Entscheidung der Opec+ Was die Drosselung der Ölförderung bedeutet
Die Staaten der Opec+ wollen erst einmal weiter freiwillig die Ölförderung drosseln. Damit wollen sie Preissenkungen verhindern. Das hat zuletzt aber nur bedingt funktioniert.
Der Ölverbund Opec+ hat sich nach Informationen von Delegierten auf die Verlängerung einer bereits bestehenden freiwilligen Ölförderkürzung um weitere drei Monate verständigt. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Eigentlich sollte die Drosselung schon ausgelaufen sein, allerdings ist sie schon mehrfach verlängert worden. Bereits seit rund einem Jahr drosseln die Staaten des Verbundes Opec+ freiwillig die Mengen an Öl, die sie fördern.
Die Opec ist die Organisation erdölexportierenden Staaten. Da die Marktmacht des Verbunds gesunken ist, wird auch mit Staaten wie Russland kooperiert, die keine Opec-Mitglieder sind. Diese erweiterte Kooperation wird Opec+ genannt.
Ab April soll wieder mehr gefördert werden
Der neue Plan der Opec+ sieht vor, dass die Produktion ab April kommenden Jahres langsam wieder hochgefahren werden soll, berichtete Bloomberg. Die Agentur berief sich auf einen namentlich nicht genannten Delegierten des Treffens. Dieser Prozess des langsamen Anstiegs der Fördermenge soll bis zum September 2026 andauern.
Beobachter hatten den Schritt erwartet. "Alles andere wäre für den Markt eine große Überraschung", hatte der Commerzbank- Rohstoffexperte Carsten Fritsch auf tagesschau24 erklärt.
Expertin: Ölpreis wird seitlich gehen
Die Leiterin Immobilien und Makro Trends der Deka-Bank, Gabriele Widmann, sagte: "Mit der Opec-Entscheidung stehen Angebot und Nachfrage ungefähr in Einklang." Sie geht daher nun davon aus, dass sich der Preis auf dem aktuellen Niveau halten wird, abgesehen von den beim Ölpreis üblichen deutlichen, aber nur kurzzeitigen Preisschwankungen.
Preisstabilität ist das zentrale Motiv der Förderbeschränkungen der Opec+. Genau deswegen wurde zuletzt die Fördermenge gedrosselt. Denn: Die Nachfrage nach dem schwarzen Gold hat sich abgeschwächt. "Viele Länder setzen auf Dekarbonisierung, die Opec-Staaten bauen angesichts dessen auch Alternativen auf, um die perspektivisch wegbrechenden Öleinnahmen ausgleichen zu können", sagt Rohstoffexpertin Widmann. Gerade aus China war die Nachfrage zuletzt geringer ausgefallen als erwartet.
Überangebot an Öl
Würde mehr Öl gefördert, würde der Preis wohl deutlicher sinken, sagt Analyst Fritsch. "Der Ölmarkt ist überversorgt. Wenn noch mehr gefördert wird, würde das den Preis potenziell unter Druck setzen." Daran habe insbesondere Saudi-Arabien kein Interesse. Das Land gibt in der Opec den Ton an.
Allerdings: Die Opec hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Macht verloren. Die Staaten hatten die Fördermenge zwar um knapp 5,7 Prozent der weltweiten Ölförderung gedrosselt. Dennoch war der Ölpreis gesunken - um rund 4,8 Prozent. Grund für dieses Paradoxon: Es gibt auch erdölfördernde Staaten außerhalb der Opec - und die haben ihre Ölproduktion erhöht, wie etwa die USA, Kanada, Brasilien, sagt Rohstoffexperte Fritsch.
Innerhalb der Staaten der Opec+ gibt es zuletzt immer wieder Knatsch. So hatten Vertreter der russischen Ölindustrie zuletzt öffentlich Unmut über die Strategie der Opec+ geäußert. Igor Setschin, der Chef des größten russischen Ölproduzenten Rosneft sagte, dass die Entscheidungen der Opec+-Gruppe, die Ölproduktion 2016 und 2020 zu reduzieren, der amerikanischen Schieferindustrie geholfen und sie zu einem führenden globalen Energieexporteur gemacht hätten. Tatsächlich haben die USA ihre Marktanteile deutlich ausbauen können.
Dennoch sagt Rohstoffexpertin Widmann: "Die Entscheidung der Opec hat deutliche Auswirkungen. Ansonsten wären die Ölpreise noch deutlicher gesunken."
Weiten die USA die Ölförderung aus, könnte der Preis sinken
Auch die Disziplin der Staaten sieht sie nicht ganz so kritisch, wie es teils kolportiert wird. "Einige Staaten scheren immer ein bisschen aus und produzieren etwas mehr, andere bleiben wegen Produktionsproblemen sogar hinter dem Ziel zurück." Insgesamt sei die Disziplin zuletzt ganz gut gewesen, so Widmann.
Mit dem Amtsantritt Donald Trumps könnte sich die Lage auf dem Ölmarkt noch ändern: "Die Schieferölproduktion wird forciert. Dann wird noch mehr Öl aus den USA kommen als ohnehin schon." Commerzbank-Experte Fritsch gibt dagegen zu bedenken, dass die Ölproduktion in den USA schon jetzt auf einem Höchststand sei. "Ich glaube, viel mehr geht da nicht", sagte er tagesschau24.
Steigt das Angebot aber dennoch - etwa wegen mehr Öl aus den USA - dürfte der Ölpreis sinken und zwar trotz gedrosselter Opec+-Fördermenge.