Anhörung im US-Kongress US-Autohersteller sehen sich am Abgrund
Mit drastischen Worten haben die Chefs der US-Autokonzerne im Senat um staatliche Hilfe gebeten. Sie forderten Hilfszahlungen von bis zu 26 Milliarden Dollar. Ohne Unterstützung stehe sein Unternehmen am Abgrund, sagte Chrysler-Chef Nardelli. Doch Senat und Regierung zögern.
Die angeschlagenen US-Autohersteller General Motors, Chrysler und Ford haben um staatliche Finanzhilfen von bis zu 26 Milliarden Dollar gebeten. Mit dramatischen Formulierungen beschrieben die Vorstandsvorsitzenden bei einer Anhörung im Senat die prekäre Lage ihrer Unternehmen.
Chrysler-Chef Robert Nardelli erklärte, das Unternehmen stehe vor dem Abgrund, falls es keine staatliche Finanzspritze erhält. Chrysler habe pro Monat zwischen vier und fünf Milliarden Dollar an Kosten für Löhne und Gehälter, zur Bezahlung der Rechnungen von Zulieferern und anderer Posten. Das Unternehmen brauche Unterstützung in Höhe von rund sieben Milliarden Dollar.
Falls Chrysler Insolvenz beantrage, wären die Kosten für eine Umstrukturierung größer als die Ausgaben, die der Staat für eine Überbrückungshilfe zahlen müsse, sagte Nardelli in einer schriftlichen Erklärung weiter. Und es sei nicht sicher, dass Chrysler nach einer Insolvenz weiterbestehen könne.
Alles richtig gemacht
Ähnlich äußerte sich der Vorstandsvorsitzende von General Motors, Rick Wagoner. "Unsere Branche braucht eine Brücke, um den finanziellen Abgrund zu überbrücken, der sich vor uns aufgetan hat", erklärte er. Wagoner bezifferte den Finanzbedarf seines Unternehmens auf zehn bis zwölf Milliarden Dollar. Er machte keine eigenen Management-Fehler, sondern die Finanzkrise für die schlechte Lage verantwortlich. Ein Zusammenbruch der Branche würde den Verlust von drei Millionen Arbeitsplätzen bedeuten, warnte der Chef der Opel-Konzernmutter.
Mit dieser Haltung stieß er in dem Ausschuss aber auf wenig Verständnis. Der demokratische Ausschussvorsitzende Christopher Dodd sagte, die Branche suche eine "Behandlung für weitgehend selbst zugefügte Wunden". Der republikanische Senator Mike Enzi kritisierte, die Finanzkrise sei "nicht der einzige Grund, warum die heimische Automobilindustrie in Schwierigkeiten ist". Er nannte ineffiziente Produktionsstrukturen und kostspielige Tarifverträge.
Hartnäckiger Finanzminister
Mit schneller staatlicher Hilfe können die Unternehmen vorerst nicht rechnen. "Etwas durchzuprügeln, wäre ein Fehler", sagte Dodd. Es bestünden Zweifel, ob die Firmen in der Lage wären, die Gelder zurückzuzahlen. Zudem sei man zurückhaltend, weitere Steuergelder auszugeben, um Unternehmen zu retten. Finanzminister Henry Paulson hatte es schon zuvor abgelehnt, einen Teil des 700-Milliarden-Dollar-Pakets für die Banken an die drei Autobauer abzuzweigen.
Die Demokraten streben jedoch eine Gesetzesvorlage an, wonach die Autohersteller und ihre Zulieferer 25 Milliarden Dollar aus dem Rettungspaket für die Finanzindustrie erhalten sollen. Im Gegenzug sollen den Managern die Bonuszahlungen gestrichen werden.
Große Konzerne wollen Konjunkturprogramm
Unterdessen forderten die Chefs von mehreren Dutzend großer US-Konzerne ein Konjunkturpaket im Umfang von mindestens 300 Milliarden Dollar. Damit solle die US-Regierung kurzfristig die Verbraucherausgaben ankurbeln, verlangten die Top-Manager bei einer Konferenz des "Wall Street Journal" in Washington. Wichtig seien auch Infrastrukturausgaben und Programme mit längerfristiger Wirkung. Einigkeit bestand unter den Konferenzteilnehmern, dass sich die US-Wirtschaft nicht unabhängig von den Entwicklungen im Rest der Welt erholen werde. Deshalb sei eine internationale Abstimmung von Maßnahmen zur Konjunkturstützung nötig.