IW-Umfrage unter Verbänden Auch 2025 keine Trendwende der Wirtschaft?
Das kommende Jahr bringt nicht das Ende der Krise: Das antworten fast 50 Wirtschaftsverbände in einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft. Das werde zu mehr Entlassungen führen.
Für das neue Jahr sei nicht viel zu erwarten, sagt Michael Hüther. "Keine Trendwende der Konjunktur, eher eine Fortsetzung der Stagnation", so kommentiert der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) die Ergebnisse der Verbandsumfrage, die sein Haus jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit durchführt.
Das Institut hat 49 Wirtschaftsverbände befragt. 31 von ihnen sagen, dass sich die Lage in ihrer Branche innerhalb des vergangenen Jahres verschlechtert hat.
Lichtblicke in der Pharma- und Versicherungsbranche
Nur wenige Verbände blicken positiv ins kommende Jahr. Eine höhere Produktion erwarten 16 von ihnen. 13 rechnen mit einem gleichbleibenden Niveau. 20 der Wirtschaftsverbände gehen in ihrer Branche von weniger Produktion aus.
Eine Ausnahme sind die forschenden Pharmaunternehmen. Sie erwarten für 2025 mehr Produktion, ein Plus bei der Beschäftigung und mehr Investitionen. Auch in der Versicherungswirtschaft, der Entsorgungswirtschaft und in der Energie- und Wasserwirtschaft überwiegt die Zuversicht. Insgesamt aber ist die Stimmung mau - allem voran in der Industrie.
Arbeitslosigkeit dürfte 2025 weiter steigen
Noch schlechter sieht es auf dem Arbeitsmarkt aus. Nur sieben Verbände rechnen im kommenden Jahr mit mehr Beschäftigung in ihrer Branche. 16 von ihnen erwarten ein konstantes Niveau. Mehr als die Hälfte der befragten Verbände geht von einem Beschäftigungsabbau aus.
"Da wird erkennbar, dass in vielen Branchen die Strategie nicht mehr trägt, mit Blick auf den Fachkräftemangel Arbeitskräfte zu horten", sagt IW-Chef Hüther. Stattdessen lasse man nun Arbeitskräfte gehen. Das IW rechnet mit 2,9 Millionen Arbeitslosen im Durchschnitt des kommenden Jahres. So hoch war die Arbeitslosenzahl zuletzt vor etwa zehn Jahren.
Drittes Jahr in Folge ohne Wachstum?
In seiner Konjunkturprognose rechnet das IW für 2025 mit einem Mini-Wachstum von 0,1 Prozent. Es wäre das dritte Jahr in Folge ohne nennenswertes Wirtschaftswachstum. 2023 ist die deutsche Wirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft, auch im laufenden Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt weiter zurückgehen.
Aus Sicht von IW-Direktor Hüther ist dieser Trend aber nicht unumkehrbar. "Es ist nicht zwingend, dass man wirtschaftlich in den Verfall gerät, außer man handelt nicht", so Hüther. "Die überwiegenden Ursachen für die wirtschaftliche Lage liegen im Land selbst." Er setzt deshalb Hoffnungen in den Regierungswechsel, der in Deutschland im kommenden Jahr bevorsteht.
Das Kernproblem sei die Investitionsschwäche, so der Direktor des arbeitgebernahen Instituts. Hüther fordert mehr staatliche Investitionen in die Infrastruktur, aber auch steuerliche Anreize für Unternehmen, damit diese selbst mehr investieren. Außerdem brauche die Wirtschaft niedrigere Energiepreise, so Hüther. Diese könnten über eine Senkung der Netzentgelte erreicht werden.