Mobile World Congress Wie 5G die Welt verändern soll
Auf dem Mobile World Congress geht es nicht nur um Smartphones. Zentrales Thema ist 5G - das neue schnelle Netz. Die Industrie wartet und hat viele Ideen - vom Akkuschrauber bis zum Hafen. Von Christian Sachsinger.
Auf dem Mobile World Congress geht es nicht nur um Smartphones. Zentrales Thema ist 5G - das neue schnelle Netz. Die Industrie wartet und hat viele Ideen - vom Akkuschrauber bis zum Hafen.
Wer auf einer High-Tech-Messe unterwegs ist, würde in den Hallen der Mobilfunknetzbetreiber nicht unbedingt Akkuschrauber erwarten. Tatsächlich aber sollen auch solche Werkzeuge demnächst vernetzt werden, um zu verhindern, dass Handwerker ohne Strom dastehen.
"Der Akku ist kaputt, er hat von seinen 500 Ladezyklen 450 erreicht. Normalerweise muss der Kunde jetzt sagen: Ich brauche einen neuen Akku", erklärt Stefan Öttl vom Wiener Start-Up Tosens. "Damit ist aber immer ein Produktivitätsverlust auf der Baustelle verbunden, weil er nicht arbeiten kann." In Zukunft werde es anders laufen. Dann solle der Customerservice einen neuen Akku schicken. So würden Produktivitätseinbußen verhindert, hofft Öttl.
Ein Sumi-e-Roboter auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Auch diese Technik benötigt schnelle Netze.
5G-Netz - 100-mal schneller als bisheriger Standard
In den kommenden Jahren soll mit Hilfe der Digitalisierung die gesamte Wirtschaft durchrationalisiert werden. Das 5G-Netz wird diese Entwicklung wesentlich vorantreiben. Dieses Netz soll im Endstadium bis zu 100-mal so schnell sein, wie unsere bisherigen Mobilfunknetze. Dabei steigt auch die Kapazität, nur so können die Milliarden von zusätzlichen Geräten im Internet versorgt werden.
Neben Werkzeugen, sind das auch Aufzüge, Heizkörper, Türschlösser und jede Menge Haushaltsgeräte. 5G solle dabei ein intelligentes Netz werden, hofft Dirk Wende von der Deutschen Telekom. "Das bedeutet, dass wir das Netz in Scheiben aufsplitten. Und auf jeder dieser Scheiben bestimmte Dienste und Bandbreiten laufen." Zur Kontrolle von Akkuschraubern und Kaffeemaschinen braucht es keine großen Datengeschwindigkeiten. Sie landen also im langsamen Teil des Netzes.
Saudi-Telecom-Stand auf dem MWC in Barcelona. Hier versucht ein Mann die Kombination aus VR-Brille und Autofahren.
Ganze Häfen sollen sich selbst verwalten
Anspruchsvoller ist dagegen die Überwachung eines großen Containerschiffs: "Bei gefrorenem Fisch müssen Sie sicherstellen, dass die Temperatur unter 22 Grad Minus bleibt", erklärt Stefan Daubly von Nokia. "Wenn ich hier mit diesem Föhn einen Temeraturanstieg im Kühlsystem simuliere, dann schicke ich jemanden los, der das repariert. Mit Hilfe einer Augmented Reality Brille, findet der unter den Tausenden Containern den richtigen. Den kann er reparieren und sieht im System auch gleich, ob die Reparatur etwas gebracht hat", so Dauby.
Für den Nokia-Mitarbeiter ist es vorstellbar, dass sich künftig Schiffe und ganze Häfen selbst verwalten. Autonome Krane und Transporter entladen Schiffe und verteilen die Fracht auf die richtigen Laster - ganz von alleine. Dabei fallen große Datenmengen an.
Königsdisziplin autonomes Fahren
Noch höhere Ansprüche stellt das autonome Fahren. Hier ist auch die schnelle Reaktionsszeit der neuen Netze - von nur noch einer Millisekunde - wichtig. Nokia testet das derzeit bereits auf den Autobahnen - mit sogenanntem Platoondriving. "Wir können Autos oder Lkws hintereinander koppeln, die dann in ganz engen Abständen hintereinander fahren und Staus vermeiden", erläutert Torsten Robricht von Nokia.
5G - sehnsüchtig erwartet
Die Industrie wartet sehnsüchtig auf das neue, schnelle und intelligente Netz. In Europa wird sich der Starttermin, den der ehemalige Digitalkommissar Günther Oettinger eigentlich auf 2020 angesetzt hatte, allerdings bis 2025 hinziehen. So lange wird es mindestens noch dauern, bis 5G flächendeckend angeboten wird. In China geht es schneller, dort treibt der Staat den Aufbau mit an. Und in den USA denkt Präsident Donald Trump sogar darüber nach, das neue Netz zu verstaatlichen, um bei 5G nur ja nicht zurückzufallen.