Kommentar

Spekulationen über Griechenlands Zukunft Das Ende mit Schrecken naht

Stand: 23.07.2012 15:55 Uhr

Der Euro-Austritt Griechenlands wäre ein Ende mit Schrecken - nicht nur für die Griechen selbst. Denn die Folgen für andere Länder und die Währung insgesamt sind nach wie vor unberechenbar. Aber die Hoffnung schwindet, dass Griechenland den Euro behalten kann, meint Wolfgang Landmesser.

Von Wolfgang Landmesser, WDR-Hörfunkstudio Brüssel

Die Lage in Griechenland scheint ausweglos. In den vergangenen zwei Jahren sind die versprochenen Reformen keinen entscheidenden Schritt vorangekommen. Ja, die Ausgaben zusammengestrichen haben die Griechen wie die Weltmeister - und dadurch den wirtschaftlichen Abschwung noch beschleunigt.

Aber was hilft alles Sparen bei den Sozialleistungen, wenn nach wie kaum Steuern reinkommen, weil die Finanzverwaltung nicht richtig funktioniert? Wenn die Regierung nichts tut, um für ein Wirtschaftsklima zu sorgen, das Investitionen anzieht für den Wiederaufbau des Landes? Wenn die Korruption in der öffentlichen Verwaltung nach wie vor blüht?

Mehrere Chancen für einen Neustart verpasst

Griechenland hatte mehrmals die Chance für einen Neustart. Zuletzt im März, als der Schuldenschnitt bei den privaten Investoren das Land um 100 Milliarden Euro entlastete. Aber danach haben sich Parteien in zwei Wahlkämpfe gestürzt, und die Arbeit an den Reformbaustellen ruhte. Ein hoher EU-Beamter beschwor vor einigen Wochen ein politisches Wunder: Ein Hundert-Tage-Programm der neuen Regierung könnte die Wende bringen.

Aber die Zweifel sind mehr als berechtigt, ob die griechische Politik dazu den Willen und die Kraft aufbringt. Nach Dutzenden Appellen der internationalen Geldgeber, die einfach verhallten. Dennoch sollten der Internationale Währungsfonds und die Euroländer alles versuchen, um das Land innerhalb der Eurozone zu sanieren.

Katastrophe für das Land - und gefährlich für die Euroländer

Ein Austritt aus dem Euro und die Wiedereinführung der Drachme wären zunächst eine Katastrophe für die Griechen selbst. Klar, sie könnten ihre Produkte dann besser auf dem Weltmarkt verkaufen. Aber der griechische Exportsektor ist klein. Und gleichzeitig würden die Preise für Importe in die Höhe schießen - für Benzin und Gas, für Kühlschränke und Autos. Die Privatvermögen der Menschen würden vernichtet. Es wäre die Stunde Null in Griechenland.

Doch auch die Effekte für die Eurozone insgesamt sind brandgefährlich. In zwei Jahren Eurokrise ist es nicht gelungen, die wirtschaftliche Misere Griechenlands abzukoppeln vom Rest des Währungsraums. Unabsehbar sind die Folgen für die großen Krisenländer Spanien und Italien. In einer Situation, wo die spanische Regierung kurz davor steht, den Europäischen Rettungsschirm über seinen Staatshaushalt zu spannen und Italien trotz seines Reformprogramms an Kreditwürdigkeit einbüßt.

Unverantwortlich und zynisch sind deswegen Aussagen von FDP-Chef Philipp Rösler, ein Euro-Austritts Griechenlands habe seinen Schrecken verloren. Zynisch gegenüber den Menschen im Land und unverantwortlich gemessen an dem, was auf dem Spiel steht.

Kommt die glaubwürdige Wende?

Um es klar zu sagen: Wenn Griechenland keine glaubwürdige Wende schafft, bleibt den anderen Euroländern keine Wahl. Dann müssen sie den Schritt wagen und die griechische Regierung zum Euro-Austritt bewegen. Wenn die Griechen aber entscheidende Reformen endlich entschlossen anpacken, ist es nach wie vor der bessere Weg, Griechenland nicht fallen zu lassen.

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