Achterbahnfahrt an der Börse Frankreich sucht nach Gründen für Bank-Absturz
Innerhalb kurzer Zeit waren die Aktien von der französischen Großbank Société Générale um 20 Prozent in die Tiefe gerauscht, heute fragt sich Frankeich, warum das geschehen ist. Auch Gerüchte um eine Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit halten die Börse weiter in Atem.
Von Julia Borutta, ARD-Hörfunkstudio Paris
Die Achterbahnfahrt geht weiter. Nachdem die französische Bank Société Générale am Donnerstagmorgen kurz ihren Handel ausgesetzt hatte, war sie zunächst mit einem deutlichen Plus gestartet. Die Pariser Börse schien sich insgesamt zu erholen. Doch am Mittag kam es wieder zu Einbrüchen. Auch bei der Société Générale. Der Absturz ihrer Aktie am Mittwoch von zeitweise mehr als 20 Prozent sorgt heute noch für aufgeregte Diskussionen.
Wie konnte es zu diesem dramatischen Einbruch kommen? Der Vorstandsvorsitzende Frédéric Oudéa betonte heute in einem Radio-Interview auf France-Info, seine Bank sei absolut solide aufgestellt: "Die kleinste Information löst die absurdesten Ängste aus. Ich weise die Gerüchte über Probleme unserer Bank aufs Schärfste zurück und verurteile die Spekulationen. Sie entbehren jeder Grundlage. "
Die Société Générale forderte mittlerweile die Finanzmarktaufsicht auf, den Ursprung der Gerüchte zu ermitteln. Ein Grund scheint ein Artikel der britischen "Daily Mail" vom vergangenen Sonntag zu sein. Das Blatt hatte behauptet, die Bank befinde sich in einer "gefährlichen Lage" und stünde "wahrscheinlich vor einem Desaster". Eine Aussage, für die sich die Zeitung mittlerweile offiziell entschuldigte.
Gerüchte über Herabstufung: Unbegründet oder nicht?
Ein zweiter Grund für die dramatische Entwicklung gestern scheinen die Pläne Griechenlands zu sein. Das Land will Anleihen mit einer längeren Laufzeit als 2020 in ein Tauschprogramm aufnehmen. Die größten französischen Banken halten besonders viele griechische Anleihen. Die anhaltend nervöse Stimmung an der Pariser Börse hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Gerüchte um eine Herabstufung der französischen Kreditwürdigkeit auch nach der gestrigen Krisensitzung des französischen Kabinetts nicht abreißen. Börsenanalyst Francois Chaulet hält sie jedoch für unbegründet: "Die Note Triple-A ist doch von allen drei großen Ratingagenturen gestern bestätigt worden. Und zwar mit einer stabilen Perspektive. Eine Neubewertung ist in absehbarer Zeit nicht vorgesehen."
Schuldenabbau als oberstes Ziel
Andere Experten warnen jedoch vor Augenwischerei. So erklärt Jacques Attali, einer der renommiertesten Ökonomen Frankreichs, dass die Höchstnote allerdings in Gefahr sei. Im einem ihrer Berichte vergleiche die Rating-Agentur Standard & Poors den französischen Schuldenstand ausdrücklich mit dem der USA. Kein anderes Land mit der Bestnote sei so hoch verschuldet wie Frankreich. Derzeit summieren sich Frankreichs Schulden auf knapp 85 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der radikale Schuldenabbau ist deshalb oberstes Ziel der Regierung Sarkozy. Er hat für den 24. August einen "Tag der Entscheidungen"" angekündigt. Dann sollen neue Maßnahmen zur Haushaltskonsolidierung vorgestellt werden.
Umfrage: Franzosen trauen Merkel in Finanzkrise mehr als Sarkozy
Frankreichs Wirtschaftsexperten fordern eine Bündelung der europäischen Schulden. Sie bezeichnen vor allem die Haltung der deutschen Bundesregierung als egoistisch und unsolidarisch. Neueste Meinungsumfragen belegen hingegen: Das größte Vertrauen in der Krise bringen die Franzosen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel entgegen.