Angeschlagener Immobilienfinanzierer braucht mehr Staatsgelder Steinbrück sieht weiteren Milliardenbedarf bei HRE
Bundesfinanzminister Steinbrück hat Medienberichte über weiteren Kapitalbedarf der Hypo Real Estate bestätigt. Es sei schon länger klar gewesen, dass ein weiterer Kapitalbedarf bis Ende des Jahres bestehe. Die noch verbliebenen HRE-Aktionäre kämpfen indes um eine höhere Entschädigung.
Die verstaatlichte Münchener Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) braucht weitere Staatshilfen in Milliardenhöhe. Eine weitere Hilfe sei "absehbar" gewesen und daher keineswegs überraschend, sagte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Konkrete Zahlen nannte er nicht.
Auch die Bank hatte immer wieder klar gemacht, dass weitere Finanzspritzen nötig sind. So hatte der damalige Aufsichtsratschef Michael Endres im Juli gesagt, dass möglicherweise auch zehn Milliarden Euro nicht ausreichend seien. Experten hatten den Kapitalbedarf der Bank mit Sitz in München auf sechs bis zehn Milliarden Euro geschätzt. Bislang hat sich der Bund mit knapp drei Milliarden Euro an der HRE beteiligt. Die "Bild"-Zeitung hatte unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, dass der Kapitalbedarf bis Jahresende bei bis zu sieben Milliarden Euro liege. Das Geld müsse vom staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin bereitgestellt werden.
HRE-Aktionäre wollen eine höhere Entschädigung
Wie die "Bid"-Zeitung weiter schreibt, liegt der Unternehmenswert der HRE derzeit bei Null. Das habe ein von der Bank in Auftrag gegebenes Wertgutachten ermittelt. Bei dem Gutachten handelt es sich um ein Pflichtdokument, das vor der Abfindung von Aktionären erstellt werden muss. Die HRE-Aktionäre könnten nun auf eine Abfindung in Höhe von rund 1,30 Euro pro Aktie hoffen, hieß es.
Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kündigte gerichtlichen Widerstand gegen die geplante Zwangsabfindung der HRE-Aktionäre an. Die Anlegerschützer halten die angekündigte Barabfindung in Höhe von 1,30 Euro je Aktie für zu gering. "Dieser Preis ist alles andere als fair", erklärte DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker.
Noch keine Entscheidung über Squeeze-Out
Die Entscheidung über den Squeeze-Out soll am 5. Oktober auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der HRE fallen. Sobald das Gremium den Beschluss zum Herausdrängen der verbliebenen Aktionäre gefasst habe, werde die DSW beim zuständigen Gericht ein Spruchverfahren einleiten, um den Preis zu überprüfen, kündigte Hocker an. Noch im Frühjahr habe der Rettungsfonds SoFFin beim Übernahmeangebot 1,39 Euro je Aktie bezahlt. Beim Squeeze-Out habe man mit einer Offerte in gleicher Höhe gerechnet, betonte die DSW.
Das Squeeze-Out beschreibt das zwangsweise Herausdrängen von Minderheitsaktionären. Gegen die Zahlung einer Abfindung dürfen Großaktionäre Kleinanleger auch gegen deren Willen ausschließen. Normalerweise müssen sie dafür 95 Prozent der Stimmrechte an dem betreffenden Unternehmen halten.
Bei der HRE reichen allerdings 90 Prozent, da in diesem Fall das Rettungsübernahmegesetz gilt, das das Kabinett zur Übernahme des Konzerns im Februar beschlossen hatte. Die Höhe der Abfindung bei einem Squeeze-Out richtet sich nach dem durchschnittlichen Börsenpreis.
Mit dem Squeeze-Out will der Bund die ihm noch fehlenden zehn Prozent der Bank für 158 Millionen Euro übernehmen. Die Zwangsabfindung von 1,30 Euro errechnet sich nach Angaben des SoFFin aus dem durchschnittlichen Börsenkurs der letzten drei Monate, bevor der Bund den Squeeze-Out beantragt hatte. Im Vergleich zu den Höchstständen von zeitweise mehr als 57 Euro in der ersten Jahreshälfte 2006 haben die Aktien damit fast 98 Prozent ihres Wertes verloren.