Tarifkonflikt für 33.000 Beschäftigte Warnstreik legt Lufthansa lahm
Rund 1700 Lufthansa-Flüge in Europa sind abgesagt worden. Der Warnstreik des Bodenpersonals legte den Betrieb bei der größten deutschen Fluglinie weitgehend lahm. Zwar nutzen viele Passagiere Alternativen, doch das Unternehmen sprach von einem irreparablen Imageschaden.
Ein Warnstreik des Bodenpersonals hat den Flugbetrieb der Lufthansa weitgehend zum Erliegen gebracht. Wegen der Arbeitsniederlegungen strich die Fluglinie fast alle der mehr als 1700 geplanten Verbindungen innerhalb Deutschlands und Europas. Betroffen sind etwa 150.000 Passagiere. Nur wenige Dutzend Starts konnten durchgeführt werden. Keine Einschränkungen gab es bei der Lufthansa-Tochter Germanwings.
Für Dienstag rechnet die Lufthansa wieder mit einem nahezu planmäßigen Flugbetrieb. "In den nächsten Tagen sind nur noch geringfügige Auswirkungen des heutigen Streiks zu erwarten", teilte das Unternehmen mit. Der Einsatz der Frühschicht an den deutschen Stationen sei gesichert. .
Lufthansa empfiehlt allen Reisenden dennoch, sich frühzeitig vor Antritt der Reise auf www.lufthansa.com unter "Aktuelle Fluginformationen" und unter "Meine Buchungen" zu informieren, ob ihr Flug stattfindet, verspätet oder gestrichen ist. Darüber hinaus hat Lufthansa für Anrufe aus Deutschland die kostenfreie Telefonnummer 0800 850 60 70 geschaltet.
Keine langen Schlangen an Flughäfen
Zum befürchteten Chaos an den deutschen Flughäfen kam es trotz der vielen Annullierungen nicht. Die Strategie der Lufthansa, die Fluggäste per E-Mail oder SMS über den Warnstreik zu informieren, zeigte Wirkung. Die meisten Passagiere kamen erst gar nicht zum Flughafen. Viele nutzten das Angebot, kostenlos umzubuchen oder innerhalb Deutschlands die Züge der Deutschen Bahn zu nutzen. Ein Bahnsprecher berichtete, dass mehr Fahrgäste als sonst unterwegs gewesen seien. Die Züge seien am Morgen vor allem zwischen Nürnberg und Frankfurt in beiden Richtungen voll gewesen.
Ver.di zufrieden, Lufthansa empört
Die Gewerkschaft ver.di, die zu der zweiten Welle von Warnstreiks im aktuellen Tarifkonflikt aufgerufen hatte, zeigte sich zufrieden mit den Aktionen. Etwa 12.000 Mitarbeiter der Lufthansa hätten die Arbeit niedergelegt. "Gemeinsam machen wir deutlich, dass wir die absurden Forderungen nach Lohnsenkungen nicht hinnehmen werden, sondern uns dagegen zur Wehr setzen", sagte Christine Behle, die für ver.di die Tarifverhandlungen mit der Fluglinie führt.
Lufthansa protestierte vehement gegen das Vorgehen der Gewerkschaft. "Das sind Streikaktionen in einer Taktung, wie wir sie noch nicht hatten", sagte Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer. Für die Kunden und das Unternehmen sei das ein unerträglicher Zustand. "Den Passagieren zu vermitteln, dass wir erneut einen Streik haben, wird zunehmend schwieriger." Der Imageschaden für die Fluggesellschaft sei "irreparabel".
Streit um höhere Löhne und Jobgarantien
Hintergrund der Warnstreiks ist der aktuelle Tarifstreit um die Gehälter von rund 33.000 Beschäftigten bei Lufthansa Cargo, Lufthansa Technik, Lufthansa Systems sowie der Lufthansa-Mitarbeiter am Boden und in der Kabine. Ver.di fordert 5,2 Prozent mehr Geld und Jobgarantien für die Mitarbeiter.
Lufthansa hatte ein Angebot vorgelegt, das abgestufte Gehaltserhöhungen für verschiedene Beschäftigtengruppen vorsieht. Jobgarantien sollen demnach davon abhängen, ob es zu einer Einigung in Fragen wie längeren Arbeitszeiten kommt. Ver.di hatte das Angebot als nicht verhandlungsfähig bezeichnet. Die nächste Verhandlungsrunde steht in einer Woche an.