Sachverständigenrat sagt 3,7 Prozent Wachstum voraus Sonniges Herbstgutachten der fünf Weisen

Stand: 10.11.2010 11:02 Uhr

3,7 Prozent Wachstum in diesem Jahr, 2,2 Prozent im nächsten: Mit dieser Prognose übertreffen die Wirtschaftsweisen alle anderen bisherigen Prognosen. Die Wirtschaftsforscher rechnen auch für die Folgejahre mit einem stabilen Wachstum. Sie warnen jedoch vor raschen Steuersenkungen und vor "überzogenen Lohnsteigerungen".

Die fünf Wirtschaftsweisen sagen für dieses Jahr ein Wachstum von 3,7 Prozent voraus. Im kommenden Jahr werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dann um 2,2 Prozent wachsen, erklärte der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in seinem Herbstgutachten. Die Zahl der Arbeitslosen dürfte demnach dieses Jahr bei durchschnittlich 3,2 Millionen liegen und im kommenden Jahr auch im Schnitt unter die Marke von drei Millionen fallen. Vor einem Jahr hatte der Rat noch ein Wachstum von 1,6 Prozent für 2010 prognostiziert.

Mit ihren Vorhersagen liegen die Experten über den Prognosen der Bundesregierung, die 2010 3,4 Prozent und 2011 1,8 Prozent Wachstum erwartet, und über den Prognosen sämtlicher Institute und Organisationen.

Darüber hinaus rechnen die Gutachter für 2011 mit einem deutlich unter den Maastricht-Kriterien liegenden Haushaltsdefizit von 2,4 Prozent. Im laufenden Jahr sehen sie das Defizit bei 3,7 Prozent.

Nach dem überraschenden Konjunkturboom rechnen die Wirtschaftsforscher auch für die Folgejahre mit einem stabilen Wachstum. Sie warnen jedoch die Politik vor raschen Steuersenkungen und die Tarifparteien vor "überzogenen Lohnsteigerungen". Auch mahnen die Regierungsberater eine echte Reform der Mehrwertsteuer und der Kommunalfinanzen an.

Wirtschaftsweise

Die Wirtschaftsweisen begutachten seit 1963 die ökonomische Entwicklung im Auftrag der Bundesregierung. Neben dem im März ausscheidenden Vorsitzenden Wolfrgang Franz gehören dem Gremium die Ökonomen Claudia Buch, Peter Bofinger, Christoph Schmidt und Lars Feld an.

Die Mitglieder werden von der Bundesregierung vorgeschlagen und vom Bundespräsident berufen. Ihr Gutachten dient ebenso wie das Gemeinschaftsgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute als Grundlage für die Wirtschafts- und Finanzpolitik der Bundesregierung.