Arbeitgeber und IG Metall "Industriestandort Deutschland in Gefahr"
Es drohe eine Deindustrialisierung in Deutschland, warnen die Gewerkschaft IG Metall und Metall-Arbeitgeber in einem gemeinsamen Brief an die Bundesregierung. Die Politik müsse jetzt energisch gegensteuern - bevor es zu spät sei.
In einem gemeinsamen Brief an die Bundesregierung warnen der Arbeitgeberverband Gesamtmetall und die Gewerkschaft IG Metall vor einer Gefährdung des Industriestandortes Deutschland. Inzwischen entschieden sich viele in- und ausländische Unternehmen gegen Investitionen in Deutschland - das seien "bedrohliche Symptome einer Deindustrialisierung".
Das Produktionsvolumen in der Metall- und Elektroindustrie liege heute etwa 15 Prozent unter dem Niveau vor der Corona-Krise. Grund dafür sei auch die "aktuelle Energiepolitik".
Problem Fachkräftemangel
Arbeitgeber und Gewerkschaft fordern die Politik auf, die Rahmenbedingungen zu verbessern: "Die Bundesregierung muss allem voran für konkurrenzfähige Energiekosten sorgen sowie attraktivere Investitionsbedingungen schaffen", heißt es in der Mitteilung.
Außerdem brauche es einen beschleunigten Infrastrukturausbau auch auf dem Land, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren und eine langfristige Rohstoffstrategie.
Angesichts des Fachkräftemangels müsse zudem die Bildung mehr in den Fokus genommen werden. "Schulen und Berufsschulen brauchen mehr Personal, bessere Ausstattung, einen ausreichenden Etat und Entlastung von Verwaltungsaufgaben, anstatt immer wieder Experimente mit den Schulformen. Wir brauchen eine systematische Förderung", heißt es in dem Brief. Auch müsse die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessert werden - etwa durch den Ausbau der Kindesbetreuung.
Hohe Hürden für Fachkräfte
Schließlich kritisieren Arbeitgeber und Gewerkschaft die hohen Hürden für Fachkräfte aus dem Ausland: "Leider ist die Attraktivität Deutschlands für ausländische Fachkräfte gerade aus Drittstaaten nicht so hoch, wie es im Wettbewerb um die klügsten Köpfe nötig wäre." Grund dafür seien unter anderem eine "überbordende Bürokratie", komplexe und langwierige Verfahren sowie eine "mangelhafte Willkommenskultur".
Diese Missstände müssten von der Politik dringend behoben werden, schließen die Autoren. "Der Industriestandort Deutschland ist in Gefahr. Energisches Gegensteuern ist gefragt- sonst drohen eine verheerende Deindustrialisierung, eine weitere gesellschaftliche Spaltung und eine zunehmende Radikalisierung politischer Debatten und Proteste."