September bis April Heizbedarf so niedrig wie seit zehn Jahren nicht
Seit mehr als zehn Jahren wurde nicht mehr so wenig geheizt wie im vergangenen Winter. Für viele dürfte die letzte Heizkostenrechnung daher viel niedriger ausfallen. Grund sind vor allem die milden Temperaturen.
In der Heizperiode von September 2023 bis April 2024 war der Bedarf zum Heizen in Deutschland so niedrig wie schon seit über zehn Jahren nicht mehr. In einer Auswertung des Vergleichsportals Check24 auf Grundlage der Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) werden dafür vor allem die milden Temperaturen verantwortlich gemacht. In dem Zeitraum wurde noch nie so wenig Energie zum Heizen genutzt wie im vergangenen Winter.
So ist der Heizbedarf verglichen mit dem Vorjahreszeitraum Schnitt um ganze zehn Prozent gesunken. In den Monaten lagen die Kosten für die Haushalte, die mit einer Gasheizung heizen, bei durchschnittlich bei 1.747 Euro - und damit 27 Prozent geringer als noch im Jahr zuvor. In der Heizperiode von September 2022 bis April 2023 zahlten Haushalte für ihre Heizkosten im Schnitt noch 2.406 Euro.
Heizölpreise im Schnitt 20 Prozent niedriger
Dabei merkt Check24-Energie-Geschäftsführer Steffen Suttner an, dass die gesunkenen Preise vor allem für Kundinnen und Kunden von alternativen Anbietern gelten. Nicht aber für jene Verbraucherinnen und Verbraucher der Gasgrundversorgung, diese zahlen danach "wesentlich mehr als vor zwei Jahren."
Auch die Heizölkosten der vergangenen Heizperiode sind den Berechnungen und Schätzungen des Vergleichsportals zufolge niedriger als noch in den beiden Jahren zuvor. Eine Familie, die mit einer Ölheizung heizte, zahlte in der abgelaufenen Heizperiode mit milden Temperaturen im Durchschnitt 1.694 Euro - im vergangenen Jahr waren es dagegen noch 20 Prozent mehr mit 2.109 Euro.
Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent
Doch seit April müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher wieder auf höhere Kosten einstellen. Denn die befristete Mehrwertsteuersenkung ist Ende März ausgelaufen. Um die hohen Energiepreise als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine abzufedern, hatte die Politik eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Erdgaslieferungen und Fernwärme beschlossen.
Von Oktober 2022 an wurde der Mehrwertsteuersatz auf sieben Prozent gesenkt. Nun ist die Mehrwertsteuer für Energie zum 1. April wieder von sieben auf 19 Prozent gestiegen, was die Energiekosten für die Haushalte deutlich erhöhen dürfte.
Gaskunden zahlen mehr
Das Auslaufen des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes werde sich im Endpreis widerspiegeln, sagte dazu ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), der unter anderem Stadtwerke vertritt. Die Mehrwertsteuer verteuere den staatlichen Teil des Gaspreises.
Jedoch wirkten andere Faktoren preisdämpfend, zum Beispiel sinkende Einkaufspreise. In welchem Umfang die Versorger den höheren Steuersatz kompensieren könnten, hänge von der Beschaffungsstrategie des Unternehmens ab. Die Mehrwertsteuer ist ein Bestandteil des Gaspreises, neben zum Beispiel dem Preis für Beschaffung und Vertrieb.
Hätte ein Haushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 kWh im März bei sieben Prozent Mehrwertsteuer noch 2.059 Euro gezahlt, dann wären es bei der gleichen Menge Gas und bei mittlerweile 19 Prozent Mehrwertsteuer schon 2.319 Euro, rechnet Check24 vor. Das entspricht einem Preisanstieg von 13 Prozent.
Entspannung am Energiemarkt
Insgesamt habe sich die Lage auf den Energiemärkten deutlich entspannt, wie eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums kürzlich sagte. "Die Energiekosten sind sowohl in Bezug auf Strom, als auch in Bezug auf Gas wieder auf ein deutlich geringeres Niveau zurückgefallen, als zu Spitzenzeiten während des ersten Jahres des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine.
Die Preise für private Haushalte, die im zweiten Halbjahr 2023 einen neuen Strom- oder Gasvertrag abgeschlossen haben, liegen unter jenen der zweiten Jahreshälfte 2021." Jedoch liege das Niveau bei den Großhandelspreisen für Erdgas und für Strom zum Teil noch über dem langjährigen Niveau.