Englischer Fußball Wer rettet die kleinen Clubs?
Während die Clubs der Premier League mitten in der Corona-Krise mehr als eine Milliarde Euro in neue Spieler investiert haben, fürchten kleine Vereine um ihre Existenz. Wer soll sie retten?
Der Weltuntergang: Für viele im englischen Fußball steht er kurz bevor. "Es ist ein finanzielles Armageddon, dass auf viele Clubs zukommt, vor allem auf die kleinen", sagt der ehemalige Geschäftsführer des Englischen Fußballverbands, Mark Palios.
Sechs Monate lang Geisterspiele
Sechs Monate wird es keine Fans in englischen Stadien geben - in keiner Liga. Das hat die britische Regierung vergangene Woche beschlossen. Für viele kleine Clubs ist der Ticketverkauf aber die Haupteinnahmequelle. Sechs weitere Monate halten viele wohl nicht durch.
Aber wer soll finanziell helfen? Die Regierung oder die reichen Clubs der Premier League? Jürgen Klopp, der Trainer des Meisters FC Liverpool, ist generell der Ansicht, die Starken sollten den Schwachen helfen: "Der Fußball sollte jetzt versuchen, sich selbst zu helfen - ohne Hilfe der Regierung. Dazu stehe ich zu einhundert Prozent."
So wie Klopp sehen das aber offenbar längst nicht alle in der Premier League: In einer Videokonferenz am Dienstag konnten sich die 20 Clubs nicht auf finanzielle Hilfen für die unteren Ligen einigen.
Das leere Stadion des Lincoln City FC. Englische Drittligisten müssen in der Corona-Krise um ihre Existenz bangen.
Wie gut geht es der Premier League?
Auch die Premier League ist von der Pandemie betroffen. 745 Millionen Euro pro Saison haben die Clubs vor Corona mit dem Verkauf von Tickets verdient: Geld, das jetzt fehlt.
Kieran Maguire beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem "Preis des Fußballs" - so heißt ein Buch und ein Podcast von ihm. "Ein Club wie Brighton zum Beispiel hat im vergangenen Jahr 20 Millionen Pfund Verlust gemacht. Und das war noch vor der Pandemie." Er verstehe natürlich diejenigen, die auf den Transfermarkt guckten und sagten: 'Da wird doch soviel Geld ausgegeben!'
"Aber das wird von den Clubs ausgegeben, die von reichen Oligarchen gesponsert werden. Es ist also nicht so einfach. Man braucht erst mal Geld, um in der Lage zu sein, Geld an die unteren Ligen weiterzugeben", so Maguire. Fakt ist aber auch: Im Gegensatz zu den unteren Ligen verfügt die Premiere League aber auch über Milliardeneinnahmen durch Fernsehgelder.
Drei Ligen in akuter Gefahr
Zumindest die Clubs der fünften Liga, der National League, sind jetzt vorerst gerettet. Die Regierung stellt 20 Millionen Pfund Hilfsgelder zur Verfügung. Dadurch kann die Saison am Samstag wieder losgehen. Zwar ohne Zuschauer, aber auch ohne die Angst vor dem Bankrott der Fünftligisten.
Doch damit ist den Teams der zweiten, dritten und vierten Liga noch nicht geholfen. "Die Gefahr ist, dass die Regierung sagt: 'Die Premier League muss zahlen!' Und die Premier League wiederum sagt: 'Die Regierung soll zahlen'", warnt der ehemalige Vorsitzende des englischen Fußballverbands, Greg Dyke. "Und die kleinen Clubs gehen in der Zwischenzeit pleite." Diese Gefahr ist noch immer nicht gebannt.