Bedeutung des Recyclings Schrott als Rohstoff der Zukunft
In der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, wie abhängig Deutschland von Rohstoff-Importen ist. Mehr Kreislaufwirtschaft könnte Teil der Lösung sein. Doch die Gaspreise sind ein Problem.
Schrott ist viel mehr als Abfall. Alteisen und Altmetalle sind sogenannte sekundäre Rohstoffe, die schon jetzt eine wichtige Rolle in der deutschen Wirtschaft spielen. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) gewinnt kein Land so viel an Rohstoffen aus seinen Abfällen wie Deutschland.
Doch macht sich Verbandspräsident Peter Kurth Sorgen angesichts der gestiegenen Energiekosten. "Die ersten Produktionsstätten sind bereits geschlossen, es wird schwieriger Materialien abzusetzen, es wird schwieriger, einen vernünftigen Preis zu bekommen, denn auch Getrenntsammlung und Aufbereitung müssen gezahlt werden." Aus Sicht des BDE sind die Krisensymptome unübersehbar.
Werke haben Produktion heruntergefahren
Das spürt auch Ralph Wager, Geschäftsführer von Kaatsch Recycling - einem mittelständischen Entsorgungsunternehmen in der Nähe von Stuttgart. Im Jahr verarbeitet die Firma etwa 300.000 Tonnen Stahlschrott zu Sekundärrohstoffen, die in der Stahlindustrie zum Einsatz kommen, hauptsächlich in Deutschland und Europa. Gegenüber tagesschau.de beschreibt er die Lage: "Faktisch ist es so, dass viele Werke ihre Produktion dramatisch runtergefahren und nach den Sommerferien gar nicht mehr produziert haben." Der Unternehmer hofft auf Maßnahmen der Regierung in Deutschland oder auf europäischer Ebene. "So dass einfach wieder wirtschaftliche Produktion im Stahlbereich möglich ist."
Vor dem Krieg in der Ukraine und den daraus folgenden Energieversorgungs-Problemen war die Stahlbranche generell im Aufwind. Nach dem Corona-Tief gingen die Preise durch die Decke, die Nachfrage boomte - auch nach recycelten Rohstoffen. Das zeigte aber auch, wie abhängig Deutschland von Rohstoffen aus anderen Ländern ist.
Mehr Schrott verwerten für den Klimaschutz
Die Kreislaufwirtschaft könne Teil der Lösung sein, sagt Bernd Meyer vom Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen. "Mit jedem Stahl, den wir nicht mehr aus Primärressourcen also Koks und Erze herstellen müssen, werden diese gespart. Das Produkt ist vorhanden, muss aufbereitet werden und geht dann wieder in den Zyklus rein."
Das würde nicht nur Deutschlands Abhängigkeit von Rohstoff-Importen verringern, sondern auch dem Klima nützen. Denn beim Recycling von Stahl fällt in der Regel weniger CO2 an als bei der Neugewinnung. Nach Zahlen der Deutschen Rohstoffagentur wird in Deutschland bereits jetzt 45 Prozent des Rohstahls aus sekundären Rohstoffen gewonnen, bei Aluminium sind es gut 50 Prozent, bei Kupfer über 40 Prozent.
Ungenutzte Stoffe
Doch die Expertin Britta Bookhagen sieht noch Luft nach oben. "Bei einigen strategischen Metallen oder auch sogenannten Technologie-Metallen wie zum Beispiel Tantal und den seltenen Erden oder auch Magnesium sind wirklich noch ungenutzte Stoffströme fürs Recycling vorhanden", sagt die Arbeitsbereichsleiterin Recyclingrohstoffe bei der Deutschen Rohstoffagentur, die zum Wirtschaftsministerium gehört. Hier wäre es möglich, eine vergrößerte Anzahl von Metallen zurückzugewinnen, "um eben Deutschlands Abhängigkeit zu verringern".
Ein rohstoffarmes Land wie Deutschland, das kaum eigene Rohstoffminen hat, sollte ihrer Ansicht nach Recycling nutzen wie eine inländische Mine.