Studie zu Schattenwirtschaft Inflation treibt Schwarzarbeit an
Die anhaltend hohe Inflation belastet viele Menschen in Deutschland. Die stark gestiegenen Preise werden in diesem Jahr nach Schätzungen von Forschern zu deutlich mehr Schwarzarbeit führen.
Die hohe Teuerungsrate und die schwächere Konjunktur dürften die Schwarzarbeit in Deutschland spürbar anheizen. Das erwarten die Arbeitsmarktforscher Bernhard Boockmann vom Institut für angewandte Wirtschaftsforschung der Universität Tübingen und Friedrich Schneider, emeritierter Professor der Johannes-Kepler-Universität Linz. Im Februar hatten sie in einer "Schattenwirtschaftsprognose" noch einen Rückgang für dieses Jahr vorhergesagt. Inzwischen hätten sich die Rahmenbedingungen aber deutlich geändert, sagte Boockmann der Nachrichtenagentur dpa.
Ein geringeres Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig schnell steigenden Preisen mache es für Anbieter schwieriger, ihre höheren eigenen Kosten auf die Kunden weiterzugeben. Das steigere beispielsweise im Handwerk den Anreiz, durch Angebote ohne Steuern und Sozialabgaben niedrigere Preise anzubieten.
Seit Jahren rückläufig
Die Arbeitsmarktforscher ermitteln seit 1997 aus verschiedenen Daten regelmäßig den Anteil der Schwarzarbeit an der gesamten Wirtschaftsleistung in Deutschland. Im Jahr 2003 hatte die Schattenwirtschaft danach mit einem Anteil von 16,7 Prozent gemessen am offiziellen Bruttoinlandsprodukt (BIP) einen Höhepunkt erreicht.
Seitdem ist die Schwarzarbeit in Deutschland tendenziell rückläufig. Den Tiefpunkt erreichte sie im Jahr 2019 mit einem Anteil von 9,3 Prozent. Im vergangenen Jahr lag das Volumen der Schwarzarbeit in Deutschland laut den Schätzungen der Forscher bei 338 Milliarden Euro. Der Anteil am BIP betrug demnach 9,5 Prozent.
Für dieses Jahr hatten Boockmann und Schneider ein weiteres Absinken auf 8,7 Prozent im Vergleich zum offiziellen BIP erwartet, das Volumen der Schwarzarbeit sollte gemäß ihren ursprünglichen Schätzungen noch 326 Milliarden Euro betragen. Mittlerweile sei aber ein Anstieg um einen zweistelligen Milliardenbetrag denkbar, sagte Schneider.