Fitch stuft Griechenland herab Schlechte Noten für Athen, brauchbare für Rom
Dienstagabend hatte die Agentur Moody's die Kreditwürdigkeits Irlands herabgestuft. Jetzt sorgt Konkurrent Fitch für Schlagzeilen: Er stuft Griechenland herab. Es gebe noch immer kein neues Wirtschaftsprogramm von EU und IWF, so eine Begründung. Italien kommt bei der Ratingagentur Fitch hingegen vergleichsweise gut weg.
Die Rating-Agentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit von Griechenland erneut kräftig heruntergestuft. Die Agentur verpasste Griechenland die Note "CCC". Dies ist mehrere Stufen unter der bisherigen Bewertung "B+". Die Herabstufung resultiere daraus, dass es bislang kein neues, komplett finanziertes und glaubwürdiges Wirtschaftsprogramm von EU und IWF gebe. Schuld sei auch der sich verschlechternde wirtschaftliche Ausblick für das Land sowie die Ungewissheit über die Beteiligung privater Gläubiger an einem zweiten Rettungspaket, erklärte Fitch.
Die beiden anderen Ratingagenturen Standard & Poor's ("CCC") und Moody's ("Caa1") hatten schon vorher ihre Noten für Griechenland auf ein vergleichbares Niveau reduziert.
Düstere IWF-Prognose für Griechenland
Die Einschätzung der Ratingagenturen deckt sich offenbar mit der des Internationalen Währungsfonds. So geht der IWF nach eigenen Angaben von einer noch schlimmeren Rezession in Griechenland aus als bislang erwartet. Trotz des Sparprogrammes würden auch die Schulden stärker steigen, teilte der IWF mit. Für dieses Jahr gehe man davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt um 3,8 Prozent schrumpft. Bislang wurden 3,0 Prozent erwartet. Die Schuldenquote werde wohl im Jahr 2012 mit 172 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ihren Höhepunkt erreichen.
Den Finanzbedarf des hochverschuldeten Landes beziffert der IWF bis Mitte 2014 auf insgesamt 104 Milliarden Euro. Nachdrücklich machte sich der IWF erneut für die umfassende Beteiligung des privaten Sektors stark. Die EU müsste ihre Streitigkeiten darüber schnell beenden. Die in der Öffentlichkeit geführte Debatte entwickele sich "zu einem ernsten Problem für die Glaubwürdigkeit des Hilfsprogramms", stellte der IWF in einem Bericht fest.
Unverständnis in Athen
Die Regierung Athen reagierte mit Unverständnis auf die Herabstufung durch die Ratingagentur Fitch. Die Eurogruppe habe vergangenen Montag beschlossen, das neue Hilfsprogramm bis zum 15. September zu schnüren und es in die Tat umzusetzen, hieß es in Athen. Man müsse sich also wundern, "warum Fitch heute diese Erklärung ausgab, obwohl das Programm der Eurozone und des IWF beschlossen und bekannt ist", erklärte das Finanzministerium. Die Aktion von Fitch werde das Banksystem Griechenlands nicht beeinflussen. Fitch werde zudem "in der Realität eine Antwort bekommen, sobald das (Rettungs-)Programm voll und ganz in die Tat umgesetzt wird", hieß es weiter.
Italien kann auf "AA-" hoffen
Die Lage Italiens, das an den Finanzmärkten wegen seiner hohen Staatsverschuldung ebenfalls unter Beschuss geraten ist, schätzt Fitch hingegen deutlich besser ein. Das von der italienischen Regierung geplante Sparpaket werde bei der Stabilisierung der Finanzen Roms helfen, so das Urteil der Ratingagentur. Wenn Italien seine finanzpolitischen Ziele einhalte und es keine negativen Erschütterungen gebe, werde Fitch seine Bewertung von "AA-" beibehalten. Die stabile Prognose gründe auf der Erwartung, dass die Regierung bei der Reduzierung des Haushaltsdefizits wie geplant vorankomme.
Die Ratingagenturen Moody's und Standard & Poor's haben dagegen vor einer möglichen Herabstufung Roms gewarnt. Das italienische Parlament soll das geplante Sparpaket am Freitag beschließen.
Moody's hatte gestern die Kreditwürdigskeit Irlands herabgestuft. Sie senkte die Bonitätsnote des hoch verschuldeten Staates um eine Stufe von "Baa3" auf "Ba1". Damit ist Irland neben Griechenland und Portugal das dritte Euro-Land, das eine Bewertung auf "Ramschniveau" bekommen hat. Bei Europäischer Kommission und irischem Finanzministerium sorgte die Entscheidung für Unverständnis.