Grüner Stahl EU erlaubt Milliarden-Beihilfe für Thyssenkrupp
Für den Bau einer Anlage zur grünen Stahlproduktion soll Thyssenkrupp bis zu zwei Milliarden Euro erhalten. Nun hat auch die EU-Kommission die Hilfen genehmigt. Mit dem Projekt könnten fast 60 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden.
Die EU-Kommission hat deutsche Milliardenhilfen für den Bau einer Großanlage zur klimafreundlicheren Stahlproduktion durch Thyssenkrupp genehmigt. Konkret betrage die Unterstützung bis zu zwei Milliarden Euro, wie die EU-Kommission mitteilte. Zudem habe sie ein 850-Millionen-Euro-Paket genehmigt, das Frankreich für ArcelorMittal geschnürt hatte.
Thyssenkrupp soll gewonnenes Wissen teilen
Die Hilfen sind den Angaben zufolge zweigeteilt. Zum einen sollen Subventionen von bis zu 550 Millionen Euro fließen, um eine Anlage für die Stahlproduktion zu bauen und zu errichten. Diese soll zunächst noch mit Erdgas betrieben werden, das aber bis 2037 vollständig durch erneuerbaren und damit klimafreundlicheren Wasserstoff ersetzt werden soll.
Mit den verbleibenden Fördermitteln in Höhe von bis zu 1,45 Milliarden Euro soll ein Mechanismus finanziert werden, der in den ersten zehn Jahren des Betriebs der neuen Anlage Mehrkosten decken soll. Konkret handelt es sich dabei um die Kosten, die bei der Beschaffung und Nutzung von erneuerbarem Wasserstoff anstelle von CO2-armem Wasserstoff (sogenannter blauer Wasserstoff) anfallen würden.
Über die gesamte Lebensdauer des Projekts können laut Kommission mehr als 58 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden. Thyssenkrupp habe sich verpflichtet, das im Rahmen des Projekts gewonnene Wissen aktiv an Industrie und Wissenschaft weiterzugeben. Der Stahlhersteller will knapp eine Milliarde Euro Eigenmittel investieren.
Habeck begrüßt Beihilfe-Genehmigung
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die Genehmigung der Milliarden-Beihilfen begrüßt. "Es ist ein richtig guter Tag, der zeigt, dass das Industrieland Deutschland eine grüne Zukunft hat", sagte der Grünenpolitiker.
Die Fördersumme von zwei Milliarden Euro dürfte "die größte Fördersumme sein, die jetzt ausgekehrt wurde". Es sei eines der größten industriepolitischen Projekte. "Es beweist auch die Standorttreue der energieintensiven Industrien, die sagen, wir wollen in Deutschland bleiben, wir wollen hier transformieren."
Aus Sicht der Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat der Bau einer Anlage weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen. "Das ist eine einzigartige Chance auf langfristige Perspektiven für Wertschöpfung, internationale Wettbewerbsfähigkeit und den Erhalt guter Arbeitsplätze", erklärte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU).
Größte Direktreduktionsanlage für "grünen" Stahl in Deutschland
Zur Herstellung von "grünem" Stahl will Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel in Duisburg eine sogenannte Direktreduktionsanlage (DR-Anlage) bauen. Sie soll mit klimaneutral erzeugtem Wasserstoff betrieben werden und so den Ausstoß von Treibhausgasen bei der Stahlerzeugung deutlich verringern.
Das Land Nordrhein-Westfalen und der Bund wollen das Projekt mit insgesamt rund zwei Milliarden Euro fördern. Die Gesamtanlage, zu der auch zwei sogenannte Einschmelzer gehören, soll Ende 2026 in Betrieb gehen. Es wäre dann die größte derartige Anlage in Deutschland. Der Bau hat aber noch nicht begonnen. Für Thyssenkrupp in Duisburg arbeiten rund 13.000 Menschen.
In Deutschland wollen weitere Stahlproduzenten solche Anlagen bauen. Die Firma Salzgitter erhielt bereits im April einen Förderbescheid über eine Milliarde Euro.