IWF zu Wachstum in Deutschland Schlusslicht unter den G7
Während es im Rest der Welt bergauf geht, wird die deutsche Wirtschaft nur um 0,2 Prozent wachsen - so die Prognose des Internationalen Währungsfonds. Für das Land gibt es zwei große Herausforderungen.
Es ist ein weiterer Dämpfer für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland: Der Internationale Währungsfonds sagt nur noch ein Wachstum von 0,2 Prozent voraus. Im Januar hatte der IWF noch 0,5 Prozent Wachstum für die deutsche Wirtschaft in Aussicht gestellt.
0,2 Prozent - das ist die schwächste Wachstumsprognose innerhalb der Gruppe der sieben führenden westlichen Industriestaaten (G7). Als einen Hauptgrund nennt der Währungsfonds die weiter schwache Verbraucherstimmung in Deutschland. Als langfristiges Problem betont der IWF die alternde Bevölkerung. Immerhin sagt der Währungsfonds für 2025 wieder ein Wachstum von 1,3 Prozent für Deutschland voraus.
Gute Aussichten für Weltwirtschaft
Für die Weltwirtschaft insgesamt sieht der Ausblick besser aus. "Die Weltwirtschaft zeigt eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit, mit einem anhaltend stabilen Wachstum und sinkender Inflation", so der Chefvolkswirt des Währungsfonds, Pierre-Olivier Gourinchas.
Der IWF stellt ein globales Wachstum von 3,2 Prozent in diesem Jahr in Aussicht und nennt unter anderem die robuste Entwicklung in den USA und in einigen Schwellenländern als Grund. Die globale Wachstumsprognose hat der IWF im Vergleich zum Januar damit leicht angehoben.
Inflation und mangelnder Klimaschutz machen Sorgen
Die Welt sei trotz einiger anderslautender, düsterer Vorhersagen von einer Rezession verschont geblieben, betont der Chefvolkswirt des Währungsfonds, spricht aber auch von bleibenden Problemen. "Die Inflationstendenzen sind ermutigend, aber wir sind noch nicht am Ziel", so Gourinchas.
Ein Hauptziel müsse bleiben, die Inflation dauerhaft zu senken. Ein anderes, die internationale Zusammenarbeit zu verbessern, etwa beim Klimaschutz: "Den CO2-Ausstoß zu senken ist mit Wachstum vereinbar", betont Gourinchas. "Aber der Schadstoffausstoß steigt immer noch. Es muss mehr getan werden - und zwar schnell."
Alternde Bevölkerung als Problem
Das Problem einer alternden Bevölkerung in den meisten Industrieländer hatte auch IWF-Chefin Kristalina Georgiewa in ihrer Rede zum Auftakt des Frühjahrstreffens betont. Um den Teil der arbeitenden Bevölkerung hoch und eine Volkswirtschaft robust zu halten, brauche es unter anderem Einwanderung, so die IWF-Chefin.
Die Bulgarin wird weitere fünf Jahre IWF-Chefin bleiben. Obwohl vereinzelt auch Kritik an der ehemaligen EU-Kommissarin aufkam, haben sich neben Frankreich und Deutschland auch die USA für eine zweite Amtszeit der 70-Jährigen ausgesprochen. Der Spitzenjob beim Währungsfonds wird traditionell aus Europa besetzt, der Chefposten bei der Weltbank traditionell aus den USA.
Reform des IWF als Thema
An der Frühjahrstagung in Washington nehmen im Laufe der Woche auch Bundesfinanzminister Christian Lindner und Entwicklungsministerin Svenja Schulze teil.
Zwei von vielen weiteren Themen: Wie können die beiden oft schwerfälligen Institutionen IWF und Weltbank reformiert werden? Und: Wie wird verhindert, dass die ärmsten Länder der Welt immer weiter abgehängt werden? Mit Blick auf die zurückliegende Covid-Pandemie und die Kriege in der Ukraine und in Nahost sagte IWF-Chefin Georgiewa: "Wir leben weiter in einer Welt, in der wir das Unerwartete erwarten müssen."