Nach längster Rezession seit 1945 Japan verzeichnet erstmals wieder Wachstum

Stand: 17.08.2009 16:51 Uhr

Statistisch gesehen hat auch Japan die Rezession überwunden: Erstmals nach fünf Quartalen in Folge konnte die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder ein kleines Wirtschaftswachstum verzeichnen. Dabei profitierte Japan von den weltweiten Konjunkturprogrammen.

Nach Deutschland und Frankreich hat auch Japan als dritte führende Wirtschaftsnation erstmals wieder ein kleines Plus beim Wirtschaftswachstum verzeichnen können. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. Zuvor war es fünf Quartale in Folge geschrumpft. Rein statistisch gesehen ist die Rezession mit dem leichten Plus beim BIP für Japan beendet.

Rezession
Rezession bezeichnet eine Phase stagnierenden oder negativen Wirtschaftswachstums, meist einhergehend mit anhaltenden Kursverlusten an der Börse. Eine Rezession ist gegeben, wenn die Wirtschaft zwei Quartale hintereinander nicht wächst oder schrumpft. Eine ausgeprägte Form dieser Konjunktur-Abkühlung ist die Depression. Sie beschreibt den nachhaltigen konjunkturellen Niedergang, der sich in einer erheblichen Schrumpfung des Sozialprodukts, Deflation und hoher Arbeitslosigkeit äußert.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt konnte ihren längsten Abschwung seit dem Zweiten Weltkrieg vor allem dank der weltweiten Konjunkturpakete sowie massiver staatlicher Konjunkturspritzen, die höhere Konsumausgaben bewirkten, beenden. Zudem befindet sich die Wirtschaft auf einem historisch niedrigen Niveau, nachdem sie in den vergangenen Quartalen so stark wie noch nie seit Beginn der Datenerhebung eingebrochen war. Die Kapazitäten in der Industrie sind nur noch zu etwa 70 Prozent ausgelastet.

Exporte erholen sich

Stütze der japanischen Wirtschaft waren jedoch die Exporte: Sie trieben das Bruttoinlandsprodukt von April bis Juni um 1,6 Prozent in die Höhe. Dabei profitierten die japanischen Exporteure unter anderem vom über 585 Milliarden Dollar schweren chinesischen Konjunkturprogramm, das unter anderem Investitionen in die Infrastruktur des riesigen Landes enthält. Dazu kommen staatliche Ausgabeprogramme in anderen Ländern. Entscheidend sei nun, ob die weltweite Nachfrage auch ohne diese staatlichen Hilfspakete wieder anziehe, sagten Experten.

Die Börse in Tokio hatte noch bessere Zahlen erwartet und gab als Reaktion deutlich nach.

Die Statistiker in Deutschland und Frankreich gaben in der vergangenen Woche das Ende der Rezession in den Ländern bekannt: Zum Vorquartal wuchsen sowohl die deutsche als auch die französische Wirtschaft um 0,3 Prozent.

Stichwort
Als klassischer Präsenzindikator gilt das monatlich gemessene Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es gibt die Gesamtleistung einer Volkswirtschaft an und misst dafür den Wert aller im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen. Im Gegensatz zum Bruttosozialprodukt (BSP) spielt es bei der Berechnung des BIP keine Rolle, ob eine Leistung von Inländern oder Ausländern erbracht wurde. Schwankungen und Trends des Bruttoinlandsproduktes geben gute Hinweise auf den Verlauf der Konjunktur.