Einführung von Windows 8 "Microsoft bricht mit der Tradition"
Mit Windows 8 will Microsoft wieder zurück in die Erfolgsspur. Gewinn und Umsatz waren zuletzt eingebrochen, Innovationen kamen von der Konkurrenz. Das neue Betriebssystem soll nun Desktop-PC, Tablets und Smartphones miteinander verbinden. Wie, das erklärt Volker Zota von der Computerzeitschrift c't.
tagesschau.de: Was ist das radikal Neue an Microsofts Strategie?
Volker Zota: Das Unternehmen bricht mit Windows 8 sehr stark mit seinem bisherigen Design und das auch mit gutem Grund: Microsoft will in Richtung Tablets gehen. Deshalb bringt der Konzern jetzt auch das erste Mal eine eigene Hardware heraus, einen Tablet-Computer. Das "Surface" gibt es in zwei Versionen: einmal mit Windows 8 und mit Windows RT, das speziell für Mobilgeräte gemacht und auf Touchbedienung ausgelegt ist.
"So versucht Microsoft, alles zu verheiraten"
tagesschau.de: Inwiefern überrascht das Design von Windows 8?
Zota: Es wirkt alles anders, weil jetzt die Startseite dominiert. Auf der liegen rechteckige, farbige Kacheln wie man das schon vom Smartphone-Betrieb kennt. Alles wird miteinander verwoben. Es gibt zwar noch die altbekannte Windows-Bedienoberfläche, aber davor ist die neue Startseite gesetzt. Sie ist eigentlich für Tablets gedacht und für die Touchbedienung mit dem Finger optimiert. So versucht Microsoft, die verschiedenen Geräte miteinander zu verheiraten.
tagesschau.de: Muss man jetzt für Windows 8 den Schreibtisch-PC mit einem Touchscreen nachrüsten?
Zota: Das muss man nicht. Man kann Windows 8 weiterhin ganz normal mit Tastatur und Maus nutzen. Aber wenn man die Vorteile dieser neuen Startoberfläche nutzen will, sollte man sich zumindest eine Touch-Maus oder ein Track-Pad zum Danebenlegen besorgen. Macht man das nicht, muss man deutlich mehr Tastenkürzel auswendig lernen oder man legt unnötig viele Mauskilometer zurück.
tagesschau.de: Ist Windows 8 tatsächlich eine Verbesserung verglichen mit dem Vorgängersystem oder könnte es die Stammkundschaft überfordern, weil es zu kompliziert ist?
Zota: Es ist auf jeden Fall eine Verbesserung, weil Windows 8 diverse neue Dinge bietet. So wird zum Beispiel USB 3.0 unterstützt. Außerdem ist ein Virenscanner direkt im System integriert. Bisher musste man den immer nachrüsten. Das Ganze startet auch schneller als bisher und ist insgesamt ein wenig entschlackt worden. Nur sind viele dadurch irritiert, dass es nicht mehr das alte Startmenü, sondern diese vollflächige Mosaik-Bildschirmseite gibt. Aber das lässt sich - wie gesagt - auch zurückbauen.
"Interessant für alle, die mit mehreren Geräten arbeiten"
tagesschau.de: Lohnt sich ein Upgrade von Windows 7?
Zota: Für die tägliche Arbeit am Desktop ändert sich mit Windows 8 nur wenig, sodass es Windows-7-Nutzern keinen drastischen Vorteil bietet. Microsoft versucht, den Kunden aber den schnellen Umzug zu versüßen, und zwar mit einem zeitlich begrenzten Upgrade-Angebot: Wer bislang Windows XP, Vista oder Windows 7 hat, kann das neue Betriebssystem bis zum 31. Januar 2013 für 30 Euro bekommen.
tagesschau.de: Für wen lohnt sich denn dann der Umstieg auf das neue Betriebssystem?
Zota: Zum Beispiel für diejenigen, die ohnehin auf Windows angewiesen sind und auch unterwegs ein leichtes, touch-bedienbares Gerät mit Windows dabei haben wollen. Mitunter bietet sich dafür auch ein Gerät mit Windows RT an. Das kann zwar nicht alles, hat aber immer das Microsoft Office-Paket. Damit können die Betriebssysteme Android von Google und Apple-iOS nicht aufwarten.
Interessant ist Windows 8 auch für alle, die mit mehreren Geräten arbeiten: Windows 8 hält Daten (Kontakte, Kalender etc.) synchron, wenn man sich bei allen Geräten mit demselben Konto anmeldet.
"Es fehlen die ganzen Apps"
tagesschau.de: Microsoft setzt große Hoffnungen in das neue Produkt - gerade mit Blick auf den wachsenden Tablet-Markt. Ist Windows 8 ein erfolgversprechender Angriff auf die Rivalen Apple und Google?
Zota: Es ist zumindest ein Grundstein. Aber es wird stark von den Hardware-Partnern abhängen, ob es konkurrenzfähige Geräte geben wird. Ein vollwertiges Windows im Tablet-Format hätte schon etwas.
Die Rezensionen in den USA sind aber noch sehr zwiespältig. Die Hardware ist ganz toll, aber es hapert noch an der Bedienung und der Software. An einer Sache krankt Microsoft noch ganz immens. Es fehlen die ganzen Apps, die für die neue Startseite gedacht sind. Diesbezüglich gibt es nur sehr wenig für Windows 8 beziehungsweise für Windows RT. Da hat die Konkurrenz die Nase weit vorn.
Das Interview führte Gisela Former für tagesschau.de