Brüssel wird optimistischer EU-Kommission erhöht Konjunkturprognose
Die EU-Kommission sieht die Konjunkturaussichten für die Eurozone optimistischer als noch im Winter. Allerdings rechnen die Experten mit einer hartnäckig hohen Inflation. Und die Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben mau.
Die Wirtschaft in der EU wird sich in diesem Jahr nach einer Prognose der EU-Kommission besser entwickeln als erwartet. Die Behörde rechnet für die EU mit einem Wachstum von 1,0 Prozent, wie aus der heute veröffentlichten Schätzung hervorgeht. In der im Februar veröffentlichten Winterprognose war die Kommission noch von einem Wachstum von 0,8 Prozent ausgegangen.
Für die Staaten der Eurozone geht die Behörde nun von einem Wachstum von 1,1 Prozent aus. Im Winter hatte die Prognose noch bei 0,9 Prozent gelegen. Die europäische Wirtschaft sei in besserer Verfassung als noch im Herbst angenommen, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Niedrigere Energiepreise, nachlassende Versorgungsengpässe und ein starker Arbeitsmarkt hätten zu einem moderaten Wachstum in den ersten drei Monaten des Jahres geführt und die Ängste einer Rezession zerstreut.
An den mauen Perspektiven für die deutsche Wirtschaft hat sich aus Brüsseler Sicht hingegen nichts geändert: Sie dürfte, wie bereits im Winter prognostiziert, nur um 0,2 Prozent wachsen. Die Bundesregierung erwartet hierzulande einen doppelt so starken Zuwachs von 0,4 Prozent. Nur Estland steht mit minus 0,4 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) schlechter da als Deutschland, Finnland wird ebenfalls nur ein mageres Wachstum von 0,2 Prozent zugetraut.
Inflation bleibt hartnäckig
Für das kommende Jahr geht die Kommission schließlich von einem Wachstum von 1,7 Prozent aus, nach 1,6 Prozent in der Winterprognose. Für den Euroraum rechnet sie mit 2024 mit 1,6 Prozent. Vorher waren es 1,5 Prozent.
"Die Inflation hat sich als hartnäckiger erwiesen als erwartet", betonte Gentiloni. Die Kommission erwartet 2023 für Deutschland eine für den europäischen Vergleich berechnete Teuerungsrate (HVPI) von 6,8 Prozent, im Februar hatte sie noch 6,3 Prozent vorhergesagt. Für die Euro-Zone veranschlagt sie nun eine Inflation von 5,8 Prozent nach 5,6 Prozent in der Winterprognose.
Auch nächstes Jahr dürften die Teuerungsraten demnach in Deutschland mit 2,7 Prozent und in der Euro-Zone mit 2,8 Prozent recht hoch bleiben. Die Europäische Zentralbank strebt für den Euroraum mittelfristig eine Rate von 2,0 Prozent an, die für die Konjunktur als ideal gilt. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane rechnet mit einem deutlichen Nachlassen des Preisauftriebs im Euroraum im Laufe des Jahres. Für die EZB ist der Kampf gegen den anhaltenden Preisschub noch nicht gewonnen. Im April stieg die Teuerungsrate sogar leicht auf 7,0 Prozent, nachdem sie noch im März auf 6,9 Prozent gesunken war, von 8,5 Prozent im Februar.
Industrieproduktion überraschend schwach
Unterdessen gab es bei der Industrieproduktion für die Eurozone im März einen deutlichen Dämpfer. Im Monatsvergleich ging die Gesamtherstellung um 4,1 Prozent zurück, teilte das Statistikamt Eurostat mit. Analysten hatten im Durchschnitt nur einen Rückgang um 2,8 Prozent erwartet.
In den beiden ersten Monaten des Jahres war die Produktion noch jeweils gestiegen. Im Februar hatte sie um 1,5 Prozent zugelegt, im Januar um 0,6 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ging die Herstellung im März ebenfalls zurück, und zwar um 1,4 Prozent. Analysten hatten in dieser Betrachtung im Schnitt einen Anstieg um 0,1 Prozent erwartet.