Zähe Verhandlungen in Brüssel EU-Staaten einigen sich auf Fischfangquoten
Nach langen Verhandlungen haben sich die EU-Staaten auf Fischfangquoten für die nordeuropäischen Gewässer geeinigt. EU-Fischereikommissarin Damanaki äußerte sich aber nur zum Teil zufrieden. Für die deutschen Nordseefischer ergibt sich ein gemischtes Bild. Denn nicht alle Bestände haben sich erholt.
Die deutschen Küstenfischer dürfen im kommenden Jahr mehr Hering, Scholle und Seelachs aus der Nordsee ziehen. Das haben die europäischen Fischereiminister nach langen Verhandlungen beschlossen. Die Quoten für alle drei Fischarten steigen nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums um 15 Prozent, weil sich diese Bestände erholt haben.
Dies gilt aber nicht für alle Fische. "Beim Kabeljau schaut es nicht so gut aus", sagte die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Da sich die Bestände nicht stabilisiert haben, legten die EU-Staaten die Fangmengen auf 75 Prozent des Vorjahresniveaus fest. Die Quote für die bei Fischern aus Island und von den Faröer Inseln sehr beliebte Makrele wird auf 70 Prozent des Vorjahres angesetzt. Beide Quoten sind aber vorläufig, da es um Gewässer geht, deren Bewirtschaftung sich die EU und Norwegen teilen. Der Abschluss dieser Verhandlungen wird für Januar erwartet.
"Die Kommission war ehrgeiziger"
EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki zeigte sich mit dem Gesamtergebnis nur teilweise zufrieden: "Die Kommission war ehrgeiziger. Aber nachdem nun dieser Kompromiss auf dem Tisch liegt, kann ich zufrieden sein, denke ich."
Die Verhandlungen sind stets ein Balanceakt zwischen Umweltschutz und kurzfristigeren Wirtschaftsinteressen. Die Ausgangsvorschläge von EU-Fischereikommissarin Maria Damanaki orientieren sich an den Empfehlungen von Wissenschaftlern. So will Damanaki sicherstellen, dass die Bestände nicht überfischt werden. Für Bestände, zu deren Zustand wenig bekannt ist, die aber schrumpfen, hatte Damanaki die Quoten sicherheitshalber um zwanzig Prozent kappen wollen. Die Staaten ließen sich nur auf fünf Prozent weniger ein.
Kommissarin: Nachhaltige Fischerei in fünf Jahren möglich
Bis 2015 will die Brüsseler Behörde ein Fangniveau auf dem sogenannten höchstmöglichen Dauerertrag erzielen: Dies gilt als die stärkste mögliche Befischung, die die Fischsorten langfristig vertragen. Fast die Hälfte der Bestände ist laut Damanaki derzeit überfischt.
Insgesamt weiß man aber immer mehr über den Zustand der Fischbestände. Während im Vorjahr bei mehr als 60 Prozent der Bestände größere Datenlücken klafften, ist dies laut Damanaki nur noch bei 15 Prozent der Fall. "Das ist wirklich eine Riesenveränderung", sagte die EU-Kommissarin. Wenn die Entwicklung sich fortsetze, sei eine nachhaltige Fischerei bei allen Beständen innerhalb von fünf Jahren möglich.