EU-Kommission gegen Preisabsprachen Rekordbußgeld für Autoglas-Kartell
Mit geheimen Absprachen versuchten vier Produzenten jahrelang, den Markt für Autoglas unter sich aufzuteilen. Die EU-Kommission geht verstärkt gegen solche Praktiken vor und verhängte ein Rekordbußgeld gegen die beteiligten Konzerne.
Von Michael Becker, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Man hat mittlerweile den Eindruck, Neelie Kroes, die Wettbewerbskommissarin in Brüssel, habe Gefallen daran gefunden, Rekordbußgelder zu verhängen. Ob Zement- oder Fahrstuhlhersteller, oder eben jetzt Autoglas-Produzenten: Wer illegal Preise abspricht in der EU, der muss bluten, und zwar nicht zu knapp.
"Die EU-Kommission verhängt so hohe Strafen, weil sie derartige illegale Machenschaften nicht toleriert", rechtfertigte Kroes die jüngste Kartellstrafe, die sie heute verkündete. Mit knapp 1,4 Milliarden Euro ist es die höchste Geldstrafe, die Brüssel jemals verhängt hat.
Vier Unternehmen bildeten Kartell
Konkret geht es um vier Unternehmen, die die Autoindustrie und Auto-Ersatzteil-Firmen mit Glas beliefern: Windschutzscheiben, Seiten- und Heckfenster. Zwischen 1998 und 2003 hätten diese vier Unternehmen den Markt in der EU unter sich aufgeteilt und Preise untereinander abgesprochen.
Es handelt sich um den japanischen Asahi-Konzern, das französische Unternehmen Saint Gobain, Pilkington in Großbritannien und Soliver in Belgien. Die Untersuchung der Brüsseler Wettbewerbshüter habe ergeben, dass Manager sich zu geheimen Absprachen in Hotels und auf Flughäfen in Frankfurt, Paris und Brüssel getroffen hätten – "die üblichen Geschichten eben", sagte Kroes.
Saint Gobain trägt Löwenanteil
Den Löwenanteil der Geldstrafe muss der französische Glasproduzent Saint Gobain bezahlen - satte 900 Millionen Euro. Saint Gobain gilt in Brüssel als Wiederholungstäter. "Manager, die Verbrauchern und anderen Unternehmen Schaden zufügen, müssen ihre Lektion lernen", argumentiert die Kommissarin.
Es ist zwar kein deutsches Unternehmen beteiligt, dafür gehören die deutsche Autoindustrie - und natürlich auch die Autokäufer in Deutschland - zu den Geschädigten. Die 1,4 Milliarden Euro, die die beteiligten Unternehmen zahlen müssen, fließen in den EU-Haushalt. Allerdings können die Verurteilten gegen die Strafe noch klagen.