Rettung für insolventes Versandhaus in Sicht Bayern sagt Quelle Staatshilfe zu

Stand: 19.06.2009 13:55 Uhr

Für das insolvente Versandhaus Quelle ist mit staatlicher Hilfe Rettung in letzter Sekunde in Sicht. Der Freistaat Bayern will der Arcandor-Tochter mit einer Bürgschaft unter die Arme greifen. Damit soll der Druck des Winterkatalogs gesichert werden.

Das Land Bayern will die insolvente Arcandor-Tochter Quelle finanziell unterstützen. Nach einer Sondersitzung des bayerischen Kabinetts habe man sich darauf geeinigt, sich an einer Bürgschaft über 50 Millionen Euro zu beteiligen, teilte die bayerische Staatskanzlei mit. Alle an der Sondersitzung Beteiligten seien sich einig gewesen, "dass rasches Handeln für den Fortbestand und den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze der Quelle GmbH notwendig" sei.

Stichwort

Der Quelle-Katalog erscheint zweimal im Jahr mit einer Auflage von neun Millionen Exemplaren. Auf rund 1400 Seiten bietet er etwa 78.000 Artikel aus den Bereichen Mode, Technik, Wohnen und Küche. Mit Extra- und Spezialkatalogen kommen die Quelle-Kataloge allein in Deutschland auf eine jährliche Gesamtauflage von 560 Millionen Stück. Mit dem gedruckten Katalog erzielt das Versandhaus rund 40 bis 50 Prozent seines Umsatzes. Der Katalog habe aber auch eine starke Anreizwirkung für den Internethandel.

Quelles Anfänge waren deutlich bescheidener: In den Anfangsjahren des 1927 in Fürth gegründeten Unternehmens bot Gustav Schickedanz seine Ware in Preislisten an, zunächst in einer Auflage von rund 30.000 Stück. Der erste richtige Katalog wurde 1954 für die Frühjahrs- und Sommerkollektion erstellt und präsentierte auf 72 Seiten mehr als 1200 Produkte.

Nun sollen die Banken nun eine Lösung erarbeiten, um die Finanzierung des Quelle-Geschäfts sicherzustellen. Sollten die Gespräche mit den Banken erfolgreich verlaufen, werde der Insolvenzverwalter den Druckauftrag für den neuen Quelle-Katalog freigeben, ohne den das Unternehmen sein Versandgeschäft nicht fortführen könnte.

"Noch ein hartes Stück Arbeit"

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil sagte: "Es liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor uns, wir sind noch nicht am Ziel." Es seien aber die Voraussetzungen geschaffen, "dass der gordische Knoten durchschlagen werden könnte".

Der vorläufige Insolvenzverwalter von Arcandor, Klaus Hubert Görg, hatte in Berlin und München um Unterstützung geworben. Laut Görg ist die Lage bei Quelle so bedrohlich, weil die Essener Valovis-Bank, die die Zahlungseingänge der Quelle-Kunden abwickle, vor einer Woche ihre Arbeit für das Unternehmen eingestellt habe. Von den dringend benötigten Geldzuflüssen sei Quelle damit abgeschnitten, sagte Görg.

Krisentreffen in der bayerischen Staatskanzlei

Ministerpräsident Horst Seehofer hatte sein Kabinett, die Banken, den Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und Quelle-Chef Konrad Hilbers zu dem Krisentreffen in der Staatskanzlei geladen. Die Zusage der Banken, eine so genannte Konsortiallösung zu erarbeiten, ist Voraussetzung, dass der Bund eine Beteiligung an der Bürgschaft zusagt. Denn ohne Zukunftskonzept wäre das rechtlich nicht möglich.

Bund und Länder sollen sich die Staatsbürgschaften je zur Hälfte teilen. Im Falle Quelle sind zwei Bundesländer mit Quelle-Standorten beteiligt - Bayern und Sachsen. Von den 25 Millionen Länderanteil würden nach Angaben aus bayerischen Regierungskreisen voraussichtlich etwa 20 Millionen auf Bayern entfallen und die restlichen fünf Millionen auf Sachsen. Den Ausschlag gibt die Zahl der Mitarbeiter.

"Katalog ist die Existenzgrundlage"

Bei Quelle fehlt vor allem Geld für die Finanzierung der noch in diesem Monat geplanten Auslieferung des Quelle-Winterkatalogs. "Der Katalog ist die Existenzgrundlage eines Versandhauses", sagte Görg. Allein für den Katalog fehlen nach Angaben eines Sprechers rund 20 bis 25 Millionen Euro. Ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag sei für die Bestellung neuer Waren notwendig.

"Zehntausende Beschäftigte sind dankbar"

Geschäftsführer Konrad Hilbers dankte allen Beteiligten überschwänglich: "Zehntausend Beschäftigte in Deutschland sind Ihnen dankbar." Das Unternehmen habe eine Chance verdient.

Quelle zählt weltweit rund 8000 Mitarbeiter und braucht nach Angaben eines Unternehmenssprechers allein für den Druck des Winterkatalogs rund 20 bis 25 Millionen Euro und einen weiteren dreistelligen Millionenbetrag für die Bestellung neuer Waren. Der Quelle-Hauptsitz befindet sich im fränkischen Fürth.