Sanktionen und Einfuhrverbote Russland kämpft gegen steigende Preise
Wegen der Sanktionen könnten in Russland bald die Preise steigen - die Führung sucht nach einer Gegenstrategie. Bundesagrarminister Schmidt meint, auch für deutsche Bauern werde es "spürbare Auswirkungen" geben. Derweil gehen die Gefechte in der Ostukraine weiter.
Nach dem Einfuhrverbot für westliche Agrarprodukte will Russland drohende Preiserhöhungen begrenzen. Landwirtschaftsminister Nikolai Fjodorow beriet mit Branchenvertretern über mögliche Absprachen, um die Lebensmittelpreise zu deckeln. Solche Preiskontrollen könnten verhindern, dass die Teuerung durch Spekulationsgeschäfte angeheizt werde, erklärte sein Ministerium.
Fjodorow hatte erklärt, dass die Preise nur kurzfristig anziehen dürften, weil sich Russland mittelfristig nach Alternativlieferanten umsehen will. So könnte etwa mehr Fleisch aus Brasilien und Käse aus Neuseeland eingeführt werden.
Als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen der EU und der USA hatte Russland am Donnerstag ein Importverbot für Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte aus dem Westen verhängt. Auch Norwegen, Kanada und Australien sind davon betroffen. EU und USA wiederum hatten ihre Sanktionen Ende Juli verschärft, weil sie Russland vorwerfen, den Konflikt mit Separatisten in der Ostukraine anzuheizen.
In der kommenden Woche will die EU über die Auswirkungen des einjährigen russischen Importstopps für Lebensmittel aus der Union beraten. Dabei dürfte es auch um Kompensationsmöglichkeiten für EU-Landwirte gehen.
Schmidt warnt vor "spürbaren Auswirkungen" für deutsche Bauern
Nach Einschätzung von Bundesagrarminister Christian Schmidt können vom russischen Importstopp betroffene deutsche Bauern nicht auf rasche Hilfen hoffen. Zunächst seien Beratungen in Brüssel nötig, sagte der CSU-Politiker der "Passauer Neuen Presse". Europa sei für Hilfsmaßnahmen zuständig. Aus Sicht Schmidts kommen auf die deutschen Bauern "spürbare Auswirkungen" wegen des abgeschotteten russischen Markts zu - zu konkreten Auswirkungen lasse sich aber noch nichts sagen.
Die EU-Kommission hatte Europas Bauern am Freitag Unterstützung in Aussicht gestellt. Agrarkommissar Dacian Ciolos nannte Mittel aus einem Krisenfonds als mögliche Maßnahme.
Gefechte in Donezk
In der ostukrainischen Rebellenhochburg Donezk waren unterdessen wieder Explosionen zu hören. Nach Angaben der Stadtverwaltung schlugen Granaten ein. Wohngebäude seien nach ersten Informationen aber nicht getroffen worden, auch Verletzte habe es nicht gegeben. In Lugansk sind weiter Hunderttausende Menschen ohne Strom und Wasser. "Die Lage bleibt kritisch", sagte ein Stadtsprecher.
Die Regierungstruppen versuchen seit Wochen, die Großstädte Donezk und Lugansk von den Separatisten zurückzuerobern. In der Nacht zum Samstag mussten die Streitkräfte nach eigenem Bekunden Verluste in den eigenen Reihen hinnehmen, als sie von ihren Gegnern beschossen wurden. Nach Angaben aus Kiew wurden 13 Soldaten getötet.
"Sie wollen den totalen Konflikt provozieren"
Die Ukraine warf Russland erneut eine ernste militärische Provokation an der Grenze vor. Eine große Kolonne von Armeefahrzeugen sei bis fast auf ukrainisches Gebiet vorgedrungen, sagte der Vizechef der Präsidialverwaltung, Waleri Tschaly: "Sie wollten den totalen Konflikt provozieren." Wegen der "russischen Aggression" habe Präsident Petro Poroschenko die militärische Führung zu Beratungen einberufen. Die Ukraine werde seit Wochen von russischem Gebiet aus beschossen. „Wir lassen uns jedoch nicht provozieren“, sagte er.
Russland hat den Beschuss immer bestritten und seinerseits mehrfach beklagt, dass sein Staatsgebiet von ukrainischer Seite aus beschossen worden sei.