Streik gegen Sparmaßnahmen Griechen legen Flugverkehr lahm
30.000 Stellen in Griechenlands öffentlichem Dienst sollen gestrichen werden. Aus Protest gegen diese und andere Sparmaßnahmen der Regierung streiken die Angestellten erneut. Weil sich Bahnmitarbeiter und Fluglotsen dem Ausstand anschließen, fallen Züge und Flüge aus - auch für deutsche Passagiere.
Von Steffen Wurzel, ARD-Hörfunkstudio Istanbul, zzt. Athen
Der Streik hat um Mitternacht Ortszeit begonnen. Am meisten zu spüren bekommen dürften ihn Flugreisende. Den ganzen Tag über werden landesweit keine kommerziellen Maschinen starten oder landen, denn die Fluglotsen beteiligen sich an dem Streik.
Air Berlin hat zahlreiche für heute geplante Flüge bereits gestern durchgeführt, sechs weitere starten erst spät heute Abend. Bei der Lufthansa wird ein Flug von München nach Athen auf morgen verschoben, alle anderen fallen aus. Reisende, die heute nach Griechenland oder von dort fliegen wollten, sollten sich bei ihrer Fluggesellschaft melden.
Behörden und Schulen bleiben geschlossen
Der Streiktag ist Teil einer geplanten neuen Protestwelle, mit der die griechischen Gewerkschaften gegen die beschlossenen Entlassungen im Öffentlichen Dienst protestieren wollen. Alle Ämter, Behörden und Schulen bleiben geschlossen. Die Athener U-Bahn wird zwar nicht bestreikt, trotzdem werden im Personennahverkehr der Hauptstadt ebenfalls Behinderungen erwartet.
"Die Arbeitnehmer haben nur eine Waffe: den Streik. Etwas anderes haben wir nicht zur Verfügung. Wir können die Politiker nicht dazu bringen, sich in unsere Lage zu versetzen, da sie Berufspolitiker sind und nichts weiter", erklärt Alexandros Kominis, Generalsekretär der Busfahrergewerkschaft.
Verständnis für Sparpläne
Am Wochenende hatte die griechische Regierung offiziell beschlossen, im öffentlichen Dienst des Landes zehntausende Stellen zu streichen. Einer repräsentativen Umfrage zufolge findet das eine Mehrheit der Griechen ausdrücklich gut. Trotzdem können viele gut nachvollziehen, dass sich die betroffenen Staatsangestellten mit dem Streik gegen einen möglichen Rauswurf wehren. "Irgendwie müssen sich die Leute ja wehren. Und das hat eben seinen Preis. Uns betrifft es zum Beispiel, weil die Busfahrer streiken. Aber wir sind ja nur kurzfristig betroffen und es dient ja auch einem wichtigeren Zweck", meint ein junger Student.
"Bei jedem Streik bricht das normale Leben im Stadtzentrum zusammen," sagt diese Besitzerin eines Sportgeschäfts im Athener Stadtteil Exarchia. "Die Läden machen bei Streiks keinen Umsatz. Unser Laden bleibt aber geöffnet, auch wenn kaum Kunden kommen werden."
Regierung gibt sich unbeeindruckt
Die griechische Regierung gibt sich trotz der angekündigten neuen Protestwelle und trotz des heutigen Streiks unbeeindruckt. Auch die Tatsache, dass die Euro-Finanzminister erst Ende Oktober über die Auszahlung der fälligen Kreditrate entscheiden wollen, sei kein Problem, betonte der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos: "Bis Mitte November gibt es kein Problem. Wir sind in der komfortablen Situation, dass wir bis dahin auf die Auszahlung der Kreditrate nicht angewiesen sind. Und bis dahin schaffen wir die Voraussetzungen für ein neues Hilfsprogramm."
Die Streiks werden landesweit von Protestkundgebungen begleitet. Allein in der Hauptstadt Athen werden tausende Demonstranten erwartet.