Appel fordert längere Arbeitszeiten Post schwenkt auf Sparkurs ein
Mehrarbeit ohne Lohnausgleich, Nachverhandlungen zu einem bereits abgeschlossenen Tarifvertrag: Angesichts sinkender Umsätze und Gewinne will Post-Chef Appel seinen Beschäftigten einiges zumuten. Die Gewerkschaft ver.di lehnt die Pläne als "nicht verhandelbar" ab.
Die Deutsche Post will massiv Kosten senken. Davon sollen auch die rund 80.000 Briefträger in Deutschland betroffen sein. "Wenn wir Arbeitsplätze langfristig sichern wollen, dann darf es keine heiligen Kühe geben", sagte Post-Vorstandschef Frank Appel. Dabei gehe es etwa um die Verlängerung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnerhöhung, Lohnverzicht, Auslagerung von Diensten an andere Firmen und die Vergrößerung von Zustellbezirken.
Die Gewerkschaft ver.di wies die Forderungen der Post entschieden zurück. Appel solle "die Kirche im Dorf lassen", sagte eine Sprecherin. Es gebe einen vor Jahresfrist vereinbarten Tarifvertrag zu Arbeitszeiten und Entgelten, der "nicht verhandelbar" sei. Der Briefbereich der Post sei weder defizitär noch sanierungswürdig, sondern die "Cash-Cow" des Konzerns. "Es gibt keinen Grund, den Rotstift anzusetzen", betonte sie.
Lohnerhöhung wird im Dezember fällig
Post-Vorstand und Gewerkschaft hatten sich im April 2008 auf einen Tarifvertrag geeinigt, der bei einer Laufzeit von 26 Monaten eine Erhöhung der Löhne und Gehälter in zwei Schritten um vier und drei Prozent vorsieht. Der zweite Schritt wird im Dezember fällig. Beide Seiten hatten zudem einen Kündigungsschutz bis Juni 2011 vereinbart. Die Post hatte bereits mehrfach eine Verlängerung der Arbeitszeiten der Zusteller um eine halbe Stunde auf 39 Stunden pro Woche gefordert.
Im Briefbereich war der Umsatz der Post um 4,5 Prozent auf 3,486 Milliarden Euro und der Vorsteuergewinn um 25,5 Prozent auf 407 Millionen Euro geschrumpft.