Warnung vor finanziellen Folgen Treibt der Klimawandel die Inflation an?
Nicolai Tangen, der Chef des norwegischen Staatsfonds, warnt davor, dass der Klimawandel für eine anhaltend hohe Inflation sorgen könnte. Mit dieser Einschätzung steht er nicht allein.
Steigende Lebensmittelpreise infolge des Klimawandels sowie die Kosten der Energiewende werden nach Ansicht von Nicolai Tangen, Leiter des norwegischen Staatsfonds, die Inflation in den kommenden Jahren weiter anheizen.
Die Weltwirtschaft erlebe bereits eine klimabedingte Inflation, die zu hartnäckig hohen Preissteigerungen und einer langen Periode niedriger Anlagerenditen beitragen werde, sagte Tangen im Gespräch mit der "Financial Times". "Die Inflation wird schwer zu senken sein." Mit einem verwalteten Vermögen von rund 1,3 Billionen Dollar ist der norwegische Staatsfonds der größte der Welt.
Inflation oder Gierflation?
Tangen zufolge wirkt sich das Klima auf den Lebensmittelmarkt aus. Er verweist dabei etwa auf steigende Preise für Olivenöl, Kartoffeln und Kaffee als Anzeichen dafür, dass die Lebensmittelkosten die Inflation in den kommenden Jahren in die Höhe treiben könnten. Ein Grund dafür sind etwa extreme Wetterereignisse, die immer häufiger auftreten und Folgen für Ernten und Lieferketten haben können. Hinzu kämen nach Ansicht des Fonds-Chefs neben den Kosten für die Energiewende noch die Kosten für die Umkehrung der Globalisierung, die die Herstellungskosten jahrzehntelang niedrig gehalten habe.
Außerdem sieht Tangen Anzeichen einer "Gierflation". Damit meint der Manager, dass Unternehmen die eigenen erhöhten Kosten nicht nur weitergeben, sondern die Gelegenheit nutzen, um die Preise über dieses Maß hinaus in die Höhe zu treiben.
Der ehemalige Hedgefonds-Manager, der den norwegischen Staatsfonds seit 2020 leitet, warnt bereits seit längerem vor der anhaltenden Inflation. Für die Anleger könnte das Tangen zufolge bedeuten, dass sie in den nächsten zehn Jahren mit niedrigen Renditen rechnen müssen, da die Preise und Zinssätze hoch bleiben.
Auswirkungen auf das Kostenprofil
Eine Umfrage der Unternehmensberatung PwC vom Januar dieses Jahres unter den Vorstandschefs von mehr als 4400 globalen Unternehmen zeigt, dass die Problematik erkannt worden ist. Danach erwartet eine Mehrheit der Topmanager in den kommenden zwölf Monaten Auswirkungen des Klimawandels auf das Kostenprofil. Rund 50 Prozent gehen von moderaten, großen oder gar sehr großen Auswirkungen aus. Diese gestiegenen Kosten könnten die Inflation weiter antreiben.
Der britische Ökonom Charles Goodhart hatte bereits im Februar 2021 eine dauerhaft höhere Inflation prognostiziert. Zu den von ihm genannten Gründen gehören neben der abnehmenden Globalisierung und der alternden Bevölkerung auch der teure Kampf gegen den Klimawandel.