milliarden Euro - zur Verfügung. Die Maßnahme konnte den Abwärtstrend des Aktienkurses aber nur vorübergehend stoppen.
Es ist das erste Mal seit der Finanzkrise ab 2007, dass eine Notenbank sich zu einer Stützungsaktion für eine so große Bank gezwungen sah. Für die Notenbank, Finanzaufsicht und Regierung geht es nun auch darum, eine allgemeine Bankenkrise zu verhindern. Die Regierung in Bern steht unter enormem Druck, die Lage zu stabilisieren.