Protest gegen geplante Abholzung EU-Staaten streiten über die Zukunft des Weinanbaus

Stand: 25.08.2007 11:53 Uhr

Jedes Jahr steckt die EU mehrere hundert Millionen Euro in unrentable Weinberge oder in die Destillation überschüssigen Weines. Nach Plänen der EU-Agrarkommissarin soll mit dieser Verschwendung bald Schluss sein. Das aber stößt auf heftigen Widerstand einiger Weinerzeugerländer.

Pläne für eine Reform des europäischen Weinanbaus stoßen vor allem bei den südlichen Erzeugerländern auf heftigen Widerstand. Bei einem Treffen der EU-Agrarminister lehnten Italien, Österreich, Spanien und Frankreich Vorschläge ab, wonach überzählige Anbauflächen gerodet werden sollen.

400.000 Hektar stilllegen?

EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hatte vergangenen Monat vorgeschlagen, die hochsubventionierten Anbauflächen in der Europäischen Union deutlich zu reduzieren. Nach ihren Vorstellungen sollten insgesamt rund 400.000 Hektar stillgelegt werden. Die Winzer würden finanziell dafür entschädigt. Bislang fließen jedes Jahr rund 1,4 Milliarden Euro in teils unrentable Weinberge oder die Destillation überschüssigen Rebensafts. Davon profitieren vor allem Italien, Spanien, Frankreich und Portugal.

Großbritannien und Schweden hatten sich dafür stark gemacht, die Subventionen für den Weinanbau komplett zu streichen. Deutschland und die übrigen EU-Mitgliedsstaaten hatten den Reformvorschlag von Kommissarin Fischer Boel unterstützt. Nach Ansicht der Bundesregierung gehen die meisten Vorschläge in die richtige Richtung. An den deutschen Winzern würde das Programm nach Einschätzung des Agrarministeriums fast spurlos vorbei gehen, weil sie kaum Überschüsse produzieren.

Widerstand gegen neue Herstellungsverfahren

Kritisch äußerte sich die Bundesregierung allerdings zu einem Vorschlag Fischer Boels, künftig auch neue Herstellungsverfahren für Wein zuzulassen. Auf Widerstand stößt unter anderem das so genannte Fraktionieren, bei dem der Wein in seine Bestandteile zerlegt und anschließend wieder zusammengesetzt wird. Auf diese Weise sollen Qualitätsschwankungen unterschiedlicher Jahrgänge ausgeglichen werden. Konkrete Vorschläge will die Kommissarin allerdings frühestens zum Jahresende vorlegen.

Die Bundesregierung begrüßt die Reformpläne der EU-Kommission grundsätzlich, will aber keine Verschlechterung bei der Qualität. "Wir stellen uns vor, dass man traditionelle Weinherstellungsverfahren unter weltweiten Schutz stellt", sagte Agrarstaatssekretär Gert Lindemann. Der Deutsche Weinbauverband forderte die Bundesregierung auf, die Reformvorschläge zu blockieren. Die Kommission schade den Interessen der Erzeuger.

Im vergangenen Jahr wurden nach Angaben des statistischen Bundesamts in Deutschland auf 98.875 Hektar Anbaufläche insgesamt 9,1 Millionen Hektoliter Wein geerntet. Damit ist Deutschland innerhalb der EU der viertgrößte Weinproduzent. An den Plätzen eins bis drei liegen mit jeweils mehr als 40 Millionen Hektolitern Frankreich, Italien und Spanien. Wichtigster Exportmarkt für die heimischen Winzer ist laut dem Deutschen Weininstitut Großbritannien - dorthin geht rund ein Drittel der deutschen Ausfuhr. Es folgen die USA, die Niederlande, Japan und Schweden. In Deutschland selber werden jährlich durchschnittlich 20 Liter Wein je Bundesbürger getrunken.