HGAA-Krisengespräche Poker um BayernLB-Tochter geht weiter

Stand: 13.12.2009 09:47 Uhr

Bis Montag muss eine Lösung für die marode BayernLB-Tochter Hypo Group Alpe Adria (HGGA) gefunden werden. Sonst droht die Schließung der "systemrelevanten" Bank. Österreich bat Bayern und andere HGAA-Eigner deshalb zu Gesprächen nach Wien. Eine Einigung ist noch nicht in Sicht, am Nachmittag wird weiter verhandelt.

Die Verhandlungen über die Zukunft der Hypo Group Alpe Adria (HGAA), einer maroden Tochter der Bayerischen Landesbank (BayernLB), erweisen sich als sehr kompliziert. Die entscheidende Runde wurde am späten Abend nach fünf Stunden auf heute Nachmittag vertagt. Das teilte ein Sprecher des bayerischen Finanzministers Georg Fahrenschon mit. Fahrenschon und sein österreichischer Amtskollege Josef Pröll hatten mit Vertretern der drei HGAA-Gesellschafter hinter verschlossenen Türen darüber beraten, wie das Unternehmen vor dem Untergang bewahrt werden kann.

Die "systemrelevante" Bank braucht 1,5 Milliarden Euro

Die inzwischen selbst vom Freistaat gestützte BayernLB hatte die HGAA wegen ihres vermeintlich wachstumsstarken Balkan-Geschäfts 2007 gekauft. Sie hält rund zwei Drittel der Anteile. Das österreichische Bundesland Kärnten und die Versicherung "Grazer Wechselseitige" sind Minderheitseigner. Bis zum Montag muss eine Lösung für die HGAA gefunden werden, sonst droht die Schließung der Bank. Sie gilt in Österreich aber als "systemrelevant" und darf nicht Pleite gehen. Die österreichische Bank braucht eine Kapitalspritze von etwa 1,5 Milliarden Euro, um Verluste zu decken, die durch Fehlinvestitionen auf dem Balkan entstanden sind.

Kein frisches Geld aus München?

Deutschlands zweitgrößte Landesbank will Finanzkreisen zufolge kein frisches Geld mehr in ihre marode Tochter pumpen. Sie biete den Österreichern aber an, bereits in die HGAA investiertes Geld zur Stabilisierung der Bank zu verwenden. Österreich will der Bank vorerst ebenfalls nicht unter die Arme greifen. "Jetzt sind die Eigentümer am Zug, sie müssen sich zu ihrer Bank bekennen", wiederholte Pröll am Abend seine bisherige Position. Letztendlich werde Österreich an einer Lösung beteiligt sein, "in welcher Form das auch immer sein wird".

Stichwort

Die Hypo Group Alpe Adria (HGAA) gehört bislang zu 67 Prozent der Bayerischen Landesbank, zu 20 Prozent der Grazer Wechselseitigen Versicherung und zu 12,4 Prozent dem Land Kärnten.

Die HGAA leidet unter faulen Krediten und problematischen Leasinggeschäften auf dem Balkan und wird der ohnehin von der Finanzkrise gebeutelten BayernLB in diesem Jahr voraussichtlich einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro einbrocken. Damit die Kernkapitalquote des Instituts nicht unter die vorgeschriebene Grenze fällt, benötigt sie Schätzungen zufolge rund 1,5 Milliarden Euro frisches Kapital.

Der Freistaat Bayern, das Land Kärnten und der Staat Österreich rangen seit Wochen darum, ob und wer sich daran in welcher Höhe beteiligt. Wegen des Österreich-Debakels von Deutschlands zweitgrößter Landesbank war zuletzt auch Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) unter Druck geraten, der einen Prüfbericht zum Kauf der HGAA monatelang unter Verschluss gehalten hatte. Noch am 9. Dezember 2009 hatte er die Vorwürfe vor der BayernLB-Kommission des Bayerischen Landtags zurückgewiesen.