Frühjahrsprognose angehoben Bundesregierung rechnet mit etwas mehr Wachstum
Statt mit 0,2 Prozent rechnet die Bundesregierung für das laufende Jahr mit 0,3 Prozent Wachstum - das geht aus der Frühjahrsprojektion von Wirtschaftsminister Habeck hervor. 2025 erwartet er ein Wachstum von 1,0 Prozent.
Die Bundesregierung schätzt die wirtschaftlichen Aussichten für Deutschland etwas günstiger ein als noch am Jahresanfang. Die Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr wird um 0,1 Prozentpunkte auf 0,3 Prozent angehoben. Dies geht aus der Frühjahrsprojektion vor, die Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgestellt hat.
"Konjunktureller Wendepunkt"
"Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die deutsche Wirtschaft im Frühjahr 2024 an einem konjunkturellen Wendepunkt steht", heißt es in einer Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums. Nach den Preissteigerungen vor allem im Energiebereich und der hohen Inflation seien nun neue Auftriebskräfte bemerkbar.
"Strom und Gas kosten heute an der Börse etwa so viel wie vor den Energiepreisschocks. Und: Die Preise sind schneller zurückgegangen als von vielen vorhergesagt", wird Habeck in der Mitteilung zitiert. Die Maßnahmen der Regierung zeigten ihre Wirkung. Von den gesunkenen Preisen profitiere die Industrie und vor allem die energieintensiven Bereiche. Seit Jahresbeginn gehe es bei der Produktion spürbar bergauf.
Niedrigere Inflation, mehr privater Konsum
Für das laufende Jahr rechnet die Regierung damit, dass sich die Wirtschaft erholt und an Dynamik gewinnt. Gründe seien niedrigere Inflationsraten, geldpolitische Lockerungen und die wachsende Weltwirtschaft, von der die exportorientierte deutsche Wirtschaft profitiert.
Wichtige Wachstumsimpulse dürften im weiteren Jahresverlauf zudem vom privaten Verbrauch ausgehen, heißt es in der Mitteilung: Durch höhere Reallöhne und einen stabilen Arbeitsmarkt könnten die Kaufkraftverluste der privaten Haushalte überwunden werden und zu einer Belebung des privaten Konsums führen. Darauf deuteten auch der GfK-Konsumklimaindex und das HDE-Konsumbarometer hin.
Ein Prozent Wachstum in 2025 erwartet
"Für 2025 rechnen wir weiterhin damit, dass sich die Erholung bei weiter abnehmender Inflation und steigenden realen Einkommen verfestigt. Insgesamt erwarten wir dann weiterhin ein reales BIP-Wachstum von 1,0 Prozent", so Habeck.
Laut Wirtschaftsministerium dürften sich die Verbraucherpreise nach einer Rate von 5,9 im vorangegangenen Jahr weiter deutlich auf 2,4 Prozent im laufenden Jahr verringern. Im Jahr 2025 soll die Inflationsrate demnach mit 1,8 wieder unter dem EZB-Zielwert von 2,0 Prozent liegen.
"Nichts, mit dem wir zufrieden sein können"
Dennoch übte Habeck auch Selbstkritik: "0,3 Prozent ist natürlich nichts, mit dem wir zufrieden sein können", sagte er. Die Bundesregierung müsse weiter daran arbeiten, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken. "Trotz dieser Hoffnungssignale machen mir die strukturellen Probleme weiterhin Sorge", erklärte er.
"Wenn wir mittel- und langfristig wieder höheres Wachstum erreichen wollen, brauchen wir daher strukturelle Veränderungen." Dazu gehörten die Stärkung von Innovationen und der Abbau unnötiger Bürokratie, aber auch Arbeitsanreize, "damit mehr Menschen freiwillig mehr und länger arbeiten". Wirtschaftsverbände fordern seit Längerem deutliche Entlastungen für Unternehmen.
Auch mit dem leicht verbesserten Wachstums steht Deutschland im internationalen Vergleich schlecht da. Zumal die Ausgangslage schlecht ist: Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft noch um 0,3 Prozent geschrumpft. Kein anderes großes Industrieland entwickelt sich derzeit schlechter.