Investoren-Angebote abgelehnt Schluss für Schlecker
Der Schlecker-Gläubigerausschuss hat das Aus der insolventen Drogeriemarktkette beschlossen. Mögliche Investoren hätten keine akzeptablen Angebote vorgelegt, sagte Insolvenzverwalter Geiwitz nach der Sitzung. 13.500 Beschäftigte verlieren damit in den kommenden Wochen ihre Stellen. Die Bundesregierung kündigte Hilfe an.
Die bankrotte Drogeriemarkt-Kette Schlecker wird nach Angaben des Unternehmens abgewickelt. Es gebe keine wirtschaftliche Fortführungsperspektive, teilte Schlecker mit. Zuvor hatte der Gläubigerausschuss getagt.
Damit verlieren mehr als 13.000 Mitarbeiter voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli ihre Arbeit. Ende März hatten bereits 11.000 Schlecker-Beschäftigte im Zuge der Insolvenz ihren Arbeitsplatz verloren.
"Auch nachdem den Investoren am vergangenen Freitag eine Woche Zeit eingeräumt wurde, um ihre Angebote sowohl finanziell als auch konzeptionell anzupassen, liegt keine Offerte im akzeptablen Bereich vor", sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz nach der Sitzung.
"Ich bedaure diese Entscheidung im Hinblick auf die vielen, zum Teil langjährigen Schlecker-Mitarbeiter sehr, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren", betonte Geiwitz. Das Restrukturierungskonzept sei sehr anspruchsvoll gewesen, aber grundsätzlich machbar. Ein Knackpunkt sei nun die Zahl der Kündigungsschutzklagen gewesen, wegen derer Investoren ihre Angebote reduziert hätten.
Zuletzt noch zwei mögliche Interessenten
Zwei mögliche Investoren waren zuletzt noch bei Schlecker im Gespräch gewesen. Der deutsch-amerikanische Milliardär Nicolas Berggruen zog sein Angebot allerdings bereits in der Nacht zurück. In den vergangenen Tagen hatte er verlauten lassen, dass er mit dem Insolvenzverwalter in Kontakt stehe. Berggruen hatte auch Karstadt aus der Insolvenz übernommen.
Laut Medienberichten war zudem der US-Investor Cerberus an Schlecker interessiert. Das New Yorker Unternehmen gilt als knallharter Sanierer. Cerberus übernahm 2007 von Daimler die Mehrheit am US-Autobauer Chrysler, in Deutschland mischte Cerberus bei Woolworth und dem Kauf von großen Wohnungsbeständen mit.
Bereits Ende vergangener Woche hatte Geiwitz die Angebote der Interessenten aber schon als "schlichtweg nicht akzeptabel" bezeichnet. Insbesondere der Kaufpreis sei zu gering, aber auch das Konzept stimme noch nicht. Er hatte deswegen die Frist bis zur heutigen Sitzung gesetzt.
Kette schreibt Millionenverluste
Ohne hohe Investitionen kann die verlustreiche Drogeriemarktkette nicht weitergeführt werden. Dem Verkauf standen zum einen Tausende Kündigungsschutzklagen entlassener Schlecker-Mitarbeiter im Weg, die für einen Investor ein Risiko von mehr als 100 Millionen Euro darstellen.
Zum anderen schreibt die Drogeriemarktkette aber auch horrende Verluste. Geiwitz konnte sie nach eigenen Angaben bereits von 200 Millionen Euro jährlich auf etwa 25 Millionen Euro reduzieren. 2013 erwartet er noch Verluste von 20 Millionen Euro.
Ver.di: Mehrheit der Mitarbeiter zu Lohnverzicht bereit
Vor allem die Personalkosten gelten als problematisch. Geiwitz hatte deswegen von den derzeit noch 13.500 Beschäftigten einen zeitweisen Lohnverzicht von 15 Prozent gefordert.
Am Mittwoch hatte ver.di mitgeteilt, knapp drei Viertel der Beschäftigten seien laut Mitgliederbefragung bereit, auf 10,5 Prozent zu verzichten. Das wollen sie erreichen durch das dreijährige Aussetzen von Sonderzahlungen und das Verschieben tariflicher Lohnerhöhungen. Der Sprecher des Insolvenzverwalters sagte, das Entgegenkommen werde wertgeschätzt. Ob es am Ende reiche, sei aber fraglich.
Drei große Gläubiger fordern Geld
Schlecker hat mehrere große Gläubiger. Dem Kreditversicherer Euler Hermes schuldet das insolvente Unternehmen rund 300 Millionen Euro. Weiterer Gläubiger ist der Finanzdienstleister Markant Finanz AG für die gleichnamige Lieferantengruppe. Die Höhe der Markant-Forderungen ist bislang unbekannt. Die Bundesagentur für Arbeit fordert zudem 150 Millionen Euro.
Bei den Forderungen handelt es sich unter anderem um das gezahlte Insolvenzgeld von Januar bis März diesen Jahres. Die Höhe der Gesamtforderungen an Schlecker ist unbekannt. Zuletzt war von einem hohen dreistelligen Millionenbetrag die Rede.
Tochterfirmen finden Interessenten
Die französische Tochter Schlecker SNC war hingegen schon am Mittwoch an den französischen Einzelhandelskonzern Systeme U verkauft worden. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. In den 139 Schlecker-Märkten in Südfrankreich waren zuletzt rund 750 Mitarbeiter beschäftigt.
Auch für die zahlungsunfähige Tochter "Ihr Platz" hat Geiwitz einen potenziellen Käufer gefunden, zögert in der Hoffnung auf einen Verkauf des gesamten Konzerns aber noch mit dem Zuschlag. Die Münchner Unternehmensbeteiligung Dubag ist laut Medienberichten zur Fortführung aller 480 noch bestehenden Filialen ohne weiteren Personalabbau bereit.