Geschäftsklima-Index sinkt Stimmung in der Wirtschaft trübt sich weiter ein
Die Sorgen um die Konjunktur werden immer größer: Das ifo-Geschäftsklima ist im August zum vierten Mal in Folge zurückgegangen. In den deutschen Chefetagen wächst der Pessimismus.
Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im August abermals eingetrübt und ist so schlecht wie seit Oktober 2022 nicht mehr. Das ifo-Geschäftsklima sank auf 85,7 Punkte von 87,4 Zählern im Vormonat und damit das vierte Mal in Folge, wie das Münchner ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mitteilte. Fachleute hatten mit einem geringeren Rückgang gerechnet.
Bereits nach drei aufeinanderfolgenden Rückgängen des ifo-Index sprechen Ökonomen von einem konjunkturellen Wendepunkt hin zu einer Konjunkturschwäche. "Die Durststrecke der deutschen Wirtschaft verlängert sich", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fiel auf den niedrigsten Stand seit August 2020. Auch die Aussichten bewerteten die Unternehmen skeptischer.
Atempause vor dem Rückfall in die Rezession?
Im Verarbeitenden Gewerbe rutschte der wichtige Frühindikator dem ifo-Institut zufolge erstmals seit Oktober 2020 in den negativen Bereich. Die Unternehmen klagten demnach über immer weniger Neuaufträge. Auch im Dienstleistungssektor habe sich das Geschäftsklima merklich abgekühlt. "Die Schwäche der Industrie zieht auch Transport und Logistik nach unten", so Fuest. Im Bauhauptgewerbe habe der Indikator seine Talfahrt ebenfalls fortgesetzt.
"Der neuerliche Fall des ifo-Geschäftsklimaindex kommt einem Tritt in die Magengrube gleich", so Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Der während der Corona-Pandemie aufgebaute Auftragsüberhang in der Industrie sei abgebaut, die privaten Haushalte seien wegen der Inflation weiterhin zum Sparen gezwungen. "Wenn nun aber weder von der Industrie noch von den privaten Haushalten Impulse zu erwarten sind, dürfte die deutsche Wirtschaft weiter in Schwierigkeiten stecken."
Immer mehr spreche dafür, dass die Stagnation der Wirtschaftsleistung vom Frühjahr "nur eine Atempause vor dem Rückfall in die Rezession" gewesen sei, betont Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg. "Mit dem vierten Rückgang in Folge geht vom ifo-Geschäftsklima mittlerweile ein recht klares Rezessionssignal aus", sagt auch Commerzbank-Volkswirt Jörg Krämer. Er erwarte für das zweite Halbjahr "mehr denn je ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft".
Stagnation im zweiten Quartal
Die Wirtschaft war Ende 2022 und Anfang 2023 jeweils geschrumpft und im Frühjahr nur auf der Stelle getreten. Das Statistische Bundesamt bestätigte heute die Stagnation im zweiten Quartal. Damit konnte sich die Konjunktur nach den leichten Rückgängen in den beiden Vorquartalen zwar etwas stabilisieren. Doch die erhoffte Frühjahrsbelebung blieb aus, und die Aussichten für die kommenden Monate sind weiter schwach.
So geht die Bundesbank davon aus, dass die Konjunktur auch im laufenden Sommerquartal auf dem gleichen Niveau verharren dürfte. Viele Fachleute erwarten sogar für das Gesamtjahr 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP): Die staatliche Förderbank KfW etwa rechnet mit minus 0,4 Prozent.
Zuletzt verschärften Daten zum Einkaufsmanagerindex die Sorge, dass die schwache Lage der Industrie noch stärker auf die Dienstleister übergreifen könnte. Angesichts des schwierigen Umfelds sei fraglich, woher eine Stimmungswende kommen soll, sagt Bastian Hepperle vom Bankhaus Hauck Aufhäuser Lampe.