Nach Zustimmung zum Sparpaket Aufräumen und weiterverhandeln in Athen
Mehr als 120 Verletzte, geplünderte Geschäfte - in Athen ist die Wut über weitere Lohnkürzungen und Entlassungen in Gewalt umgeschlagen. Das umstrittene Sparprogramm wurde im Parlament zwar mehrheitlich gebilligt, aber die rettenden Hilfskredite hat Griechenland damit noch nicht sicher.
Von Thomas Bormann, ARD-Hörfunkstudio Istanbul
Aufräumarbeiten im Zentrum Athens: Mit Hochdruckreinigern werden die Spuren der Verwüstungen beseitigt. Steine, Scherben, Müll, verkohlte Holzteile liegen überall herum. Die Feuerwehr muss immer noch Glutnester löschen.
Randalierer hatten gestern Abend mindestens 48 Gebäude in Brand gesteckt. Viele Geschäfte, Banken, Restaurants und auch ein Kino brannten aus; zudem plünderten die Randalierer 150 Geschäfte. "Was da passiert in unserem Land, ist schlimm. Schlimm und traurig. Was wird bloß noch passieren?," fragt ein Restaurantbesitzer.
Ministerpräsident Lucas Papademos verurteilte die Gewalt und versprach zugleich einen Neuanfang. "Wir müssen unseren Staat neu gründen." Das in der Nacht beschlossene Sparpaket sei der Anfang. Die Maßnahmen seien schmerzhaft, aber sie müssten jetzt schnell umgesetzt werden, mahnte Papademos. Dann werde die Wirtschaft Griechenlands bald wieder auf eigenen Füßen stehen können.
Abweichler werden ausgeschlossen
Das Sparpaket sieht vor, Löhne deutlich zu kürzen und Zehntausende Staatsbedienstete zu entlassen. Zwar haben die Abgeordneten in der Nacht das Sparpaket mit einer Zwei-Drittel beschlossen. Es ist aber doch eine Zerreißprobe für die beiden Regierungsparteien, die Sozialdemokraten und die Konservativen. 43 Abweichler gab es in ihren Reihen. Sie hatten gegen das Sparpaket gestimmt und wurden allesamt aus ihren Fraktionen ausgeschlossen. Eine von ihnen ist Vassu Papandreou, bis vor kurzem Abgeordnete der sozialdemokratischen PASOK. "Nach langer Zeit habe ich jetzt endlich wieder nach meinem Gewissen abgestimmt. Und ich bin mit meinem Gewissen im Reinen. Ich wurde ausgeschlossen aus der PASOK - aber sie können nicht meine Meinung ausschließen."
Während der zwölfstündigen Parlamentsdebatte hatte die Regierung gewarnt: Wenn das Sparpaket abgelehnt wird, ist Griechenland im März pleite und kann gar keine Löhne oder Gehälter mehr zahlen. Deshalb gebe es keine Alternative. Nach dem beschlossenen Sparpaket muss die griechische Regierung nun noch die Verhandlungen über einen Schuldenschnitt mit Banken und privaten Gläubigern zu Ende bringen. Erst dann wird der Weg frei für neue, rettende Hilfskredite.