Inflationsrate im Euroraum sinkt weiter Die Angst vor zu wenig Teuerung
Die Geldpolitik der EZB werde die Inflation in der Eurozone anheizen, warnen einige Volkswirte seit Jahren - doch nun wird das genaue Gegenteil befürchtet: Die Inflationsrate liegt nur noch bei 0,5 Prozent, nun könnte eine Deflation drohen.
Die Verbraucherpreise in der Eurozone sind im März so wenig gestiegen wie zuletzt während der Finanzkrise. Die Inflationsrate in den 18 Mitgliedsländern betrug 0,5 Prozent, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg in einer ersten Schätzung mitteilte. So niedrig war die Teuerung zuletzt im Herbst 2009.
Grund für den Rückgang im März waren die Energiepreise, die erneut spürbar nachgaben. Sie sanken im Jahresvergleich um 2,1 Prozent. Zudem schwächte sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak weiter ab. Auch industrielle Güter und Dienstleistungen verteuerten sich weniger stark als im Vormonat. Volkswirte verweisen zudem darauf, dass der Preisdruck in vielen angeschlagenen südeuropäischen Euroländern nachlässt.
Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht Preisstabilität bei der Marke von nahe, aber unterhalb von zwei Prozent gewahrt. Zuletzt hatte die EZB ihre Inflationsprognose für dieses und das kommende Jahr gesenkt, auf 1,0 beziehungsweise 1,3 Prozent.
Angst vor der Abwärtsspirale
Die neue Berechnung dürfte die Sorgen um eine mögliche Deflation - also dem Absinken der Preise - in der Eurozone weiter anheizen. Gefürchtet ist sie wegen einer möglichen Kaufzurückhaltung der Verbraucher: Sie könnten hoffen, dass Güter noch billiger werden und deshalb Anschaffungen aufschieben. Damit käme eine Abwärtsspirale in Gang: Weniger Nachfrage führt zu sinkender Produktion, weniger Investitionen und Arbeitsplatzverlusten, weitere Kaufkraftverluste und weiter sinkende Nachfrage wären die Folge.
Am Freitag war bekanntgeworden, dass Spanien - viertgrößte Volkswirtschaft im Euroraum - in eine leichte Deflation gefallen ist.