Kartellrechtliche Untersuchung gegen Google Benachteiligt die Suchmaschine Konkurrenten?
Manipuliert Google die Ergebnislisten seiner Suchmaschine? Das behaupten zumindest Konkurrenten des Internetkonzerns. Sie kritisieren, dass sie von Usern nicht gefunden würden, weil sie im Ranking zu weit unten auftauchten. Die EU prüft dies nun in einem Kartellverfahren.
Von Katrin Brand, WDR-Hörfunkstudio Brüssel
Als Hans Biermann von der Entscheidung der EU-Kommission hörte, schoss ihm ein ganz kurzer Gedanke durch den Kopf: "Es gibt noch Gerechtigkeit." Hans Biermann ist Chef der Eurocities AG, einer Firma, die Stadtpläne online anbietet. Wer nach "Berlin" oder "Hamburg" googelte, fand Biermanns Angebote bisher ganz oben auf der Ergebnisliste bei der Google-Suchmaschine. Nachdem Google seinen eigenen Dienst gestartet hatte, änderte sich das Bild, sagt Biermann. Seither steht auf deren Seite immer "Google Maps" an erster Stelle.
Manipuliert Google Ergebnislisten?
Der Berliner Unternehmer glaubt nun, dass Google diese Ergebnislisten manipuliert und damit die Verbraucher täuscht: "Sie glauben ja, dass dieses Ranking der Suchergebnisse dadurch zustande kommt, dass besonders attraktive Angebote ganz oben stehen", sagt er. Wenn Google nun seine eigenen Angebote auf Platz eins setzte, werde der Verbraucher dazu verleitet zu glauben, diese seien besser als die Plätze zwei, drei, vier oder fünf. Und da die Kunden in den meisten Fällen gleich die erste Adresse anklicken, haben alle anderen Anbieter das Nachsehen.
Biermann hat unter anderem deshalb beim Bundeskartellamt Anzeige gegen Google erstattet. Er ist nicht der einzige, weder in Deutschland noch in der EU. Überall beschäftigen sich nationale Aufsichtsbehörden mit Beschwerden gegen Google.
Nun beschloss auch die Europäische Union, tiefer zu graben. "Es ist wichtig zu wissen, dass wir ganz am Anfang der Ermittlungen stehen", sagt Kommissionssprecherin Amelia Torres. "Wenn wir heute dieses Verfahren eröffnen, sagen wir damit, dass die Beschwerden, die wir erhalten haben, weitergehende Untersuchungen verdienen".
Kritik an Berechnung der Anzeigenpreise
Dazu gehört der Vorwurf, dass Google jene Anbieter noch oben stelle, die auch Werbepartner seien. Zudem gibt es Kritik an der Art, wie Google seine Anzeigenpreise berechne. Außerdem soll das Unternehmen Werbepartner verpflichtet haben, ausschließlich mit ihm zusammenzuarbeiten. Über all dem steht der Vorwurf, Google habe seine marktbeherrschende Position missbraucht.
"Wer von uns googelt nicht jeden Tag?" fragt sich auch Alexander Graf Lambsdorff, Europa-Abgeordneter der FDP. In Deutschland seien das sicher 90 Prozent der Internet-Nutzer. Doch für Vorverurteilungen sei es zu früh, warnt er: "Google hat eine Marktmacht, das heißt aber noch lange nicht, dass sie auch missbraucht worden ist." Die EU-Kommission müsse das nun untersuchen. Und sie werde sich nicht scheuen, am Ende notfalls auch hohe Strafen zu verhängen, so Lambsdorff.
Höchste Strafe für Microsoft
Biermanns Beschwerde wird nicht bis nach Brüssel verhandelt, wohl aber die der britischen Suchmaschine "Foundem". Sie hilft beim Preisvergleich, offensichtlich so erfolgreich, dass Google sie aus seinen Trefferlisten eliminierte - behauptet zumindest "Foundem". In Brüssel vorstellig wurden zudem die französische Suchmaschine "ejustice" und das deutsche Verbraucherportal "Ciao", das zu Microsoft gehört - ein Unternehmen, dass um die Entschlossenheit der EU-Kommission in Kartelldingen weiß. Microsoft hält den Rekord bei den Strafen für ein einzelnes Unternehmen, er liegt bei 1,7 Milliarden Euro.
Google selbst kündigte in Hamburg an, mit der EU-Kommission konstruktiv zusammenzuarbeiten. Bisher hatte das Unternehmen immer darauf verwiesen, seine Ergebnislisten richteten sich ausschließlich nach der Attraktivität für die Nutzer.