Ringen um energiepolitische Unabhängigkeit Aserbaidschan will EU mit Erdgas beliefern
Energie-Kommissar Oettinger will die EU unabhängiger von russischen Gaslieferungen machen. Dabei ist er nun einen Schritt weiter: Kommissionspräsident Barroso und Aserbaidschans Präsident Alijew unterzeichneten ein erstes Abkommen über Gaslieferungen aus dem Kaspischen Meer.
Europa ist im Ringen um mehr energiepolitische Unabhängigkeit einen Schritt weiter. In Asberbaidschans Hauptstadt Baku unterzeichneten EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew ein Abkommen über zukünftige Gaslieferungen vom Kaspischen Meer. Darin sichert das Land Europa zu, langfristig "substanzielle Mengen" Gas zu liefern. Das teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Wie viel genau fließen soll und zu welchen Konditionen, ist bislang unklar.
Die Zusage ist für Europa von strategischer Bedeutung, um von russischen Gasliefeurngen unabhängiger zu werden. Derzeit bezieht die EU laut Kommission rund 40 Prozent ihres Gasbedarfs aus Russland.
Mehr Energiesicherheit für Verbraucher
"Das ist ein bedeutender Durchbruch", freute sich Kommissionspräsident Barroso über die erste schriftliche Zusage Aserbaidschans. Damit bekomme Europa direkten Zugang zum Gas aus dem Kaspischen Becken. Für die europäischen Verbraucher und Unternehmen bedeute dies mehr Energiesicherheit, betonte Barroso nach der Unterzeichnung.
Drei Tage dauert die Reise der EU-Delegation, zu der auch Energie-Kommissar Günther Oettinger gehört, in die Region rund um das Kaspische Meer. Nach dem Abkommen mit Aserbaidschan soll auch mit Turkmenistan eine erste Erklärung über Gaslieferungen erreicht werden.
Nabucco-Projekt konkurriert um Gaslieferung
In der Region am Kaspischen Meer liegen riesige, noch unerschlossene Gasvorkommen. Das größte Gasfeld "Schah-Deniz-II" muss erst erschlossen werden. Die Erdgasvorkommen bilden die Basis für das Nabucco-Projekt. Die Pipeline ist als Alternative zu russischen Gasleitungen geplant und soll vom Kaspischen Meer über die Türkei nach Mitteleuropa gehen. Durch die Leitung sollen jährlich bis zu 31 Milliarden Kubikmeter Gas in die EU strömen. Im März verfallen die 200 Millionen Euro, die die EU für das Pipeline-Projekt "Nabucco" zur Verfügung stellen will.
Neben dem europäischen Projekt "Nabucco", an dem maßgeblich der Konzern RWE beteiligt ist, werben weitere Pipelineprojekte, wie ITGI, Whitestream oder TAP um das Gas vom Kaspischen Meer. Während "Nabucco" eine vollkommen neue Pipeline plant, setzen TAP und ITGI darauf, bereits bestehende Leitungen auszubauen.