Kartoffeln verschiedener Sorten liegen an einem Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt.

Preisrückgang im Juli erwartet Kartoffelpreise stark gestiegen

Stand: 05.06.2024 08:28 Uhr

Die Lebensmittelpreise sind nach wie vor hoch. Und selbst bei Kartoffeln müssen die Verbraucher derzeit deutlich mehr bezahlen. Grund ist vor allem der viele Regen im Süden Deutschlands. Doch die Preise könnten bald wieder fallen.

Für Frühkartoffeln müssen Verbraucherinnen und Verbraucher aktuell tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr. In den vergangenen beiden Woche habe der Durchschnittspreis für ein Kilo vorwiegend festkochende Kartoffeln bei etwa 1,63 Euro gelegen, sagte der Marktexperte bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) Christoph Hambloch.

Auf Hersteller-Ebene kosteten Speisekartoffeln im März dieses Jahres 51,7 Prozent mehr als noch im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt ermittelte.

Im vergangenen Jahr lag der Durchschnittspreis nach seinen Angaben im vergleichbaren Zeitraum bei 1,54 Euro pro Kilo. Allerdings: "Die Verbraucher können schon damit rechnen, dass wieder günstiger wird", sagte Hambloch. Er rechne damit, dass die Endkundenpreise spätestens im Juli wieder fallen werden.

Starker Regen im Südwesten

Allgemein sei das Angebot an Frühkartoffeln in diesem Jahr eher knapp gewesen, was zu den höheren Preisen geführt habe. Dabei hätten die Landwirte in Deutschland in den klassischen Anbaugebieten für Frühkartoffeln durchaus schon im Februar und Anfang März pflanzen können.

Danach aber habe es im Süden und Südwesten immer etwas geregnet. Besonders stark seien die Verzögerungen am Niederrhein, in den Niederlanden und in Belgien gewesen. Wegen des Regens seien die Bauern nicht auf die Äcker gekommen, sagte Hambloch.

Ernte leicht verzögert

Kartoffeln für die Direktvermarktung und Ware für die Großmärkte würden in Niedersachsen, aber auch in der Pfalz und in Baden-Württemberg schon seit der zweiten Maihälfte geerntet. Das sei aber für die Betriebe nur ein Nischenmarkt, erläuterte Hambloch.

Das wichtigere Geschäft mit abpackfähiger Ware für die Supermärkte werde in der zweiten Junihälfte losgehen. Allerdings habe der viele Regen im Frühjahr dazu geführt, dass die Knollengewächse noch nicht genug Stärke eingelagert haben, wodurch sich die Ernte um einige Tage verzögert habe.

Auch Länder wie Israel, Ägypten und Spanien hätten in diesem Jahr weniger Frühkartoffeln geliefert. In Spanien habe im Januar und Februar noch Dürre geherrscht, sodass es von Anfang an nicht so viele Frühkartoffeln gegeben habe wie erwartet. Auch das habe das Angebot verringert.

Problemfall Pflanzkartoffeln

Ein weiterer Faktor seien die inzwischen knapp gewordenen Pflanzkartoffeln, sagte Hambloch. "Die Pflanzkartoffelproduktion ist risikoreich, weil man doch einen relativ hohen Aufwand betreiben muss, da muss dann auch ein entsprechender Preis dahinterstehen."

So seien viele Landwirte mit den Erlösen unzufrieden und hätten die Produktion von Pflanzkartoffeln aufgegeben. Vor allem das Verbot bestimmter Pflanzenschutzmittel erschwere den Anbau, weil damit das Risiko von Krankheiten steige. In diesem Fall seien sie als Pflanzkartoffeln nicht mehr zugelassen. "Dann ist der ganze Aufwand, den man betrieben hat, umsonst", sagte Hambloch. Daher hätten die Züchter zunehmend Probleme, Landwirte für die Vermehrung von Pflanzkartoffeln zu finden.

Ob die aktuelle Hochwasserlage in Bayern und Baden-Württemberg Auswirkungen auf die Kartoffelernte haben werde, sei noch nicht abzusehen, sagte Hambloch.