Porsche und VW sollen verschmelzen Wiedeking geht - VW kommt
Ende eines monatelangen Machtkampfs: Porsche-Chef Wiedeking verlässt das Unternehmen, Porsche und VW verschmelzen zu einem integrierten Konzern. Das gaben die Aufsichtsräte der Konzerne bekannt. Die Details sollen nun in Verhandlungen zwischen den beiden Autobauern geklärt werden.
Der Weg für einen neuen VW/Porsche-Konzern ist nach den Worten von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn frei. Der VW-Aufsichtsrat habe einem entsprechenden Konzept zugestimmt, sagte Winterkorn nach einer Sitzung des Kontrollgremiums in Stuttgart. Der neue Großkonzern solle zu einem "Kraftfeld" in der weltweiten Automobilindustrie werden. Porsche solle ein "eigenständiges Label" bleiben. Die genauen Modalitäten des Zusammengehens der beiden Unternehmen sollen bis zum 13. August erarbeitet werden.
Volkswagen will sich auf dem Weg zu einem gemeinsamen Konzern in mehreren Schritten am Sportwagengeschäft von Porsche beteiligen. "Der integrierte Automobilkonzern soll durch die schrittweise Beteiligung von Volkswagen an der Porsche AG und die abschließende Verschmelzung der Porsche Automobil Holding SE entstehen", teilte Volkswagen mit. Der neue Konzern soll in etwa zwei Jahren stehen.
In der Nacht hatte bereits der Porsche-Aufsichtsrat den Weg für einen integrierten Konzern freigemacht. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking trat mit sofortiger Wirkung zurück, auch Finanzchef Holger Härter verlässt das Unternehmen. Die beiden hatten die letztlich gescheiterte Übernahme Volkswagens durch Porsche vorangetrieben. Wiedekings Nachfolge tritt der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht an.
Kapitalerhöhung und Einstieg des Golfemirats
Der Aufsichtsrat hatte zudem beschlossen, die durch den Übernahmeversuch entstandenen Milliardenschulden durch eine Kapitalerhöhung von mindestens fünf Milliarden Euro sowie den Einstieg des Golfemirats Katar abzubauen. Der Aufsichtsrat beauftragte den Vorstand, die Verhandlungen mit Katar zum Abschluss zu bringen. Ziel sei es, die Voraussetzungen für die Bildung eines integrierten Automobilkonzerns aus der Porsche SE und der Volkswagen AG zu schaffen, erklärte der Aufsichtsrat nach dem einstimmigen Beschluss.
Porsche: Integriert, "aber eigenständig"
Wie und mit welchen Details die Integration in den VW-Konzern kommt, ist aber noch unklar. Nach Angaben von Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche soll Porsche nach einem Zusammenschluss mit VW als Unternehmen weiter bestehen. Der Sportwagenbauer solle "in einem integrierten Konzern eigenständig" bleiben, sagte der Miteigentümer bei einer Betriebsversammlung in Stuttgart. "Das ist der Wille der Familien Porsche und Piëch." Porsche könne "dank der jahrelnagen Arbeit des scheidenden Konzernchefs auf Augenhöhe" mit Europas größtem Autokonzern VW über den Zusammenschluss verhandeln. Mit tränenerstickter Stimme rief Porsche den Beschäftigten zu: "Verlassen Sie sich auf mich: Der Mythos Porsche lebt und wird nie untergehen."
Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück sprach in den ARD-Tagesthemen von einer Fusion zwischen VW und der Porsch-Holding. "Es wird keine Übernahme von Porsche geben." Der Sportwagenhersteller werde eigenständig bleiben und selbstständig über neue Modelle befinden. "Wir werden selber entscheiden", sagte Hück.
Zugleich kritisierte er den Umgang mit dem scheidenden Firmenchef Wiedeking massiv. "Der ist öffentlich hingerichtet worden", sagte Hück. Wiedeking habe den Sportwagenhersteller in 17 Jahren zu einer der führenden Automarken der Welt gemacht und habe die Kritik an seiner Person nicht verdient.
Wulff: VW-Tochter "wie Audi"
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der auch im Aufsichtsrat von VW sitzt, feierte die Beschlüsse als Durchbruch: "Wir machen uns gemeinsam auf den Weg, die Nummer eins der Welt zu werden." Porsche werde "wie die Ingolstädter Audi AG" künftig eine Tochter von VW sein.
Unklarheit herrscht auch noch über die exakte künftige Aktionärsstruktur des Konzerns. Das Emirat Katar wird nach Angaben Wulffs zum drittgrößten Aktionär von Volkswagen. "Wir gehen davon aus, dass Katar 17 Prozent der Aktien von Volkswagen übernehmen wird", sagte der CDU-Politiker. Katar werde in diesem Umfang die Optionen auf VW-Aktien von Porsche übernehmen. Damit bliebe Katar hinter der Beteiligung des Landes, das 20 Prozent an VW und damit eine Sperrminorität hält. In einer noch zu erarbeitenden Grundlagenvereinbarung über die Gründung eines integrierten Autokonzern aus VW und Porsche müssten die bei VW bestehenden Aktionärsrechte erhalten und die 20-prozentige Sperrminorität erhalten blieben, erklärte Wulff.
VW-Vorstandschef Winterkorn sagte, die künftige Beteiligung der Familien Porsche und Piëch - den bisherigen Besitzern des Porsche-Konzerns - an Volkswagen müsse noch errechnet werden. Sie dürften aber künftig die Mehrheit an VW halten.