Entscheidung über Zukunft Bieter buhlen um Karstadt mit besseren Offerten
Fast genau ein Jahr nach dem Insolvenz-Antrag von Karstadt will sich der Gläubiger-Ausschuss heute für einen Käufer entscheiden. Drei Bieter werben um die Gunst der Gläubiger - noch einmal mit verbesserten Offerten. Die Zeit drängt: Bis Mittwoch soll ein Vertrag unterschrieben sein.
Die Karstadt-Bieter liefern sich offenbar ein erbittertes Rennen um eine Übernahme der insolventen Warenhauskette. Alle vorliegenden Angebote seien kurzfristig nachgebessert worden, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz. Zu den Einzelheiten der Änderungen nahm er keine Stellung.
Seit dem Vormittag berät der Gläubigerausschuss auf seiner Sitzung in der Essener Karstadt-Zentrale über einen Verkauf der Warenhauskette. Eine Entscheidung der Gläubiger werde erst am Abend erwartet, hieß es in Verhandlungskreisen. Einigen sich die Gläubiger nicht auf einen Käufer, dan droht dem Konzern mit seinen 120 Warenhäusern und 25.000 Beschäftigten die Zerschlagung. Dann könnte Konkurrent Metro mit seinem Konzept einer Warenhausallianz aus Karstadt und Kaufhof zum Zug kommen.
Drei Bieter mit verbindlichem Angebot
Zuletzt waren drei Kaufinteressenten im Rennen, die konkrete Angebote abgegeben haben: Der Investor Berggruen, der Karstadt-Vermieter Highstreet und der deutsch-schwedische Investor Triton. Außerdem brachte sich noch ein russisches Konsortium unter Führung des Petersburger Unternehmers Artur Pachomow ins Gespräch. Doch dieser legte bislang kein vollständiges Angebot vor, wie es hieß.
Ver.di favorisiert Berggruen
Die Gewerkschaft Ver.di teilte bereits vor der Sitzung mit, sie favorisiere Berggruen. Vor allem die Nachhaltigkeit seines Konzeptes habe dafür den Ausschlag gegeben. Zudem hätten die geplante Finanzierung und die vorgesehenen Investitionen die Gewerkschaft überzeugt, sagte Sprecherin Cornelia Haß.
Metro will Auffanglösung präsentieren
Aufmerksam beobachtet werden die Geschehnisse in Essen bei Metro: Auf eine eigene Offerte für Karstadt verzichtete Metro bislang. Die vom Insolvenzverwalter Klaus-Hubert Görg geforderte Übernahme aller 120 Karstadt-Filialen passt nicht in das Konzept der Düsseldorfer. Ins Spiel kommen könnte der Konkurrent dagegen bei einer Zerschlagung von Karstadt.
Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" will der Kaufhof-Eigentümer seine Auffanglösung für etwa die Hälfte der Karstadt-Warenhäuser im Gläubigerausschuss einreichen. Metro habe den Vorstoß mit Görg abgestimmt, hieß es. Damit reagiere Görg darauf, dass der von ihm seit Monaten vorangetriebene Komplettverkauf von Karstadt platzen könne.
Metro wolle 45 bis 60 größere der bundesweit 120 Karstadt-Filialen übernehmen und unter Kaufhof-Regie weiterbetreiben, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Unternehmens- und Gläubigerkreise. Zudem würde Metro dem Plan zufolge auch die 27 Karstadt-Sporthäuser erwerben. Von den 25.000 Mitarbeitern behielten zumindest 18.000 ihre Arbeitsplätze. Metro erhoffe sich davon den Durchbruch beim stockenden Verkauf seiner Warenhauskette Kaufhof.
Geplant: Ein Kaufvertrag bis Mittwoch
Geplant ist, dass bis spätestens Mittwoch ein Investor den Kaufvertrag für die Übernahme der bundesweit 120 Geschäfte unterschreiben soll. Einen Tag später soll das Essener Amtsgericht über den Insolvenzplan entscheiden. Falls der Insolvenzplan nicht in Kraft treten kann, droht dem Unternehmen die Zerschlagung.