Verbraucherpreise im Oktober Inflation im Euroraum unter drei Prozent
Erstmals seit Juli 2021 ist die Teuerung in der Eurozone wieder unter drei Prozent gefallen. Dabei ließ der Preisdruck bei Lebensmitteln nur wenig nach. Zugleich steigen die Rezessionssorgen.
Die Inflation in der Eurozone hat sich im Oktober deutlich abgeschwächt. Die Jahresinflationsrate fiel von 4,3 Prozent im September auf 2,9 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat in einer Schnellschätzung mitteilte. Das ist das niedrigste Niveau seit Juli 2021. Volkswirte hatten 3,1 Prozent auf dem Zettel.
Auch die Kernrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel ging zurück - von 4,5 auf 4,2 Prozent. Lebens- und Genussmittel waren zwar immer noch deutlich teurer als vor einem Jahr, der Preisauftrieb schwächte sich aber von 8,8 auf 7,5 Prozent ab. Die Energiepreise sanken in den 20 Euro-Ländern gegenüber dem Vorjahresmonat um 11,1 Prozent.
Deutsche Importpreise fallen deutlich
Die Inflationsrate für Deutschland gibt Eurostat für Oktober mit 3,0 Prozent an. Das Statistische Bundesamt geht nach Angaben von gestern von einer Teuerungsrate von 3,8 Prozent aus, was an einer anderen Berechnungsmethode liegt.
Am Morgen hatte das Statistische Bundesamt gemeldet, dass die Importpreise in Deutschland auch im September stark zurückgegangen waren. Gegenüber dem Vorjahresmonat verbilligten sich die Einfuhren um durchschnittlich 14,3 Prozent.
Rezessionssorgen nehmen zu
Die rückläufige Inflation geht einher mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung in der Eurozone. Im dritten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um 0,1 Prozent gesunken, teilte das Eurostat nach einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten im Schnitt eine Stagnation erwartet. Im zweiten Quartal hatte die Wirtschaft noch um 0,2 Prozent zugelegt. Im ersten Quartal 2023 und im vierten Quartal 2022 hatte die Wirtschaftsleistung stagniert.
VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel sieht die BIP-Daten für das dritte Quartal als schlechtes Omen: "Dies dürfte der Auftakt für eine beginnende Rezession sein." Auch nach Ansicht von der Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) Christine Lagarde bleibt die Konjunktur im Euroraum wahrscheinlich für den Rest des Jahres schwach.
Keine weiteren Zinserhöhungen erwartet
Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des Ukraine-Krieges zeitweise zweistellig gewesen. Trotz der schwächeren Teuerung wird das mittelfristige Inflationsziel der EZB von zwei Prozent aber nach wie vor überschritten. Beobachter erwarten dennoch weithin, dass die Währungshüter den europäischen Leitzins von derzeit 4,5 Prozent nicht weiter erhöhen werden.
"Wir gehen davon aus, dass die EZB die Leitzinsen nicht weiter erhöhen wird", sagte Ökonom Christoph Weil von der Commerzbank. "Dies gilt umso mehr, als das Wirtschaftswachstum im Euroraum zum Stillstand gekommen ist."