Prognose zu Folgen der Schuldenkrise OECD warnt vor Rezession in der Eurozone
Die Schuldenkrise und die daraus folgende Sparpolitik in der Eurozone bergen laut OECD die Gefahr einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale. Für das laufende Jahr sei eine leichte Rezession wahrscheinlich. Es drohe aber sogar eine schwere Rezession in der Eurozone. Deutschland bleibe aber die Wachstumslokomotive.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wertet die Schuldenkrise in Europa als größtes Risiko für das weltweite Wirtschaftswachstum. "Durch die jüngsten Ereignisse haben sich die Abwärtsrisiken zusätzlich erhöht", schreibt die Organisation in ihrem neuen Konjunkturausblick. Darin warnt sie auch vor der Gefahr einer "schweren Rezession" in der Eurozone. Es drohe ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um zwei Prozent, erklärte OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan. Er forderte die Regierungen und die Europäische Zentralbank auf, schnell zu handeln, um ein Übergreifen auf die Weltwirtschaft zu verhindern.
Sparen bremst Konjunktur erheblich
Der Prozess des Schuldenabbaus habe noch kaum begonnen. Padoan warnte, dass die Bemühungen zur Konsolidierung der Staatsfinanzen eine erhebliche Bremswirkung für die Entwicklung der Konjunktur zur Folgen haben könnten. Verantwortlich dafür macht er "grundlegende wirtschaftliche, fiskalische und finanzielle Ungleichgewichte innerhalb des Euroraums". Die Konjunkturerholung in den Ländern mit einer robusteren Verfassung könne kaum das darniederliegende Wachstum in anderen Ländern ausgleichen.
Jüngste Wahlen in Ländern wie Griechenland und Frankreich zeigen dem OECD-Bericht zufolge eine zunehmende Reformmüdigkeit in der Eurozone. Deshalb müssten Anstrengungen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und Strukturreformen Hand in Hand gehen, "damit dieser Prozess so wachstumsfreundlich wie möglich ist".
Schritte auf dem Weg zu möglichen Eurobonds
Eine erfolgreiche Konsolidierung der öffentlichen Finanzen schafft laut OECD die Rahmenbedingungen für zusätzliche Schritte auf dem Weg zu einem Wachstumspakt. Als mögliche Mittel werden gemeinsame Staatsanleihen zur Finanzierung von Kapitalhilfen für die Banken sowie zusätzliche Mittel der Europäischen Investitionsbank genannt, die in die Finanzierung von Infrastrukturprojekten fließen sollen. Solche Maßnahmen könnten genutzt werden, "um den Weg für eine generellere Auflegung von Eurobonds zu ebnen".
Die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone bleibt nach Einschätzung der OECD deutlich hinter der Weltkonjunktur zurück. Für das laufende Jahr erwartet die Organisation ein Wachstum der Weltwirtschaft um 3,4 Prozent. Für die Eurozone geht sie derzeit von einer leichten Rezession und einem Rückgang um 0,1 Prozent aus.
Deutschland bleibt Wachstumslokomotive
Vor allem Deutschland ist dafür verantwortlich, dass die Prognose nicht noch deutlich schlechter ausfällt. Denn für die Vorhersagen für die deutsche Konjunktur hob die OECD deutlich an. Das Bruttoinlandsprodukt wird demnach in diesem Jahr um 1,2 Prozent und 2013 um weitere 2,0 Prozent wachsen. Dagegen müssen vor allem Griechenland, Spanien, Portugal und Italien in beiden Jahren mit einem deutlichen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung rechnen. Zumindest im laufenden Jahr müssen sich demnach auch die Niederlande, Tschechien und Ungarn auf eine Rezession einstellen.
Die OECD setzt sich ein für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, für einen höheren Grad an Beschäftigung und für eine Steigerung des Lebensstandards beim Erhalt von Geldwert- und Preisstabilität. Außerdem zählt sie es zu ihren Zielen, den weltweiten Handel zu stärken und wirtschaftliches Wachstum auch in Nichtmitgliedsländern, besonders in Entwicklungsländern, zu unterstützen.
Die Organisation berät die Mitgliedsländer bei wirtschaftlichen Problemen, sie veröffentlicht Berichte zu ihrer wirtschaftlichen Lage und koordiniert die öffentliche Entwicklungshilfe. Die OECD ist auch Veranstalter des weltweit größten Schulleistungstests PISA.