Großraumbüro Angestellte Mitarbeiter Stress am Arbeitsplatz, Berlin.

Ökonomen enttäuscht ifo-Geschäftsklima trübt sich überraschend ein

Stand: 24.06.2024 11:54 Uhr

Ein "EM-Effekt" ist in der deutschen Wirtschaft noch kaum spürbar. Viele Unternehmen beurteilen ihre Aussichten ungünstiger als zuletzt, wie die aktuelle Umfrage des ifo-Instituts zeigt.

Die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland hat sich im Juni überraschend verschlechtert. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 88,6 Punkte nach 89,3 Punkten im Mai, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mitteilte.

Während die befragten Unternehmen ihre aktuelle Lage unverändert beurteilten, trübten sich ihre Erwartungen für die kommenden Monate ein. "Die deutsche Wirtschaft tut sich schwer, die Stagnation zu überwinden", erklärte ifo-Präsident Clemens Fuest. Schon im Mai hatte der wichtigste deutsche Frühindikator auf dem April-Wert verharrt. Zuvor war das Barometer drei Mal in Folge geklettert.

Sinkender Auftragsbestand bremst Zuversicht

Im verarbeitenden Gewerbe verschlechterte sich das Geschäftsklima nach drei Anstiegen in Folge wieder. Insbesondere der sinkende Auftragsbestand bereite den Firmen Sorgen, teilte das ifo mit. Mit den laufenden Geschäften waren sie aber etwas zufriedener.

Im Dienstleistungssektor dagegen stieg der Index. Insbesondere im Beherbergungsgewerbe habe sich die Stimmung gebessert, so die Wirtschaftsforscher. "Merklich" verschlechterte sich die Stimmung im Handel. Im Bauhauptgewerbe besserte sich die Stimmung leicht.

"Kein großer EM-Effekt"

Die Begeisterung um die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland hat sich bislang noch nicht auf die heimische Wirtschaft durchgeschlagen. "Es gibt keinen großen EM-Effekt", erklärte ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Die deutsche Wirtschaft muss auf ihr Sommermärchen noch warten." Während Hotels relativ zufrieden seien mit ihren Geschäften, sei in der Gastronomie eher Unzufriedenheit zu sehen.

Experten sind alarmiert über Zahlen

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer betonte, all das spreche für einen moderaten wirtschaftlichen Erfolg. Denn nicht nur das Geschäftsklima sei nun überraschend gefallen. Schon davor seien die Einkaufsmanagerindizes zurückgegangen, betonte Krämer. "Das ist ein Warnsignal."

Auch LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch sagte: "Diese Zahl ist so schlecht, wie sie aussieht. Ein Aufschwung findet in Deutschland nicht statt." Es sei unklar, woher der erhoffte Wachstumsschub für das Jahr 2025 kommen solle.

Einige hoffen dennoch auf weitere Erholung

Dank steigender Exporte und Bauausgaben war die Wirtschaft im ersten Quartal mit einem Wachstum von 0,2 Prozent an einer Rezession vorbeigeschrammt. Insgesamt gehen die meisten Ökonomen von einer weiteren Erholung im laufenden zweiten Quartal aus. Stützend dürfte der private Konsum wirken, nicht zuletzt dank der abebbenden Inflation.

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer erwartet nach einer Umfrage unter mehr als 24.000 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen allerdings nur eine Stagnation.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Juni 2024 um 12:22 Uhr.