Panne im Werbeclip für "Bard" Google-Textroboter gibt falsche Antwort
Im Rennen um das Geschäft mit Künstlicher Intelligenz hat Google sein Programm "Bard" vorgestellt. Dabei lieferte der Textroboter jedoch falsche Informationen. Die Aktie des Mutterkonzerns brach ein, 100 Milliarden Dollar Börsenwert verpufften.
Ein Fehler bei der Vorstellung des neuen Google-Textroboters hat die Aktie des Mutterkonzerns Alphabet einbrechen lassen. Ausgerechnet in einem Werbeclip für das Programm mit dem Namen "Bard" gab der sogenannte Chatbot eine falsche Antwort auf eine Frage zum James-Webb-Weltraumteleskop. Die Aktie sacke um fast acht Prozent ab - Alphabet verlor damit rund 100 Milliarden Dollar an Börsenwert, nachdem die falsche Antwort bekannt wurde.
Alphabet steht aktuell bei der Entwicklung von Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) stark unter Druck. Google hatte daher am Montag einen eigenen Textroboter mit künstlicher Intelligenz vorgestellt, um die Milliarden-Investition des US-Konzerns Microsoft in das Start-up OpenAI zu kontern. Gestern stellte sich allerdings heraus, dass "Bard" bei seinem ersten öffentlichen Auftritt daneben lag.
Astronomen widersprechen Künstlicher Intelligenz
Google stellte eine Reihe von auf KI basierenden neuen Funktionen vor, darunter "Bard". Der Chatbot und weitere Programme sollen demnach rasch in die Angebote von Google eingearbeitet werden. Teil der Kampagne war ein auf Twitter ausgespielter Werbeclip, in dem der Chatbot gefragt wird, was er einem Neunjährigen über die Entdeckungen des James Webb-Weltraumteleskops erzählen könne. Bard behauptete daraufhin, dass das Teleskop das erste war, das Bilder von einem Planeten außerhalb des Sonnensystems der Erde aufgenommen hat.
Einige Astronomen wiesen anschließend jedoch darauf hin, dass dies nicht stimmt. Das erste Foto eines Exoplaneten sei bereits im Jahr 2004 aufgenommen worden. Das Bild könne man auch auf einer Website der NASA ansehen. Der Astrophysiker Grant Tremblay schrieb auf Twitter, er sei sich sicher, dass "Bard" beeindruckend sein werde. "Aber fürs Protokoll: JWST hat nicht 'das allererste Bild eines Planeten außerhalb unseres Sonnensystems'" gemacht. Der Forscher verwies dabei auf ein Foto, das von der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile aus 2004 aufgenommen wurde.
Konzern räumt Fehleranfälligkeit ein
Google wies bei der Vorstellung von "Bard" selbst darauf hin, dass das System noch fehlerhafte Antworten liefern könne. Google-Vizepräsident Prabhakar Raghavan hatte bei einer Veranstaltung in Paris angekündigt, dass der Textroboter derzeit noch getestet werde. Einen genauen Zeitplan für die öffentliche Vorstellung des Chatbots teilte er nicht mit. Es wird von mehreren Wochen ausgegangen.
Der Erfolg von ChatGPT hatte Google zuletzt unter Zugzwang gesetzt. Die Software erstellt mit Hilfe von KI binnen Sekunden ganze Texte: Essays, Gebrauchsanleitungen oder Programmiercodes. Microsoft investiert massiv in die Entwicklungsfirma OpenAI und will den Roboter unter anderem in seine Office-Anwendungen und die bislang eher erfolglose Suchmaschine Bing einbauen. Dies könnte Googles jahrzehntelange Dominanz im Bereich der Suchmaschinen gefährden.
"Bard" überstürzt vorgestellt?
Laut Medienberichten hatte der enorme Erfolg von ChatGPT eine Art "Alarmstufe Rot" bei Google ausgelöst. Die Firmengründer Larry Page und Sergey Brin seien geholt worden, um zusammen mit Softwareentwicklern zu erarbeiten, wie dem Programm möglichst schnell etwas entgegengesetzt werden könnte. Zuletzt enttäuschten auch die Zahlen der Google-Mutter Alphabet, was den Handlungsdruck zusätzlich erhöhte.
Beobachter vermuteten, dass Google vor diesem Hintergrund die Vorstellung seines Textroboters überstürzt haben könnte. Raghavan wies dies zurück. Die Entwicklung des Chatbots sei "eine mehrjährige Reise" gewesen.